Anno 1275, und damit vor 750 Jahren, wurde der Hilzinger Teilort Binningen erstmals urkundlich erwähnt. Dies hat das ganze Dorf nun mit einem Jubiläumswochenende gefeiert. Zwei Tage lang wurde der Ortskern zwischen Kirche und Schloss trotz der hohen Temperaturen zur gut besuchten Festmeile. Es gab nicht nur Leckeres von heimischen Erzeugern zu genießen, sondern auch ein vielfältiges Programm für Jung und Alt, das in den meisten Punkten inhaltlich mit der Vergangenheit des Dorfes verknüpft war.
Und das kam an: „Wir sind sehr zufrieden“, lautet das Fazit von Ortsvorsteher Nico Merkt und Hauptorganisatorin Ursula Schulz. „Ein riesiger Erfolg“, meint ebenfalls Josef Hiestand vom Organisations-Team. Der gleichen Meinung war auch Bürgermeister Holger Mayer. „Der ganze Hegau war gestern zu Gast in Binningen“, beschrieb er auf dem Festakt am Sonntag den samstäglichen Ablauf: Das gut besuchte Kindermusical unter der Leitung von Musikpädagogin Frauke Dortleff-Nausch. Das nachmittägliche Schlendern auf der Festmeile. Und der volle Festplatz vor der Pfarrkirche St. Blasius am Abend, wo in bester Stimmung bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde.
Am Sonntag jagte ein Programmhöhepunkt den anderen. Als ergreifend schilderten viele Kirchgänger den ökumenischen Gottesdienst. Die Festpredigt hielt der in Binningen geborene und aufgewachsene katholische Pfarrer Stefan Sailer. In der Pfarrkirche gab es auch eine Ausstellung zur Geschichte des Gotteshauses. Dort wurden darüber hinaus vom Geschichtsarbeitskreis in einer Endlos-Schleife historische Fotos von Binningen gezeigt. Und gerade die älteren Binninger entdeckten dabei noch voller Begeisterung Bekanntes, Bekannte und Familienmitglieder.
Archivrecherche bringt Großartiges zu Tage
Festredner war Kreisarchivar Friedemann Scheck. 1275 wurde nach seinen Recherchen Binningen in gleich zwei Urkunden erwähnt und nahm in gewisser Weise die Funktion eines Oberzentrums wahr. Das Dorf war Sitz des Hegau-Grafen, war Pfarrdorf und es gab einen Kelhof mit besonderen Rechten. „Binningen war damals also Hauptstadt des Hegaus“, lautete das Statement, mit dem der Kreisarchivar sich die Herzen seiner heftig applaudierenden Zuhörer eroberte.

Als besonders wichtigen Punkt führte Scheck an, dass die Gemeinde seit 1468 als formal auftretende Vereinigung bezeugt ist. Sie sei mit ihrer Idee der Selbstverwaltung eine der Keimzellen der Demokratie. Darauf könne man stolz sein, gerade in einem kleinen Dorf, in dem das Gemeinschaftsleben vom ehrenamtlichen Engagement abhänge: „Wie sehr das funktionieren kann, sehe ich hier – dieses Festwochenende ist Beweis genug.“
Gemeinschaftsgefühl im Dorf gestärkt
Das meinte auch Hilzingens Gemeindeoberhaupt. Holger Mayer sprach allen, die an den Vorbereitungen und der Ausrichtung des Jubiläums beteiligt waren, ein ganz großes Dankeschön aus: Die Arbeit dafür habe das Gemeinschaftsgefühl im Dorf gestärkt. „Ich wünsche mir sehr, dass wir diesen Gemeinschaftsgedanken, den Schwung und das Engagement aus dem Jubiläum nun mit in die Zukunft nehmen,“ so Holger Mayer.

Nostalgie erweckte die kleine Ausstellung des Oldtimer-Museums Engen mit Fahrzeugen, die tatsächlich in Binningen gelaufen sind und nun auch für eine kleine Rundfahrt zur Verfügung standen. Den Handwerker-Markt bestritten ausschließlich Kunstfertige aus der nahen Umgebung, die zeigten, wie unter anderem in früheren Zeiten gesponnen, gewebt und gefilzt wurde.
Auf großes Interesse stieß das Mittelalter-Lager. Dort gab es Dudelsäcke wie den Böhmischen Bock zu hören, und eine Falknerin erzählte Interessantes. Das fügte sich wunderbar in das Ambiente ein: Josef Freiherr von Hornstein hatte den Schlosshof und den Park einschließlich der Kapelle für diese Attraktionen und einen Teil des Kinderprogramms geöffnet.