In der ersten Hälfte der 1970er Jahre war die Gemeindereform überall Gesprächsstoff. Manche Gemeinde kämpfte um ihre Selbstständigkeit, manche wünschte sich für einen Zusammenschluss einen anderen, als den von Stuttgart vorgesehenen Partner. Nur wenigen kleinen Gemeinden – wie zum Beispiel Volkertshausen – gelang es, ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
Die von der Landesregierung mit der Reform beabsichtigten Verbesserungen wie eine effektivere Verwaltung mittels haupt- anstelle der nebenberuflichen Bürgermeister und versierter festangestellter Hauptamtsleiter, statt der bisherigen Ratsschreiber, überzeugten nicht alle. Um den Orten, die ihre Selbstständigkeit verloren, den Zusammenschluss schmackhaft zu machen, wurden etliche Investitionen in Verbesserungen der Infrastruktur versprochen. Deren Realisierung ließ manchmal lange auf sich warten – man denke nur an die damals dem heutigen Singener Teilort Beuren versprochene Halle, die gerade erst jüngst eingeweiht wurde.
Neben den Orten, die ihre Selbstständigkeit nicht so einfach aufgeben wollten, gab es aber auch Dörfer, die sich freiwillig mit anderen zusammenschlossen. In diesem Fall wies ihnen das Land höhere Pro-Kopf-Beiträge zu.
Ein Sich-Sträuben von vielen Dörfern gegen den Gemeindezusammenschluss auf der einen Seite, und andererseits Orte, die sich freiwillig mit größeren zusammenschlossen: Das heutige Hilzingen hat beides erlebt – und zwar mit ihrem ersten eingemeindeten Ortsteil Duchtlingen, und Riedheim, das als sechster und letzter Ortsteil dazu kam.
Hilzingens Bürgermeister Karl Riede hatte früh auf Wachstum gesetzt und Neubaugebiete bereit gestellt. So hatte Hilzingen als die Gemeindereform im Jahr 1969 vor der Tür stand mit 2600 Einwohner den vorgegebenen Schwellenwert von 2000 Einwohnern längst überschritten und konnte problemlos seine Selbständigkeit erhalten.

Anders sah die Situation für die heutigen Teilorte aus. Duchtlingen, 366 Köpfe stark, war sich früh bewusst, dass es keine Chancen haben werde, selbstständige Gemeinde zu bleiben. Als erster Ortsteil vollzog das Dorf den Zusammenschluss mit Hilzingen. Bereits im Oktober 1969 informierte Bürgermeister Josef Schneble mit einem Brief die Bürger über die finanziellen Auswirkungen eines Zusammenschlusses mit Hilzingen. In einer bald darauf folgenden Bürgerversammlung mit dem damaligen Landrat Heinz Göbel sprach sich dann die Duchtlinger Bevölkerung mit großer Mehrheit für eine Eingemeindung nach Hilzingen aus – 65 von 69 Anwesenden votierten dafür. Den entsprechenden Beschluss fassten beide Gemeinderäte im Dezember 1969. Hilzingens Altbürgermeister Franz Moser hat sich in einem Beitrag in der Hilzinger Ortsgeschichte mit der Gemeindereform in Hilzingen befasst. Wie er erläutert, gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Möglichkeit der Einführung einer Ortschaftsverfassung. So ist Duchtlingen bis heute die einzige Hilzinger Teilgemeinde ohne Ortschaftsrat. Duchtlingen fühlte sich von Anfang an auch ohne dieses Gremium in der neuen Gemeindekonstellation gut aufgehoben: Mit einer nachgezogenen Abstimmung entschieden sich die Duchtlinger 1989 gegen die Einführung einer Ortschaftsverfassung und gegen ein eigenes Ratsgremium. Die unechte Teilortswahl garantiert den Duchtlingern jedoch stets zwei Mandate im Hilzinger Gemeinderat.

Riedheim dagegen wiedersetzte sich einer Eingemeindung so lange wie möglich. Das Dorf war mit 750 Einwohnern recht groß und stand finanziell gut da. Der Bau eines Kindergartens war im Gang, die Schulden waren genauso groß wie das Vermögen – angesichts dieser Situation sei der Gedanke an die Aufgabe der Selbstständigkeit besonders schwer gefallen, erinnert sich Riedheims ehemaliger Ortsvorsteher Otto Maier. Maier war damals Gemeinderat in Riedheim, später dann auch in der neugebildeten Gesamtgemeinde.

Der Gedanke, sich nach Hilzingen eingemeinden lassen zu müssen, habe die Bevölkerung in zwei Lager gespalten. Zumal, so Maier, man eigentlich nicht so viel Kontakt nach Hilzingen hatte. „Geheiratet hat man Mädels vom Randen“. Im Riedheimer Gemeinderat seien zwei Mitglieder für einen Zusammenschluss mit Hilzingen gewesen, vier dagegen – unter anderem auch er. Ab 1973 liefen aber dennoch Verhandlungen mit der großen Nachbargemeinde. Nach einer Zeit ohne Ergebnisse setzte sich in Riedheim die Einsicht durch, dass es seine Interessen in einem freiwilligen Zusammenschluss besser vertreten könnte als in einem vom Land angeordneten. Im April fiel in den Räten der entsprechende Beschluss. Der Eingemeindungsvertrag trat zum 1. Juli 1974 in Kraft. Das war der letztmögliche Zeitpunkt für einen freiwilligen Zusammenschluss.
Und die anderen?
Obwohl Schlatt am Randen Verhandlungen mit Büßlingen, Tengen und Gottmadingen geführt hatte, sichnete sich dort bald ab, dass seine Bürger die Zielplanung des Landes mittragen konnten, die den Zusammenschluss mit Hilzingen vorsah. Bei der gesetzlich geforderten Bürgeranhörung stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent 88 Prozent der Anwesenden für den Zusammenschluss. Der damalige Bürgermeister Otto Jäckle habe es verstanden, seine Bürger von der Notwendigkeit dieses Schrittes zu überzeugen. „Der sorgfältig ausgearbeitete Eingliederungsvertrag hat die Zukunft Schlatts gut gesichert“, erinnert sich sein Nachfolger Franz Moser. Schlatt wurden Investitionen zur Infrastrukturverbesserung in Höhe von 350 000 Mark zugestanden.
Weiterdingen nahm den Vertrag mit Schlatt als Basis für seinen Zusammenschluss. Die unechte Teilortswahl und eine Ortschaftsverfassung waren wichtige Bedingung. Trotz großer Bemühungen von Bürgermeister Fridolin Risch fand das Vorhaben in der Bevölkerung wenig Gegenliebe. 51,1 Prozent der Bürger waren bei einer Versammlung dagegen. Das Ergebnis machte dem Weiterdinger Gemeinderat seine Entscheidung schwer. Schlussendlich entschied er sich aber mit sieben zu zwei Stimmen für eine Eingemeindung. Die Belohnung: Knapp 800 000 Mark für Infrastruktur-Maßnahmen.
Binningen liebäugelte mit einem Zusammenschluss mit den heutigen Tengener Stadtteilen Beuren am Ried und Büßlingen, um zusammen mit Hilzingen eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft zu bilden. Das Innenministerium genehmigte das nicht. Der Beschluss zur Eingemeindung nach Hilzingen erfolgte im März 1974. Binningen wurden 600 000 Mark für Infrastrukturmaßnahmen und eine neue Mehrzweckhalle zugestanden.