Bei der Energiewende müssen auch Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen. Deswegen hat sich Gottmadingen 2021 entschlossen, eigene Solarparks zu entwickeln. Etwa drei Jahre und einige lebhafte Diskussionen später wird es an drei Standorten konkret. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die Bebauungsplanentwürfe für Flächen in Gottmadingen, Ebringen und Randegg gebilligt. Alle drei Planentwürfe sind derzeit in der Offenlage, wie dieser Schritt im Verwaltungsdeutsch heißt. Doch ohne Bebauungsplan kein Solarpark – daher ist das gesamte Verfahren notwendig.
Damit ist nun auch klarer, wo konkret die Solarmodule stehen und wie groß sie werden sollen. Geplant sind die Anlagen im Katzental in Gottmadingen, auf der Ruthwiese in Randegg und in Vorräzen bei Ebringen. Zusammen werden in den drei Bebauungsplänen fast 22 Hektar für Freilandsolaranlagen in kommunaler Hand ausgewiesen, wie aus den Zahlen in den Sitzungsvorlagen hervorgeht.
Die Stadtplanerin der Gemeinde, Olga Gozdzik, erklärte dem Gremium, dass die Module ohne Fundamente gebaut werden, nur mit Ständern, die in den Boden gerammt werden. Dadurch könne man sie am Ende der Betriebsdauer auch leichter wieder abbauen und beispielsweise Landwirtschaft dort betreiben.
Um die drei Solarparks herum soll jeweils eine Umzäunung mit einem Weg errichtet werden. Der Zaun soll laut Gozdzik auch 30 Zentimeter Abstand zum Boden haben, damit kleinere Tiere weiter darunter durchlaufen können: „Naturschutz spielt eine große Rolle“, so die Stadtplanerin.
Hier sollen Solarparks entstehen
Der größte der drei Solarparks ist mit etwa 10,7 Hektar der im Katzental nördlich des Gottmadinger Industriegebiets vorgesehen. Installiert werden soll an dieser Stelle eine Maximalleistung von 10,7 Megawatt. Der Anschluss ans Stromnetz soll laut Gozdzik beim Schalthaus der Firma Constellium erfolgen. Auch die archäologische Untersuchung habe sich „positiv entwickelt“.
Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger nutzte die Gelegenheit für ein ausdrückliches Lob an die zuständigen Kreis- und Landesbehörden. An der Stelle, wo später Solaranlagen stehen sollen, wurde nämlich ein Standort eines Galgens vermutet. Kreisarchäologe Jürgen Hald sei dabei immer pragmatisch vorgegangen und das zuständige Landesamt sei rasch mit einem Messwagen zur Stelle gewesen: „Gefunden haben sie allerdings nichts“, so Klinger.
Auch das Baurechtsamt des Konstanzer Landratsamts erntete ein Lob von Klinger. Nur ein Grundstückseigentümer habe an dieser Stelle nicht mitgemacht, so der Bürgermeister weiter, allerdings als einziger bei allen drei Solarparks: „Es gab eine große Aufgeschlossenheit bei den Eigentümern für das Engagement der Gemeinde.“
Bedürfnisse der Landwirtschaft wurden berücksichtigt
Zu Beginn der Diskussionen hatten Landwirte auch um Ackerflächen gefürchtet, darauf ging Klinger ebenfalls ein: „Bei zwei der Standorte gehen wir auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft ein.“ Der Standort Katzental sei ein Vorschlag aus der Landwirtschaft gewesen, da es sich um keinen guten Acker handeln würde. Die Zustimmung des Gemeinderats dazu war einstimmig. Allerdings stimmte in diesem Fall Norbert Fahr (Freie Wähler) wegen Befangenheit nicht mit ab.
Bei den anderen beiden Solarparks stimmte Fahr als einziger jeweils gegen die Bebauungsplanentwürfe und enthielt sich beim Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange wie Stromversorgungsunternehmen, die möglicherweise Leitungen im Boden unter einem Bebauungsplanbereich haben.
Beim Solarpark Vorräzen stimmten die Gemeinderäte auch – mit Enthaltung von Fahr – einer starken Verringerung der Fläche zu. Statt wie ursprünglich vorgesehen etwa 12,7 Hektar wird dieser laut der Sitzungsvorlage nur noch etwa 5,6 Hektar groß sein. Kämmerer Andreas Ley erklärt im Nachgang den Hintergrund: „Das liegt an der Ableitung des Stroms.“
Die Leitung des Netzbetreibers reiche für die ursprüngliche Größe des Parks nicht aus. Daher soll dort nur eine Höchstleistung von 7,6 Megawatt installiert werden. Sollte es dort einmal mehr Leitungskapazität geben, könnte man darüber nachdenken, den Solarpark zu vergrößern, ergänzt Ley noch.
Ruthwiese ist zu feucht für Landwirtschaft
Ein weiterer Standort, der laut Bürgermeister Klinger aus den Reihen der Landwirte vorgeschlagen worden sei, ist die Ruthwiese in Randegg, nördlich der Biber gelegen. Dort sei der Grund wegen des Flüsschens eher zu feucht für Landwirtschaft, so Klinger. Auch der Solarpark dort soll etwa 5,6 Hektar groß werden, installiert werden soll laut der Vorlage eine Höchstleistung von 6,8 Megawatt.
Der Weg zwischen den beiden dort geplanten Solarfeldern soll offen bleiben, schilderte Stadtplanerin Gozdzik. Und Klinger betonte auf eine Anfrage von Bernd Schöffling (CDU), dass alle drei Flächen nach der Umgestaltung zum Solarpark naturschutzmäßig wertiger seien als vorher. Die Gemeinde sammle damit also Ökopunkte.