Eine Kirchweih ohne den prachtvollen Erntedankschmuck in der barocken Hilzinger Pfarrkirche St. Peter und Paul? Undenkbar. Seit 96 Jahren gibt es diese ganz besondere Form der religiösen Volkskunst.

Viele neue Gesichter

Und gerade sind nach drei Jahren Corona-Pause viele Erwachsene und noch mehr Jugendliche dabei, die aus Früchten, Samen und gemahlenen Blüten bestehenden wunderschönen Mosaikbilder zu gestalten. Die Bilder entstehen im Kirchenkeller.

Dort sieht man derzeit viele neue Gesichter. Bei den Mosaiklegerinnen und –legern hat es einen Generationswechsel gegeben. Einige der Frauen, die oftmals seit Jahrzehnten mitgemacht haben, haben aus Altersgründen ihre Mitwirkung am Erntedank-Schmuck abgesagt, erklärt Agnes Weber-Lorenzet.

Die 71-jährige ehemalige Lehrerin und Kunsterzieherin hat seit ihrer Teenager-Zeit die Vorlagen für die weithin berühmten Hilzinger Erntedank-Altarbilder gestaltet. „Dieses Jahr zum letzten Mal“, kündigt sie an. Sie freut sich, dass bei den diesjährigen Motiven eine biblische Gestalt in den Mittelpunkt gerückt wird, die normalerweise nicht so viel Beachtung findet: der Heilige Josef, der Gemahl Marias, Ziehvater von Jesus und Hüter des Glaubens.

Hilzinger jeden Alters

Die Lücken in den Reihen der Mitwirkenden haben sich schnell wieder gefüllt. Die Hilzinger jeden Alters und jeder konfessionellen Richtung lieben dieses kunstvolle gemeinsame Schaffen. „Ich kann dabei wunderbar abschalten. Für mich ist das eine richtige meditative Beschäftigung“, nennt Petra Reiling einen ihrer Gründe dafür, weshalb sie über mehrere Wochen hinweg dafür so viel Zeit investiert.

Das empfinden Stephanie Glatt und ihre 16-jährige Tochter Lenya genauso. „Das Mosaiklegen holt einen runter vom Alltag, das sind täglich zwei oder drei Stunden pure Entspannung“, betonen die beiden.

Der Erntedankschmuck „Heiliger Josef – treuer Hüter des Glaubens“ kann in der Barockkirche St. Peter und Paul in Hilzingen von Sonntag, 16., bis Sonntag, 23. Oktober, jeweils von 10 bis 19 Uhr besichtigt werden.