Der Hegau ist mit seiner Nähe zum Bodensee und seinen Qualitäten als Urlaubsregion ein Zuzugsgebiet. Das hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass es in manchen Dörfern eng geworden ist und Bauplätze für nachfolgende Generationen knapp werden. So auch in Gottmadingen. Der Gemeinderat hat deshalb ein Punktesystem entwickelt, mit dem die Vergabe von Grundstücken gesteuert wird. Im Rahmen der Diskussion über ein neues Wohngebiet im Quartier 2020 auf dem Gelände der heutigen Eichendorff-Schule wurde deutlich, dass auch ein Bedarf an Mehrgenerationenhäusern besteht. Gemeint sind Häuser für mindestens drei Generationen.
Häuslebauer aufgepasst! Wo Grundstücke im Kreis Konstanz entstehen und wie man sich bewerben kann
Große Grundstücke nur für mehrere Generationen
Es stellte sich heraus, dass die meisten Grundstücke für diese Wohnform zu klein sind und der Druck auf geeignete Bauplätze umso größer wird. Andererseits fehlen entsprechende Kriterien in den Vergaberichtlinien der Gemeinde. Konkret geht es um zwei Grundstücke im Eschenweg, die sich für Mehrgenerationenhäuser eignen würden. Deshalb legte die Verwaltung dem Gemeinderat nun eine Ergänzung des Punktesystems ans Herz. Danach sollte Mehrgenerationenwohnen mit 15 bis 20 Punkten bewertet werden. Bisher erhalten Bauwillige, die bereits in der Gemeinde wohnen, 20 Punkte; wer früher in Gottmadingen gewohnt hat, bekommt 15 Punkte. Wer einen Betrieb in Gottmadingen hat, erhält 15 Punkte, wer hier arbeitet bekommt zehn Punkte.
Wie schwer wiegen soziale Aspekte bei der Bauplatzvergabe?
Auch soziale Aspekte werden bewertet. So werden die Punkte für ein unterhaltspflichtiges Kind von fünf auf zehn Punkte aufgestockt, ebenso für ein Familienmitglied mit einer Behinderung ab 50 Prozent. Wer sich ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert bekommt fünf Punkte gutgeschrieben. Bei der Bauplatzvergabe entscheidet also die Anzahl der Punkte.
Für Gerechtigkeit braucht es Rechtssicherheit
Während die ergänzenden Vergabekriterien zunächst für die Grundstücke im Eschenweg gelten sollen, fordert Bernhard Gassner (SPD/UL) diese Kriterien für die gesamte Gemeinde ein. Kirsten Graf (SPD/UL) fragt an, wie die Einhaltung der Kriterien überhaupt kontrolliert werden sollen. Bis zuletzt lasse sich das nicht überprüfen, räumt Bürgermeister Michael Klinger ein. „Wenn sich ein Paar mit Familie und Oma und Opa vorstellt, müssen wir hoffen, dass das Projekt am Ende auch funktioniert“, sagt er. Zwingen könne man sie am Ende nicht.
Der Eschenweg wird zum Modell
Thomas Barth (CDU) wollte in der jüngsten Ratssitzung den Eschenweg zuerst als Pilotprojekt gesondert betrachten und die Gewichtung der sozialen Aspekte später diskutieren. Stephanie Feißt-Ruh (FWG) forderte hingegen insgesamt eine höhere Gewichtung der sozialen Aspekte bei der Grundstücksvergabe. Und Martin Sauter und Norber Fahr (beide FWG) regten an, das Mehrgenerationenthema wie ein unterhaltspflichtiges Kind zu gewichten. Letztlich entschieden sich die Räte mit knapper Mehrheit, 15 Punkte für Mehrgenerationenprojekte im Eschenweg zu vergeben. Das könnte das Vorbild für die Gesamtgemeinde werden.