Szenenapplaus in einer Predigt ist ausgesprochen selten. Diese Auszeichnung widerfuhr Pallottiner-Pater Fritz Kretz beim Gottesdienst im Münster anlässlich des Konradifests. In seiner Predigt hatte er deutliche Zweifel am Zölibat geäußert. Er verwahrte sich außerdem gegen den Eigentumsanspruch der "Oberen" an der Kirche, die die Kirche von unten als Gefahr ansähen. Die Traditionalisten nähmen die Kirchenbewegung sogar als "Teufelswerk" wahr.

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Kretz predigte zum Thema "Quo vadis?", dem Lateinischen "Wohin gehst du?". Eine Zeit der Veränderung sei angebrochen.

„Bei vielen Menschen steht die Kirche nicht mehr sonderlich hoch im Kurs. Aber merkwürdigerweise scheint sie sich damit abzufinden. Ihre Reden von der Veränderung klingen eher resignativ.“
Pater Fritz Kretz in seiner Predigt

Unzufrieden zeigte er sich damit, dass wegen des Priestermangels immer mehr Pfarreien zu größeren Einheiten zusammengeschlossen würden; wo es bisher sechs bis sieben gewesen seien, würden es nun bis zu 20.

Keine Frauen im Priesteramt: "Die Zeiten sind vorbei"

"Wäre es nicht Zeit, über andere Zugangswege zum Priestertum nachzudenken?", fragte er, beispielsweise über "die Gleichwertigkeit der Frau in der Kirche". Das Thema Frauen solle nicht als Tabu behandelt werden, forderte er.

„Wir haben seit 13 Jahren eine Kanzlerin. Vielleicht ist die nächste wieder eine Frau. Die Kirche ist seit Jahrhunderten hinterher.“
Pater Fritz Kretz in seiner Predigt

Sie solle die theologischen Begründungen durchforsten und dokumentieren, dass Frauen für das Priesteramt geeignet seien. "Die Zeiten sind vorbei, in denen die Frauen sich das von oben sagen lassen", sagte er nachdrücklich.

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Die Gemeinde applaudierte.

"Verheiratete Priester waren nicht die schlechtesten"

Nachzudenken sei auch über "das Reservoir ehemaliger Priester, die geheiratet haben. Darunter waren nicht die schlechtesten", betonte Pater Fritz Kretz.

„Wir alle sind Kirche. Wir müssen uns ändern, wenn die Kirche ein anderes Gesicht bekommen soll.“
Pater Fritz Kretz in seiner Predigt

Das Zeichen der immer fragiler werden Beziehungen solle nicht einfach abgetan werden. Zudem sei "allen Beziehungen ein Platz in der Kirche einzuräumen und zu sichern, mit einer entsprechend empathischen Sexualmoral", forderte Kretz.

Reaktionen: Dekan und Weihbischof stimmen der Predigt zu

  • Dekan Mathias Trennert-Helwig sagt auf SÜDKURIER-Nachfrage: "Ich sehe das genauso." Die Predigt habe ordentlich Kraft gehabt.
  • Weihbischof Martin Gächter aus Basel: "Ich bin auch für die Priesterweihe für Frauen", bekräftigte er beim Empfang in der Domschule und mahnte zur Geduld. "Es muss wachsen. Vielleicht geht es nicht mehr so lange. Wir sind schon lange daran, die Stellung der Frau in der Kirche zu stärken." Leider seien viele Frauen dagegen, berichtete er von seinen Erfahrungen.
  • Pfarrgemeinderatsvorsitzende Christina Leib-Kessler rief spontan:"Ich bin dafür."
  • Auch Sozialbürgermeister Andreas Osner zeigte sich beeindruckt: "Die Predigt hat mich elektrisiert. Dieses Statement ist ein Energieschub für die Gemeinde und hoffentlich für die gesamte Kirche."