In Gottmadingen geht es Schlag auf Schlag in Richtung Klimaneutralität: Nachdem der Gemeinderat die Bebauungsplanentwürfe für drei Freilandsolarparks gebilligt hat, folgte nun die Vertragsunterzeichung mit der Singener Firma Solarcomplex. Sie soll die drei Flächen in Gottmadingen für die Kommunale Solarpark Gesellschaft im Katzental, Ruthwiese und Vorräzen projektieren. Eine vierte könnte folgen.

Im Klartext heißt das, dass die Rahmenbedingungen für die öffentliche Ausschreibung der drei Parks ausgearbeitet werden sollen. „Als regionaler Energieversorger haben wir nach Jahrzehnten die meiste Erfahrung für Planung und Bauen“, empfahl sich der Gründer von Solarcomplex, Bene Müller. „Mit der Gemeinde Gottmadingen verbindet uns ein starkes Vertrauensverhältnis.“

Breite Zustimmung erreicht

Zuvor hatte Bürgermeister Michael Klinger als Aufsichtsratsvorsitzender der frisch gegründeten Solarpark GmbH eine Standortbestimmung seiner Gemeinde auf dem Weg in die Klimaneutralität vorgenommen. Er analysierte die bisherigen Schritte und definierte die Ziele. Nach ausführlicher und teilweise herzhafter Diskussion mit den Landwirten habe man schließlich eine breite Zustimmung in der Bevölkerung erreicht. „Wir mussten über bis zu 30 Grundstücke mit rund 80 bis 100 Eigentümern verhandeln“, sagte Klinger. „Davon hat nur einer Nein gesagt.“

Bei allen kritischen Themen setzt der Bürgermeister auf einen intensiven Bürgerdialog. Die Strategie scheint nun auch in Sachen Energiewende aufzugehen. In einem ersten Schritt beschäftigte sich die Gemeinde mit den öffentlichen Dächern. Es wurde untersucht, welche Flächen sich für Photovoltaik-Anlagen (PV) wirtschaftlich nutzen lassen. Erst nachdem diese Potenziale ausgeschöpft wären, so der Gedanke, könne man sich mit der Planung und dem Bau von Freilandsolarparks befassen. Im Gemeinderat war man sich einig, dass die Kommune mit gutem Beispiel vorangehen müsse, um auch im privaten Sektor einen Impuls für den energetischen Umbau zu geben.

Dachflächen kommunaler Gebäude werden auch bestückt

Vom Schützenhaus bis zur Einsegnungshalle wurden alle Dächer untersucht. Auch hier war die Firma Solarcomplex beteiligt. Das Ergebnis: 13 Dachflächen sollen bis 2025 mit PV-Anlagen bestückt sein. Auch auf den geplanten Flüchtlingsunterkünften werden PV-Anlagen auf den Dächern Sonnenstrom produzieren. Insgesamt 820 Kilowatt Spitzenleistung (kWp). Dafür investiert die Gemeinde nahezu eine Million Euro.

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Zum Wochenbeginn wurde mit der Montage der Dachanlagen begonnen. Weitere 13 Gemeindedächer sind für fremde Solaranlagen verpachtet. „Damit ist jede kommunale Dachfläche, auf der es technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, ab 2025 mit Solarzellen belegt“, sagt Klinger und schiebt noch eine Zahl hinterher: „Auf unseren Dächern befinden sich Solaranlagen mit 1,39 Megawatt. Mehr geht nicht.“

Bürgerbeteiligung ist Kernelement der neuen Gesellschaft

Mehr geht also nur noch auf der Freifläche, also in Solarparks. Und die werden nun in Angriff genommen. Die Gemeinde habe viel Unterstützung von der Energieagentur Konstanz bekommen, die die Situation überschlägig auf der Verbrauchsabrechnung von 2022 bewertet habe. Bei den Berechnungen habe sich Gottmadingen bewusst auf Vereinfachung verständigt und auf zeitraubende Detailanalysen verzichtet. Diese Mentalität imponiert auch dem Solarcomplex-Chef Bene Müller: „Anpacken und umsetzen, das gibt einen Schub in der Gemeinde und erhöht die Akzeptanz in der Bevölkerung.“

Kernelement der Solarpark GmbH ist die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung. Damit kennt sich Müller aus. Er hatte Solarcomplex als Bürgerunternehmen gegründet. Die Einwohner können sich finanziell an der Gesellschaft beteiligen. Auf die Verwaltung, namentlich Kämmerer Andreas Ley, kommt als Geschäftsführer der GmbH eine weitere Aufgabe zu. Die Gewinne aus der Stromproduktion fließen in den Gemeindehaushalt zurück. Das sei wirtschaftlich keine kleine Nummer, sagt Müller und hat dafür nur eine Bezeichnung: „Das ist zukunftsweisend.“

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Mit 22 Hektar Gesamtfläche fallen die Freilandsolarparks zwar kleiner aus als ursprünglich geplant. Eine vierte Fläche könnte aber später dazu kommen. Bis zum Jahresende 2024 sollen die Projektierungsphase und der Bebauungsplan abgeschlossen sein, sodass 2025 mit dem Bau der Anlagen begonnen werden könne, erklärt Michael Klinger. Nach der Ausschreibung wird sich zeigen, wer die Anlagen bauen wird.

Mehr Kapazitäten werden in der Gemeinde nicht gesehen

Eine vorsichtige Ertragsprognose wagt der Aufsichtsratsvorsitzende Klinger allerdings schon jetzt. „Konservativ gerechnet werden wir 22.000 Megawattstunden umweltfreundlichen Sonnenstrom produzieren“, hat er ausrechnen lassen. Damit könne man laut Statistik den Stromverbrauch von rund 13.000 Menschen oder 6500 Haushalten abdecken. Mehr könne Gottmadingen in Sachen Sonnenstrom nicht leisten. Das nächste Thema sei die Frage, wie es gelinge, Kohlenstoffdioxid (CO2) einzusparen.