Seit mehr als 15 Jahren liegen Teile des früheren Ravensberg-Geländes brach. Fenster sind eingeworfen, Hecken wuchern. Und auf der Suche nach einer Wohnung und Baulücken haben sich schon viele gefragt: Warum passiert dort nichts? Dabei gibt es bereits seit 2012 den Plan, in Petershausen neben der Gemeinschaftsschule ein neues großes Berufschulzentrum für Schüler aus dem ganzen Landkreis zu bauen.
Der Zeitplan bis zum Jahr 2026
- 2019: Baubeginn des Oberstufengebäudes an der Gemeinschaftsschule. Dafür fallen 20 Parkplätze weg und werden durch provisorische Parkplätze neben dem Aufzugsturm der Z-Brücke ersetzt. Das Wettbewerbsverfahren des Landkreises zum neuen Berufschulzentrum startet. Die Deutsche Bahn hat mit dem Bau der Außenbahnsteige begonnen. Ende 2019 soll nach Angaben der Stadt auch das Wettbewerbsverfahren für den Wohnbau auf dem Ravensberg Gelände starten.
- 2020: Bis Ende 2020 sollen die Gebäude auf dem Ravensberg-Gelände abgebrochen werden. Der Bau des Brückenplatzes Nord beginnt, sowie der Umbau des mittleren Teils der Gustav-Schwab-Straße. Voraussichtliche Fertigstellung beider Maßnahmen ist nach Angaben der Stadt im Jahr 2021.
- 2021: Abriss der Sporthallen des Landkreises, die zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde.
- 2022 bis 2024: Bau des ersten Teils des Berufsschulzentrums.
- 2024 bis 2026: Umbau der Pestalozzistraße inklusive mindestens 30 Stellplätzen
Doch das bisherige Schulgelände der Zeppelin-Gewerbeschule war nicht groß genug dafür. So ging der Landkreis mit der Stadt Konstanz und dem Nachbar Ravensberg in die Grundstücks-Verhandlungen. Nun, sieben Jahre später, sind die Verträge unterschrieben und das Areal kann aus dem Dornröschen-Schlaf erwachen. Wir klären die wichtigsten Fragen.
1. Wo wird was gebaut?
Die angrenzende Zeppelin-Gewerbeschule wird zusammen mit der kaufmännischen Wessenbergschule zu einem Berufschulzentrum ausgebaut. Mehrere Jahre warteten Kreis und Stadt auf eine Ansage des Landes und des Regierungspräsidiums, wie viel Fläche genau benötigt und bezuschusst wird. Die bebaubare Fläche ist nun groß genug, weil Ravensberg 3000 Quadratmeter ihres Grundstücke an den Landkreis verkauft hat. Die Grundstückspreise seien durch einen Gutachterausschuss ermittelt worden, Grundstückspekulationen seien so ausgeschlossen worden, heißt es seitens der Stadt.
Laut der Bodenrichtwertkarte der Stadt Konstanz lag der Preis auf dem Areal im Jahr 2017 bei 730 Euro pro Quadratmeter. Demnach hätte das 3000-Quadratmeter-Gelände einen Wert von 2,1 Millionen Euro. Unter der Hand ist aber auch zu erfahren, dass die Verhandlungen mit dem Eigentümer sehr schwierig waren. Schließlich steigen die Richtwerte – seit 2017 bei unbebauten Flächen allein um 12,5 Prozent.
Die heruntergekommenen Fabrikgebäude auf dem Gelände jedenfalls sollen nach Angaben der Stadt abgerissen werden. Auf der anderen Seite an der Schneckenburgstraße hat Ravensberg zum Ausgleich von der Stadt Konstanz wiederum ein 2600 Quadratmeter großes Grundstück erworben.
2. Was passiert auf dem Ravensberg-Areal?
Die Stadt gibt an, dass dort Wohnungen gebaut werden sollen – und zwar von Ravensberg selbst. Das Unternehmen gibt es seit 1955 in Konstanz. Heute teilt es sich auf in die Ravensberg Chemische Fabrik und die Wohnungsbau GmbH, Geschäftsführer ist Claudio Stark. Das Unternehmen wolle „keine schnelle Mark“ machen, sondern Mietwohnungen bauen und diese als Konstanzer Unternehmen mit sehr langer Tradition in ihrem Bestand erhalten – sagt zumindest die Stadt als Verkäuferin der Fläche auf Anfrage.
„Es werden also keine Eigentumswohnungen gebaut und diese dann zügig und teuer verkauft.“Walter Rügert, Pressesprecher Stadt Konstanz
Das Unternehmen selbst hält sich dagegen sehr bedeckt bei der Frage nach dem Wohnungsbau. "Was wir bauen dürfen ist abhängig vom Wettbewerbsverfahren", antwortet Stark knapp am Telefon. Ob und was sich dort überhaupt verändert, lässt er damit offen. Zu weiteren Fragen bezüglich der Planung und zum Unternehmen will Stark keine Auskunft geben. Die Ravensberg-Unternehmen haben ihren Sitz nach wie vor in dem Gebäude an der Schneckenburgstraße.
3. Wann werden die Wohnungen gebaut?
Auf Nachfrage gibt die Stadt an, dass noch nicht besprochen wurde, wann genau Ravensberg mit dem Bau der neuen Gebäude beginnen wird. "Aber sie sind an einer raschen Umsetzung sehr interessiert, nachdem die ganzen Verhandlungen nun endlich nach vielen Jahren zum Abschluss gebracht werden konnten", sagte der städtische Pressesprecher Walter Rügert.
Das Unternehmen werde bei dem Wohnungsbau auch mit der Stadt zusammen wirken. Wie viele Wohnungen dort entstehen, sei noch unklar und werde sich im Laufe des anstehenden Architektenwettbewerbs zeigen, der noch in diesem Jahr starten soll. Nach dem Verkauf an den Landkreis stehen Ravensberg 400 Quadratmeter weniger bebaubare Fläche zur Verfügung. Wegen baurechtlicher Vorschriften kann zudem auch die Ausgleichsfläche von der Stadt entlang der Schneckenburgstraße nur eingeschränkt bebaut werden.
4. Wann entsteht das neue Berufsschulzentrum – und wie viel kostet es?
Noch im Jahr 2019 will der Landkreis das Wettbewerbsverfahren starten. Die Gebäude der kreiseigenen Zeppelin-Gewerbeschule sollen schrittweise für den Neubau des Berufsschulzentrums fallen. Im Jahr 2022 soll Spatenstich für den ersten Teil des neuen Gebäudes sein. Geschätzte Kosten für das Gesamtprojekt: 90 Millionen Euro.