Das Schloss Weiterdingen wird seinem Titel gerecht: 30 Räume bieten viel Platz, prunkvolle Kronleuchter hängen an den stuckverzierten Decken und das Eichenparkett könnte sicher viele Geschichten von Hochzeiten und anderen Festen erzählen. Das Stadtpalais inmitten des Hilzinger Teilorts bietet viel Platz auch für Gegenstände, die ein Schloss so ausmachen, etwa reich verzierte Bilderrahmen oder dezente Lampen. Doch weniger ist manchmal mehr, findet der Schlossherr Josef von Hornstein, und möchte sich von einigen Gegenständen trennen. Also hat er mit Hausdame Sandra Kirsch ausgemistet. Was bisher auf dem Speicher lagerte, soll nun in einem ersten Flohmarkt verkauft werden. „Es ist von allem ein bisschen was dabei“, kündigt Kirsch an. Bilder, Lampen, Marienfiguren und Kleider der Baroness finden sich in der einstigen Turnhalle ebenso aufgereiht wie dicke, rosa Vorhänge mit barockem Muster.

Manche wollen schon vorab vorbeikommen
Noch weiß Sandra Kirsch nicht, was sie am Freitag, 27. September, erwartet. Ab 12 Uhr können Besucher in der einstigen Turnhalle stöbern und Schätze aus dem Schloss erwerben. Doch schon jetzt werde das Interesse der Menschen deutlich: Der ein oder andere Anrufer habe vorab vorbei kommen wollen, um einen Blick auf die Tische und Bänke zu werfen. Oder besser: Auf die Besitztümer der Freiherrenfamilie, die darauf gesammelt sind. Doch das könne sie nicht machen, sagt Kirsch. Jeder solle ja die gleiche Chance auf einen Teil des Schlossinventars haben. Am Freitag wird die Hausdame gemeinsam mit Doris Maus und Alexandra Fusenecker bis 18 Uhr da sein, Samstag von 9 bis 16 Uhr. Und wenn die Nachfrage schon am Freitag groß ist? Sie hätten noch genügend Gegenstände, um die Stände wieder aufzufüllen, versichert Kirsch.
Preise beginnen bei einem Euro
Dabei sind die Veranstalter bereits einige Tage vor dem Flohmarkt startklar. An der Turnhalle hängt ein pinkes Plakat, das den Flohmarkt verkündet, und innen sind viele der Gegenstände bereits mit einem Preisschild versehen.

Flohmarkt-Feilschen: „Alles ist verhandelbar“
Dekorative Baumstämme, die wie Nikoläuse aussehen, gibt es ab sieben Euro, ein größeres Bild soll zwölf Euro kosten. In Kisten sind einige Gegenstände gesammelt, die nur einen Euro kosten sollen. Manche Gegenstände stammen noch vom Vorgänger, erklärt Josef von Hornstein, andere seien aus dem Familien- und wieder andere aus seinem persönlichen Besitz. Wie bei jedem anderen Flohmarkt seien die Preise aber Verhandlungssache, sagt Kirsch. Ziel sei nicht, möglichst viel Geld einzunehmen, sondern vielen Gegenständen ein neues Zuhause zu geben. „Wir möchten die Turnhalle auch wieder leer haben – am liebsten ganz“, bekräftigt Schlossherr von Hornstein. Ihm mache es Freude, wenn andere sich an den Gegenständen freuen.

Haus will ordentlich genutzt werden
Die Vorbereitungen dafür laufen seit Jahresanfang, nach den ersten Hochzeiten des Jahres hätten sie über einen Schloss-Flohmarkt nachgedacht. Denn Schloss Weiterdingen soll umgestaltet werden, damit es für Nachbarn ruhiger wird. Das Haus müsse eine vernünftige Nutzung haben, erklärt Josef von Hornstein, ohne ins Details zu gehen. „Die vielen Zimmer möchten belebt werden“, sagt er. Doch der Denkmalschutz bringe gewaltige Auflagen mit sich. Selbst einzuziehen könne er sich nicht vorstellen, die Familie lebt im nahen und kleineren Schloss Binningen. Was er sich hingegen gut vorstellen kann, ist eine Fortsetzung des Flohmarkts. Es gebe noch viele Dinge im Schloss, die einen neuen Besitzer finden könnten, sagt auch Hausdame Sandra Kirsch. Möbel stehen bislang beispielsweise kaum zum Verkauf, könnten es aber künftig. Doch nun gelte es erst einmal, die Premiere zu bewältigen, bevor danach die letzten Hochzeiten des Jahres und die Silvester-Feier anstehen.

Wer etwas kauft, erhält einen Kaffee-Gutschein
Neben dem Flohmarkt selbst hat Sandra Kirsch auch Verpflegung und Parkplätze organisiert: Besucher finden im Schloss direkt neben der Turnhalle ein improvisiertes kleines Café, in dem es Kaffee und Kuchen geben wird. „Einige haben wir in der Schlossküche gebacken“, kündigt Kirsch an. Wer beim Flohmarkt etwas kaufe, erhalte einen Kaffee-Gutschein. Auch für genügend Parkplätze sei gesorgt. Kürbisse werden den Weg weisen, sagt Hausdame Sandra Kirsch. Denn in direkter Nähe gebe es noch einige Stellplätze mehr für künftige Besitzer von Schlossinventar.
Das Schloss
Die Familie von Hornstein hat das Schloss Weiterdingen 2007 von der Erzdiözese Freiburg gekauft. Das Schloss wurde 1683 von Baron Balthasar Ferdinand von Hornstein als komfortables Stadtpalais mitten in Weiterdingen errichtet, was heute zu Hilzingen gehört. 1855 wurde das Schloss zwangsversteigert, seit 1861 gehörte es der Erzdiözese. Von 1994 bis 2007 wurden die Räume als Bildungs- und Tagungshaus genutzt. Dann übernahmen Nachfahren des einstigen Erbauers das Schloss und restaurierten es. Die Räume mit einer Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern, darunter ein Festsaal und mehrere Salons, können zum Beispiel für Hochzeiten angemietet werden.