Am ersten heißen Samstag in diesem Jahr bewegt sich eine große Schar junger Menschen durch den Lorettowald Richtung Hörnle. Weniger um zu baden, vielmehr um zu feiern: Zum nunmehr dritten Mal fand das Gute-Zeit-Festival im Bodenseestadion statt. Es steht ganz im Zeichen der elektronischen Musik. Mancher mag an dieser Stelle vermuten, dass wummernde Bässe über das Bodenseestadion hinweg in den umliegenden Wald dröhnen. Doch an diesem Tag ist es anders: Wer sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad nähert, hört erst mal nur ganz unterschwellig ein Klopfen. je näher der Besucher dem Veranstaltungsort kommt, desto lauter wird die Musik.
Doch bevor sich die Besucher ins Getümmel stürzen können, bildet sich vor dem Einlass erst mal eine Schlange. Wer keine Karte für den VIP-Bereich – ein Areal für die Personen, denen durch einen höheren Ticketpreis ein besonderer Status (eigener Barbereich) zuteil wird – hat, reiht sich in die lange Schlange vor dem Eingangszelt ein und tauscht seine Eintrittskarte gegen ein Festivalbändchen. An dieser Stelle zeigt sich zum ersten Mal die gute Organisation der Veranstalter: Der Einlassprozess geht flüssig voran. Es entstehen nur kurze Wartezeiten. Nach dem Einlass geht es die Steinstufen hinab ins Stadion. Außenstehende müssen sich ein Festival in der Größe wie einen unorganisierten Ameisenhaufen vorstellen, zumindest was die Besucher angeht: Kreuz und quer laufen Menschen umher. Niemand, der nonstop neun Stunden durchweg tanzt.
Ein Gewimmel ist vor den Bühnen zu sehen, ebenso vor den Bars, der Essensausgabe und den Toiletten. Innerhalb des Stadions sind die Bässe auf Herzschrittfrequenz, und das anfängliche leise Klopfen auf dem Weg zum Stadion ist auf dem Festivalgelände allgegenwärtig. Ein Gespräch mit dem Gegenüber ist durchaus möglich, wenn die betreffende Person ihren eigenen Mund beim Sprechen nahe genug an das Ohr des Anderen hält. Woher kommen diese Klangunterschiede? Christian Widmann, verantwortlich für die Veranstaltungstechnik, erklärt: "Bei der Hauptbühne arbeiten wir mit zwei Akustik-Boxen. Sie stammen von einer Firma aus Frankreich und sind auf der Welt einmalig: Man hat beim Klang keinen Qualitätsverlust. Innerhalb des Stadions ist es laut, doch je weiter man sich entfernt, desto leiser wird der Ton. Das ist gut für die Anwohner." Eine hohe Klangqualität ist nötig: Das Festivalgelände ist weitläufig. Anfangs verläuft sich die Menge noch, in den späten Abendstunden ist es vor Haupt- und Nebenbühne voll.
Doch noch etwas anderes wird an diesem Samstag nötig: Wasser. Es ist 15 Uhr, die Sonne scheint ohne Unterlass. Das Thermometer ist auf 30 Grad geklettert. Aufgrund der extrem guten Wetteraussichten haben die beiden Veranstalter Kay Brüggemann und Ümit Dagdelen schon im Vorfeld erklärt: "Ab 28 Grad können die Besucher Trinkwasser in 0,5 Liter Plastik-Flaschen mit auf das Gelände nehmen. Außerdem gibt es neben den Haupttoiletten eine große Wasserstelle: Da kann das Wasser kostenfrei in die Flaschen nachgefüllt werden", sagt Brüggemann. Auf Festivals keine Selbstverständlichkeit und eine gute Entscheidung, wie ein kurzes Gespräch mit Alex Schroff zeigt.
Er ist Einsatzleiter der Sanitätsdienste und mit 15 Helfern und einem Rettungswagen vor Ort: "Momentan ist alles ruhig. Wir haben anfangs damit gerechnet, dass aufgrund der Temperaturen mehr Leute kollabieren. Doch bis auf ein paar Schnittwunden und ein paar Aspirin für den einen oder anderen Gast, ist bisher alles ruhig geblieben."
Am Ende können die Veranstalter vom GuteZeit-Festival hoch zufrieden sein: Ihr Freiluftspektakel ist ausverkauft. "Wir haben bei 4500 Besuchern zugemacht", sagt Kay Brüggemann und ergänzt: "Es hat uns Spaß gemacht. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen. Noch dazu ist alles friedlich abgelaufen." Jetzt heißt es nach dem Festival ist vor dem Festival: "Für 2018 stehen wir schon wieder mit den ersten Künstlern in Kontakt."
Pläne für 2018
Nach dem Erfolg mit dem ausverkauften GuteZeit-Festival am Samstag planen die Organisatoren Ümit Dagdelen und Kay Brüggeman die Neuauflage im Jahr 2018. Der Termin steht bereits fest: 28. Mai. Welche Künstler dann elektronische Musik auflegen, steht noch nicht fest. Die Verhandlungen laufen bereits, so die Organisatoren. Am Schauplatz Bodenseestadion wollen sie festhalten. (set)