Dass zwischen Blumberg und Stühlingen-Weizen eine Museumsbahn verkehrt, ist ein paar Menschen zu verdanken, die unbeirrbar eine Vision verwirklichten und sich auch durch spöttische Unkenrufe nicht von ihrem Ziel abbringen ließen. Allen voran Karl-Hans Zimmermann von der Bundesbahndirektion Karlsruhe. Eigentlich sollte die 25 Schienenkilometer, die in den Jahren 1887 bis 1890 aus militärischen Gründen erbaut worden waren, abgebaut werden. Denn die einst strategische Strecke wurde nicht mehr benötigt. Im Jahr 1975 war die Schwarzwaldbahn zwischen Immendingen und Offenburg für Bundeswehrtransporte eingerichtet worden. Von Immendingen aus führte die Zubringerschiene über Hintschingen nach Blumberg.

Dabei hatte die Bundeswehr die Strecke von Hintschingen über Blumberg nach Oberlauchringen einige Jahre zuvor noch für circa sieben Millionen Mark ausbauen lassen. Und das Verteidigungsministerium in Bonn gab bis 1976 im Auftrag der Nato Jahr für Jahr 20 000 D-Mark dafür aus, damit die Strecke betriebsbereit blieb, unter anderem durch einen regelmäßigen Schnitt der Gehölze und Schmieren der Weichen und Signale, weiß der Blumberger Heimatforscher Dietrich Reimer. Die Bundesbahn hatte auch kein Interesse mehr am Erhalt, weil die Straßenverbindung nicht einmal halb so lang war. Ende 1976 wurde die Strecke von der Deutschen Bahn offiziell abgemeldet, auch deshalb, weil hohe Instandhaltungskosten zu befürchten waren.

Und genau an dem Punkt setzte der Eisenbahner Karl-Hans Zimmermann an. 1967 war der jetzt 89-jährige gebürtige Stuttgarter zur Bundesbahndirektion Karlsruhe gekommen. Als zuständiger Baudezernent der Bundesbahn für Südbaden beauftragte die Hauptverwaltung in Frankfurt ihn in den Jahren 1974/75, die Strecke zwischen dem Bahnhof Blumberg-Zollhaus und Weizen abzubauen.

Doch als Zimmermann das erste Mal nach Blumberg kam und die schöne Landschaft sah, dachte er, die Strecke müsste erhalten bleiben. Aus dem Baudezernent wurde der Rebell, der nach einer anderen Lösung suchte: „Ich habe nach allen möglichen Tricks gesucht, wie man den Abbau der Strecke verhindern kann.“

Das Stillegen der Strecke hätte nämlich auch den Abbruch der Brücken und Talübergänge sowie das Verschließen der Tunnel bedeutet. Zimmermann ließ ein Gutachten anfertigen. Dem beauftragten Büro gab er vor, möglichst hohe Abbruchkosten zu ermitteln. Heraus kam allein für den Brückenabbruch eine Summe von 20 Millionen Mark. Bei den Verantwortlichen in der Hauptdirektion Frankfurt erzielten die Gutachten die gewünschte Wirkung. Listig ließ der Baudezernent einflechten, vielleicht finde er ja jemanden, der auf der Blumberger Strecke einen Museumsbahnbetrieb einrichten würde. In Frage kam für ihn nur eine der beiden Städte an der Strecke, also Stühlingen im Landkreis Waldshut oder Blumberg im Schwarzwald-Baar-Kreis.

In Rainer Kaufmann vom Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg fand er einen Mitstreiter, in Blumbergs Bürgermeister Werner Gerber einen weiteren. Dazu kam als wichtiges Bindeglied Ferdinand Mollet, Präsident der Eurovapor, einem in der Schweiz ansässigen Verein mit historischen Eisenbahnfahrzeugen. Bis es dann im Herbst 1976 zu einer ersten Probefahrt und danach dann zur Vertragsunterzeichnung für den Betrieb der Museumsbahn kam, mussten die Initiatoren, die wegen ihrer Idee anfangs oft belächelt wurden, noch viele steinige Wege gehen. Doch mit diplomatischem Geschick und mit viel Taktik meisterte Zimmermann alle Klippen und Tücken.
Der 79-jährige Blumberger Heimatforscher Dietrich Reimer, der mit seinem Kollegen Bernhard Prillwitz das Eisenbahnmuseum initiiert, konzipiert und eingerichtet hat, ist heute noch von Zimmermann beeindruckt: „Ich fand ihn ehrlich, aber auch bauernschlau. Er kannte die Strecke, er hatte ein Faible dafür und er gewann die richtigen Leute als Mitstreiter.“

In der ersten Saison wurden bereits 40 000 Fahrgäste gezählt, 1985 waren es schon 77 100. In den 1990er Jahren erlebte die Bahn, auch dank zahlreicher Sonderfahrten, Rekordbesuche von bis zu 125 000 und einmal sogar 130 000 Fahrgästen. Danach gingen die Besucherzahlen etwas zurück. Ein neuer Abschnitt begann, als die Stadt Blumberg um 2014 ihren Eigenbetrieb unter dem Namen Bahnbetriebe Blumberg GmbH & Co. KG umstrukturierte.
Im Zuge dessen kam es auch zur Trennung zwischen dem Verein Wutachtalbahn e.V., einer deutschen Tochter der Eurovapor, die bis dahin das rollenden Material gestellt hatte. Die Bahnbetriebe schafften sich eine eigene Lokomotive und eigene Waggons an. Bedingt durch verschiedene Umstände gingen die Besucherzahlen weiter zurück und lagen einmal sogar unter 90 000. Inzwischen werden wieder mehr als 90 000 Besucher gezählt. Christian Brinkmann, Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg, setzt auch auf eine Reaktivierung der Strecke von Weizen bis Waldshut, die die Stadt Blumberg bis Lauchringen bereits gepachtet hat.
Unterstützung erhält die Museumsbahn durch die Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Museumsbahn Wutachtal (IG WTB), die schon mehr als eine halbe Million Euro für die Bahn aufgetrieben hat.
Blumbergs Bürgermeister Markus Keller betont: „Unser Ziel ist es, die Sauschwänzlebahn als lebendigen Part der Eisenbahngeschichte zu erhalten, die Besucherzahlen bei rund 100 000 zu stabilisieren und das Ergebnis Richtung schwarze Null zu bringen.“
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