Die Kommunalwahl am 9. Juni rückt immer näher. Martin Sauter (FW), Bernd Schöffling (CDU) und Bernd Gassner (SPD/UL) sitzen mit ihren Fraktionen im aktuellen Gemeinderat. Vor dem Wahltag wollte der SÜDKURIER von den drei ehrenamtlichen Politikern wissen, was sie mit ihren Fraktionen in der vergangenen Amtsperiode für die Gemeinde erreicht haben und was nicht umgesetzt werden konnte. Sie verraten außerdem ihre drei wichtigsten Themen für die nächsten Jahre.
FW: Neubau Eichendorff-Realschule und Quartier 2020
Beim Blick zurück zeigt Martin Sauter, dass in der vergangenen Amtsperiode schon viel erreicht wurde. Die neue Eichendorff-Realschule ist fertig und das Gelände der alten Schule wurde als Quartier 2020 neu überplant. „Dieser Leerstand wird aktuell sinnvoll als Notunterkunft für Flüchtlinge bereitgestellt“, sagt er. Ein Thema, das Gottmadingen beschäftigt, ist das der Kinderbetreuung. Hier konnte man mit einem Waldkindergarten und einem neuen Angebot auf dem IPG-Gelände die Situation entspannen.
Auch die Energiewende ist den Freien Wählern ein wichtiges Anliegen. Erst kürzlich sind die Bebauungspläne für vier Freilandsolarflächen beschlossen worden. Auch Gewerbetreibende zieht es nach Gottmadingen. „Das Bietinger Gewerbegebiet wird aktuell belegt und auch der ÖPNV hat eine deutliche Verbesserung erfahren, nicht zuletzt durch die Einführung des innerörtlichen 1-Euro-Tickets.“
Im Fokus der Freien Wähler steht auch die Gesundheit Bürger. Um die medizinische Versorgung dauerhaft zu gewährleisten, wurde ein medizinisches Versorgungszentrum eingerichtet, wozu auch die Fraktion beigetragen hat. „Ein zukunftsfähiges MVZ braucht funktionale Räumlichkeiten. Diese wurden zentral im Herzen Gottmadingens gefunden – der Umbau startet in Kürze.“ Im Juli 2025 soll der Betrieb starten.
Einige Projekte geraten ins Stocken
Der Gemeinderat hat zwar viel erreicht, doch nicht alle Projekte konnten im gewünschten Tempo umgesetzt werden. „Der Glasfaserausbau wird allerorts gefordert – kommt in Gottmadingen und allen Ortsteilen jetzt flächendeckend“, sagt Sauter. Der lange aufgeschobene Anbau der Randegger Halle wird diesen September eingeweiht. Ebenso befindet man sich derzeit mitten in der Umsetzung der neuen Spielplatzkonzeption.
Die drei wichtigsten Themen für die nächsten fünf Jahre
CDU: Gewerbegebiet Bietingen kommt voran
Auch für Bernd Schöffling und die CDU ist das mit Abstand wichtigste Projekt der Neubau der Eichendorff-Realschule, der erfolgreich im Zeitplan umgesetzt wurde. „Trotz nicht unerheblicher Kostensteigerungen im Bauverlauf konnte die Schule solide finanziert werden und wird von Schülern und Lehrern sehr gut angenommen. Die Gewerbesteuern wurden im Vorfeld zur Finanzierung sehr moderat angehoben“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende.
Auf dem Gelände der alten Realschule konnte inzwischen das Quartier 2020 im Rahmen eines Wettbewerbs an zwei Investoren vergeben werden. „Hierbei werden – seitens Gemeinderat und Verwaltung vorgegebene – innovative Wohnformen mit einer ökologisch hochstehenden Bauausführung verbunden. Das Zusammenleben der Generationen wird gestärkt.“
Des Weiteren hat Gottmadingen das Strom- und Gasnetz von der Thüga zurückgekauft. „Die Beteiligung an der Netzgesellschaft Rielasingen-Worblingen-Gottmadingen ist von Beginn an erfolgreich und wird von der CDU mit einem Vertreter im Aufsichtsrat begleitet“, so Schöffling.
Auch er hebt das Gewerbegebiet in Bietingen als wichtiges Projekt hervor. „Das auf Initiative der CDU entwickelte Gewerbegebiet Schweizer Tor ist inzwischen in der Entwicklung, innovative Nutzungsformen wie der Handwerkercampus gehen schonend mit der raren Gewerbefläche um.“
Dass es mit dem Spielplatzkonzept nur schleppend vorangeht, ist für die Fraktion ein Ärgernis. „Die Umsetzung des beschlossenen Spielplatzkonzeptes findet aufgrund von Überlastung der zuständigen Stellen verzögert statt, dieses Jahr wird der zentrale Spielplatz an der Riedwiese erstellt“, sagt Schöffling. Der neue Spielplatz an der Hilzinger Straße muss hingegen noch warten.
Auch die Finanzen spielen eine Rolle, wenn es um neue Projekte geht. „Die Arbeitskraft der Verwaltung bei der Umsetzung von beschlossenen Maßnahmen ist häufig als zeitlich begrenzender Faktor zu berücksichtigen“.
SPD: Konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat als wichtigen Faktor
Bernd Gassner (SPD/UL) sieht die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat als Stärke, damit Vieles angestoßen und umgesetzt werden kann, da „sehr sachbezogen diskutiert und in konstruktiver Zusammenarbeit um die für die Zukunft besten Lösungen gerungen wird“, so Gassner. Auch er nennt das MVZ, die Eichendorff-Realschule, die Freiland-Photovoltaik-Anlagen und das Quartier 2020 als wichtige Projekte, die auf den Weg gebracht wurden. Bei Letzterem habe die SPD/UL-Fraktion die Pflicht mit eingebracht, mindestens 20 Prozent sozial gebundenen Wohnraum zu schaffen.
Weitere Projekte seien die Unterbringung von geflüchteten Menschen in neuen Häusern, die langfristig als Wohnungen der Gemeinde zur Verfügung stehen können. Auch der letzte Abschnitt der Erweiterung der Grenzlandhalle in Randegg wurde angepackt. „Die zusätzlichen finanziellen Mittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ werden für die Freistellung der Kindergartenleitungen eingesetzt und damit für eine Verbesserung der Betreuung. Dies ging maßgeblich von der SPD/UL aus.“
Die Fraktion habe sich zudem für die Einführung von Tempo 30 auf der Hauptstraße starkgemacht. „Die Möglichkeit bestand seit längerem auf Basis des Lärmaktionsplans, fand im Rat aber keine Mehrheit. Erst im Zuge der Radwegeplanung und nach klarer Empfehlung der Fachplaner wurde es umgesetzt“. Längerfristig angelegte Projekte wie die Spielplatz- oder die Radwege-Konzepte werden mit Beteiligung der Bürger auf den Weg gebracht. „An dieser partizipativen Herangehensweise sind wir nicht unschuldig“, so Gassner.
Dennoch gibt es laut SPD/UL-Fraktion Dinge, die noch besser sein könnten. So fehlt eine verlässliche Ganztagsbetreuung im Kindergartenbereich. „Besonders der Personalmangel verhindert hier ein besseres Angebot.“ Auch die Aufwertung des Riederbachs als Attraktion im Ortskern wurde mit Ausnahme des gerade entstehenden Spielplatzes „Riedwies“ nicht weiter verfolgt. Zu diesem Thema gehört auch das Areal der Fahr-Kantine. „Diese hätte das Potenzial als Fixpunkt in der Gemeinde für vielerlei Veranstaltungen, im Haus und drumherum. Es fehlt aber etwa eine feste Bühne samt dauerhafter Technik dafür.“