Ein Freibad, das in einem heißen Sommer aus allen Nähten platzt. Eine Feuerwehr, die keinen ehrenamtlichen Kommandanten mehr findet. Ein Taubenhaus, dessen Pflege schwierig wird. Und eine Stadtbibliothek, die ohne Ehrenamtliche weit kürzere Öffnungszeiten hätte. An allen Ecken und Enden macht es sich bei öffentlichen Einrichtungen bemerkbar, das ehrenamtliche Engagement von Bürgern.
Rettungsschwimmer für das Bad
Das Höhenfreibad in Gottmadingen ist so eine öffentliche Einrichtung, in der ehrenamtliche Helfer maßgeblichen Anteil am Betrieb haben. Aktiv sind dort Mitglieder der DLRG Gottmadingen und des Fördervereins für das Bad. Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger hat dazu Zahlen parat. So hätten im Sommer 2024 die 22 DLRG-Helfer etwa 570 Stunden im Höhenfreibad geleistet, die Helfer des Fördervereins etwa 100 Stunden.
Klinger lässt durchblicken, dass ohne die Ehrenamtlichen das Bad durchaus öfter schließen müsste. Denn wenn besonders viel Betrieb ist oder Stammpersonal unvorhergesehen ausfällt, würden sie helfen, Engpässe zu überbrücken.

Die Ehrenamtlichen sind dabei immer mit einem angestellten Schwimmmeister am Beckenrand unterwegs, schildert Manuela Beschle, Vize-Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Gottmadingen. Denn der Schwimmmeister trage die Gesamtverantwortung.
In der Regel gebe es für die Einsätze der DLRG-Wachgänger feste Zeiten an den Wochenenden. Alle Helfer seien zumindest Silber-Rettungsschwimmer der DLRG, so Beschle. Zu dieser anspruchsvollen Ausbildung kommen regelmäßige Erste-Hilfe-Schulungen und Auffrischungen. Beschle sagt: „Wir greifen öfter ein, als man denken sollte.“

Wie anstrengend so ein Einsatz sein kann, unterstreicht Jan Zwingenberger. Er ist Vorsitzender des Fördervereins des Höhenfreibads und schildert: „Die Sonne brennt wie verrückt und die ganze Zeit steht man unter der Anspannung zu beobachten, was in der Menschenmenge gerade passiert – dass zum Beispiel nicht doch mal ein Kind untergeht.“ Der Entschluss, dass auch der Förderverein Rettungsschwimmer zur Verfügung stellt, sei aufgekommen, als bei der DLRG das Personal knapp geworden sei, so Zwingenberger.
Die fünf Freiwilligen aus dem Vorstand des Vereins springen nun bei Engpässen ein und haben eine bäderbezogene Prüfung als Rettungsschwimmer abgelegt, sagt der Vereinsvorsitzende. Ihr Einsatz sei „für das Höhenfreibad immens wertvoll und wichtig“, so Bürgermeister Michael Klinger.
Ein Kommandant für die Feuerwehr
Die Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe von Kommunen, sie gehört zur sogenannten Daseinsvorsorge. Ebenso klassisch erledigen die Kommunen diese Pflichtaufgabe mit freiwilligen Kräften. Denn wenn es brennt, braucht es gleichzeitig sehr viele gut ausgebildete Einsatzkräfte. Diese per Fixgehalt mit Urlaubsanspruch vorzuhalten, dürfte die allermeisten kommunalen Haushalte überfordern. Dennoch werden in Feuerwehren der Region zunehmend Aufgaben von hauptamtlichen Feuerwehrleuten erledigt.
Jüngstes Beispiel für dieses Phänomen ist Hilzingen, wo der ehrenamtlich tätige Kommandant Jean-Pierre Müller schon im Februar 2024 bekannt gab, das Ehrenamt nicht mehr ausfüllen zu können. Bis November 2024 war er im Amt, seitdem ist die Position vakant.
Bürgermeister Holger Mayer schildert zur Erklärung, über was in diesen Tagen häufig geklagt wird: „Es gibt stark steigende Einsatzzahlen und ausufernde Bürokratie und Vorschriften.“ Außerdem müsse die Arbeit eines ehrenamtlichen Kommandanten auch mit dem Arbeitgeber vereinbar sein. Daher wird der nächste Kommandant in Hilzingen hauptamtlich – nach einigen Diskussionen.
Als nächstes werde eine Ausschreibung veröffentlicht, so Mayer. Wenn ein qualifizierter Bewerber auftrete, der auch gut mit der Mannschaft auskommt, werde man sicher gut zueinanderfinden.
Eine Rückkehr zum Ehrenamt sei aber nicht ausgeschlossen, so Mayer. Und er betont, dass die Feuerwehr kein Nachwuchsproblem habe: „Die Jugendfeuerwehr hat sogar eine Warteliste und wir haben einige gute Nachwuchsführungskräfte.“
Ein Pfleger für das Taubenhaus
Auch für eine komplett neue Aufgabe sucht die Gemeinde Hilzingen eine Ehrenämtlerin oder einen Ehrenämtler – nämlich für die Pflege des Taubenhauses. Das hat die Gemeinde angeschafft, weil es ein Taubenproblem gebe, was vor allem im Neubaugebiet Steppachwiesle beklagt werde, so Holger Mayer. Das Problem: „Es soll kein 520-Euro-Job sein und es sollen keine Personalkosten bei der Gemeinde anfallen“, erklärt der Bürgermeister angesichts eines Gemeinderatsbeschlusses. Ein ehrenamtlicher Helfer habe sich aber bislang nicht gefunden.
Was nun? „Wir sind noch einmal auf die Suche nach ehrenamtlichen Helfern gegangen“, sagt Mayer. Man werde dazu mögliche Interessenten ansprechen und er habe Hoffnung, dass sich jemand findet. Eine Krise des Ehrenamtes sieht der Bürgermeister darin aber nicht: „Es liegt vermutlich am Speziellen dieser Aufgabe.“ Denn dazu gehört nicht nur, die Eier der Tauben durch Gipseier auszutauschen, sondern man muss das Taubenhaus auch ausmisten. Sollte sich weiterhin kein Ehrenamtlicher dafür finden, dann müsse sich der Gemeinderat erneut mit dem Thema beschäftigen.
Helfer für die Stadtbibliothek
Eine wichtige Rolle spielen ehrenamtliche Helfer auch für die Stadtbibliothek in Engen. Das sagt Bärbel Oetken, die mit Judith Maier-Hagen die Leitung der Bibliothek innehat: „Die Öffnungszeiten könnten wir ohne Ehrenamtliche nicht aufrechterhalten.“ Bei etwa 20.000 Medien in der Bibliothek und etwa 80.000 Ausleihen pro Jahr durch mehr als 1100 aktive Leser seien die Ehrenamtlichen oft gefordert. Etwa 20 freiwillige Helfer gebe es in der Stadtbücherei, in der Regel unterstütze jeder von ihnen einmal pro Monat beim Ausleihdienst, sagt Oetken.
Die Arbeit finde jeweils während der Öffnungszeiten statt, eine Schicht sei daher zwei oder drei Stunden lang, zuzüglich etwa einer halben Stunde Vorbereitung. Währenddessen müsse eine hauptamtliche Kraft dabei sein.
Besonders weit verbreitet sei so ein Modell nicht, sagt Oetken, denn zu der Arbeit gehöre auch der Umgang mit Technik und Computerprogrammen, für die Übung gut sei. In Engen gebe es aber auch die Besonderheit, dass die Bibliothek aus seiner Bürgerinitiative heraus entstanden sei: „Unsere Einrichtung hat traditionell starken Rückhalt in der ehrenamtlichen Gruppe.“