Zunächst habe es mehrere Optionen gegeben, wo das geplante Musical "Die Fischerin vom Bodensee" veranstaltet werden könne, sagt Mario Böhler, Präsident der Narrengesellschaft Niederburg. "Wir hatten uns zuerst überlegt, es als Freiluftmusical zu veranstalten", sagt er. Aber das Risiko, dass es am Veranstaltungstag regne, sei viel zu hoch.
Eine der ersten Übelegungen war dann eine Aufführung in der Sporthalle Petershausen. Nach einem Kontakt mit dem Sportamt rückte Böhler davon ab, zu knapp seien die Hallenzeiten für die Sportler selbst. "Wir wollten auch keine Fasnacht im Mai machen, deshalb fiel das Konzil als Veranstaltungsort heraus", erklärt Böhler schmunzelnd.
Blieb das Bodenseeforum.
15.750 Euro Förderung für eine Woche Saalmiete
Im Haupt- und Finanzausschuss erhält der Antrag auf Sonderförderung eine Mehrheit von sieben Stimmen gegen drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Vereine haben die Möglichkeit, einmal im Jahr für eine eintägige Veranstaltung das Bodenseeforum zu nutzen und dafür einen Zuschuss zur Saalmiete von 75 Prozent zu beantragen. Die NG Niederburg belegt das Bodenseeforum aber nicht nur einen Tag lang, sondern braucht den Saal auch für Proben im Vorfeld. Mit Jochen Lohmar, dem damaligen Geschäftsführer des Veranstaltungshauses, einigte man sich auf eine Miete von 20.000 Euro.
Der Zuschuss, den der Verein nun erhält, beträgt 15.750 Euro.
Eine einfache Mail an die Stadtverwaltung reichte deshalb nicht aus. Da die Stadtverwaltung laut ihren Richtlinien eigentlich nur einen Veranstaltungstag bezuschusst, musste der Antrag auf Förderung für eine ganze Woche durch Ausschuss und Gemeinderat.
Nicht jeder Stadtrat findet das Musical der NG Niederburg förderwürdig
Im Haupt- und Finanzausschuss gehen die Meinungen zur Bezuschussung allerdings auseinander. Till Seiler (FGL) spricht von dem Musical als einer Realsatire und fordert ein Kulturprofil des Bodenseeforums, das sich nicht in Richtung Operette und Musical entwickeln solle. "Das ist ein Durchwurschteln, die FGL lehnt das ab".
Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) widersprach: "Hier macht ein Verein ein interessantes Angebot an die Bevölkerung, das alle Generationen anspricht." Es sei schwierig genug, solche Veranstaltungen umzusetzen, man sollte dies durch den Gemeinderat unterstützen.
Matthias Schäfer (JFK) hätte es lieber gesehen, wenn man sich zum Beispiel auf eine Ausfallbürgschaft geeinigt hätte.
Holger Reile (Linke Liste) machte klar, dass er vom geplanten Inhalt des Musical nichts hält, sagte aber auch, dass seine Fraktion den Antrag vor allem deshalb ablehne, weil es nach einer Quersubvention für das Bodenseeforum aussehe.
Günther Beyer-Köhler (FGL) machte klar, dass ihm die Bezuschussungs-Summe zu groß scheine und ihm die Veranstaltung damit "auf Kante genäht" zu sein scheine.
Für manch eine Veranstaltung eignet sich das Bodenseeforum einfach nicht
Leicht scheint Vereinen eine Nutzung des Bodenseeforums tatsächlich nicht zu fallen. Marcus Nabholz, Chef der Narrengesellschaft Kamelia Paradies, berichtet von einem Versuch in der Startphase des Bodenseeforums.
Kamelia Paradies habe vor drei Jahren einen Fasnachtsball im Bodenseeforum geplant. "Damals gab es die städtische Förderung in diesem Umfang wie heute noch nicht. Die Kosten des Angebots waren sehr hoch. Um eine schwarze Null zu schreiben, hätten wir ein volles Haus und einen Eintrittspreis von mindestens 30 Euro gebraucht. Da war uns das finanzielle Risiko zu groß", so Nabholz.
Allerdings befürworte er eine Belebung des Bodenseeforums durch Vereine, schon allein, um das Image des Veranstaltungshauses zu verbessern. Die Kameler allerdings planten im Moment keine Veranstaltung, für die sich das Bodenseeforum eigne. Die Narrenkonzerte seien im Konzil besser aufgehoben.
Viele Vereine bleiben gern in ihrem Stadtteil – andere erwägen das Bodenseeforum zu testen
Simone Strauf, Vorsitzende des Musikvereins Allmannsdorf, schreibt auf Anfrage, dass das Bodenseeforum auch für den MV Allmannsdorf interessant sein könne. "Wir sind aber auch Teil der Allmannsdorfer Vereinskultur, und Veranstaltungen in Allmannsdorf haben für uns einen hohen Stellenwert". Aus diesem Grund veranstaltet der MV Allmannsdorf im Mai das Singspiel "Im Weißen Rössl" in der Mehrzweckhalle Allmannsdorf.
Auch Thomas Keck, Vorsitzender des Stadtsportverbands, kann gut begründen, warum der Sportlerball nicht im Bodenseeforum, sondern im Inselhotel stattfindet. Der Sportlerball habe eine lange Tradition im Inselhotel, dann habe er mehrere Jahre gar nicht stattgefunden, nun wollte man an die Tradition anknüpfen. Der Ballsaal im Inselhotel sei außerdem sehr schön. "Allerdings ist dort Platz nur für 220 Gäste", sagt Keck und schon jetzt sei die Nachfrage nach Eintrittskarten höher. Für die kommenden Jahre sei es also sicherlich eine Option, das Bodenseeforum als Veranstaltungsort in Betracht zu ziehen.
Grundsätzlich hält Keck das Bodenseeforum allerdings für einen geeigneten Ort etwa für die Veranstaltung einer Hauptversammlung. "Wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, dann ist es gut vorstellbar, dass einzelne Vereine darauf zurückgreifen", sagt Keck. Allerdings hätten die meisten Vereine ihr eigenes Vereinsheim. Ins Spiel komme das Bodenseeforum deshalb eher, wenn ein größerer Verein beispielsweise eine Jubiläumsfeier plane.
Klar ist auch: Es gibt nicht so viele Vereine in Konstanz, die überhaupt die Größe haben, um die Veranstaltungsräume des Bodenseeforums zu füllen, ganz unabhängig von den Kosten. Die Akzeptanz des Veranstaltungshauses durch Vereinsnutzung zu verbessern, wird damit eher zu einem langfristigen Projekt werden.