Eine dreijährige Abstinenz neigt sich dem Ende zu. Der Gottmadinger Frühjahrsmarkt lockt nach langer coronabedingter Pause am Wochenende als erste von einer Gemeinde veranstalteten Großveranstaltung im Hegau, die bisher jeweils zehntausende Besucher aus einem weiten Umkreis anzog. In der Gemeinde gibt es kurze Zeit später wieder die Aktionstage des Gewerbevereins am Samstag und Sonntag, 14./15. Mai. Ganz im Gegensatz zu den Veranstaltungen in Gottmadingen fällt ein Großereignis im benachbarten Singen zum dritten Mal hintereinander aus. Das für Ende Juni terminierte dreitägige Stadtfest wurde bereits im Februar abgesagt. Der Standortmarketingverein Singen Aktiv als Veranstalter und Oberbürgermeister Bernd Häusler waren übereingekommen, dass diese Art von Massenveranstaltung zu unsicher in Corona-Zeiten sei.

Unklare Perspektiven für Singener Stadtfest

„Wir haben Mitte Februar die Entscheidung getroffen, das Singener Stadtfest nicht auszuführen. Zu diesem Zeitpunkt war die Öffnungsperspektive in dem Maße, wie es derzeit die Verordnungen erlauben, nicht absehbar“, betont Claudia Kessler-Franzen, Geschäftsführerin von Singen Aktiv. „Was wir auf keinen Fall wollten, war eine Absperrung des gesamten Veranstaltungsgebietes. Das Stadtfest lebt von einer hohen Durchlässigkeit“, betont sie. Zudem sei auch nicht klar gewesen, ob die 2G- oder 3G-Regelungen oder anderes komplett aufgehoben würden. „Wir wiederum wollten ein Fest für alle, ohne Einschränkungen“, streicht sie heraus.

Hohentwielfestival und Weinfest sollen stattfinden

Der Charakter des Stadtfestes sei ein anderer als der Frühlingsmarkt, der auch nur tagsüber stattfinde. Wegen des gewohnten geballten Feierns bis in die Nacht hinein, hätten auch mögliche Teilnehmer des Stadtfestes große Bedenken geäußert. „Daher haben ja auch wir den verkaufsoffenen Sonntag „Singen Classics“ – auch eine Großveranstaltung – veranstaltet. Und trotz des kalten Wetters war sie sehr gut besucht, in der Innenstadt und im Süden“, erklärt Claudia Kessler-Franzen. Auch wenn es die Menschen nach draußen dränge, gebe es nach wie vor viele, die sich zurückhaltend verhielten. Es böten sich viele Möglichkeiten, in Singen auszugehen. Das Hohentwielfest werde stattfinden und auch das Singener Weinfest an den Start gehen.

100 Händler kommen nach Gottmadingen

Die Gemeinde Gottmadingen veranstaltet den Frühjahrsmarkt nur unter der Voraussetzung, dass die aktuellen Corona-Verordnungen keine Eingangskontrollen vorschreiben. Dies hatte der Gottmadinger Gemeinderat im Februar beschlossen. In der Sitzung am 7. April konnte Bürgermeister Michael Klinger grünes Licht für die Veranstaltung geben, da es derzeit so gut wie keine Beschränkungen gibt. „In der Kürze der Zeit ist es uns auch mit einem immensen Aufwand gelungen, gut einhundert Marktbeschicker für die Teilnahme zu gewinnen. Dabei half es, dass wir schon seit Längerem mit vielen Händlern in engem Austausch sind“, erklärt Marisa Stein. Sie leitet seit Februar das Gottmadinger Ordnungsamt, das auch für die Veranstaltung von Märkten zuständig ist. Der Frühjahrsmarkt habe fast die übliche Größe.

Der zugkräftige Gottmadinger Frühjahrsmarkt wird am Wochenende nach langer Zwangspause wieder stattfinden.
Der zugkräftige Gottmadinger Frühjahrsmarkt wird am Wochenende nach langer Zwangspause wieder stattfinden.

„Die Vorfreude ist groß, dass sich Menschen wieder im Marktambiente treffen können“, sagt sie. „Es gelten die gesetzlichen Richtlinien“, betont Marisa Stein. Aus der Pflicht, Masken zu tragen und Abstand zu halten, sei eine Empfehlung geworden. Die Gemeindeverwaltung mache den Standbetreibern keinerlei Vorgaben, wie dies rechtlich auch so geregelt sei.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) will diesmal an seinem Stand besondere Vorsicht walten lassen. „Als Rettungsdienst haben wir Vorbildfunktion“, betont Peter Löchle, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Gottmadingen. Ein Helferteam habe früher einen Großteil der beliebten Kuchen und Torten im DRK-Heim selbst gebacken. „Nun werden ausschließlich von Privatleuten gespendete Kuchen verkauft. Wir verzichten auf unser kleines Zelt, um größere Ansammlungen und ein Gedränge zu verhindern. Zudem sind einige Helfer nicht einsatzbereit, weil sie das Wochenende anders verplant haben, da erst kurzfristig feststand, dass der Frühjahrsmarkt stattfindet“, so Löchle.

DRK will Gefahren vermeiden

Die Ortsgruppe wolle mit allem Nachdruck die Gefahr eines Infektionsherdes am Stand vermeiden. Er selbst sei nicht im Einsatz. „Durch Vorerkrankungen gehöre ich zu einer besonders gefährdeten Gruppe“, begründet Löchle. Er rät zur Vorsicht, auch, weil etliche Menschen aus seinem Bekanntenkreis an Langzeitfolgen leiden, nachdem sie mit der Omikron-Variante infiziert worden seien. Die Gottmadinger Feuerwehr bietet dagegen ein volles Bewirtungsprogramm im und vor dem Feuerwehrhaus. „Wir geben Vollgas. Unsere Leute freuen sich riesig, dass sie die Gäste wieder bewirten dürfen“, sagt der Gottmadinger Kommandant Stefan Kienzler. Alle Helfer stünden schon bereit, kaum jemand fehle. Auch die Jugendfeuerwehr leiste ihren Einsatz. Eine Besonderheit sei die Fahrzeugschau. Ein vollektrisches Löschfahrzeug, das in Berlin getestet werde, mache vor der Verzollung durch den Hersteller in Gottmadingen Station.

Aktionstage für Unternehmen eminent wichtig

Nach dem Frühjahrsmarkt ist vor den Aktionstagen des Gottmadinger Gewerbevereins am Wochenende 14. und 15. Mai. „Für unsere Mitglieder sind die Aktionstage eminent wichtig. So können uns die Besucher als Einkaufsstandort Gottmadingen wieder wahrnehmen“, erklärt Alexander Growe, Vorsitzender des Gottmadinger Gewerbevereins. „Nicht alle Inhaber und Betreiber der Geschäfte haben es geschafft, mitzumachen. Dies ist der kurzen Vorbereitungszeit und teils Personalmangel von Betrieben und Geschäften geschuldet. Aber immerhin 36 Unternehmen zeigen ihre Produkte und ihr Leistungsspektrum. Sie haben an beiden Aktionstagen ganztägig geöffnet, auch zum Verkauf“, berichtet Growe.

„Manche Betriebe stehen vor der Schließung, wie ein Modegeschäft und das Sudhaus-Fitnesscenter, das nach Radolfzell wechselte. Hier schlägt auch zu Buche, dass viele Unternehmen wegen Corona lange Zeit zumachen mussten“, zeigt er auf. Es gebe aber auch Unternehmenszweige, bei denen das Geschäft regelrecht boome, wie bei den drei Gottmadinger Fahrradhäusern oder dem Handwerk.