Sie werden geschluckt haben, die LBBWs und Vonovias dieser Welt. Denn für sie und andere Immobilieninvestoren soll am Hafner kein Platz sein. Konstanz first und wenn es geht Konstanz only, lautet der Wunsch des Oberbürgermeisters.
Welche Fraktion wird sich schon gegen einen Hafner in Konstanzer Hand wehren?
Oder: Der Hafner soll mit Konstanzer Geld entstehen und bei Spekulanten gar nicht erst die Idee aufkommen, am Rande von Wollmatingen erst mit Grund und später mit Eigentum satte Renditen einfahren zu können. Uli Burchardts Plan eines Bürgerfonds für den Hafner sind charmant und in Zeiten des Gemeinderatswahlkampfs maximal anschlussfähig.
Vor allem aber ist die Idee auch eine Lehre aus der Vergangenheit.
Die Vorstellung, dass junge Familien wie erhofft auf dem Vincentius-Gelände eine bezahlbare Bleibe finden, scheint aufgrund der vom Investor LBBW-Immobilien aufgerufenen Preise unrealistisch zu sein: Eine Vier-Zimmer-Wohnung soll dort mindestens 700.000 Euro kosten, die Kaltmieten jenseits der 1200-Euro-Marke für drei Zimmer liegen. Vom Verhalten der Vonovia gegenüber den Mietern an der Schwaketenstraße einmal ganz abgesehen.
Der Idee fehlt noch die Substanz
Burchardts Bürgerfonds-Idee ist aber erst einmal genau dies: eine Idee, die lange noch nicht zu Ende gedacht ist und der noch Futter auf den Rippen fehlt. Zweifelsfrei ist in Konstanz genug privates Geld vorhanden, dass Bürger am Hafner gut investiert sehen dürften.
Darunter der ein oder andere Eigentümer eines der Grundstücke zwischen Wollmatingen und Litzelstetten, der bislang unwillig war, sein zur echten Wertanlage werdendes Stück Land an die Stadt zu veräußern.
Viel wichtiger als die Frage, wer am Hafner investiert, sind aber die Fragen: Wie und wann entstehen dort Wohnungen?
Wie wird sichergestellt, dass das einmal gekaufte Land auch rasch bebaut und nicht nach einigen Jahren Stillstand und verbunden mit einer satten Rendite weiterverkauft wird? Darauf könnte der Konstanzer Kleinanleger genauso aus sein, wie ein Spekulant von sonst woher.
Die Möglichkeiten einer Gemeinde sind begrenzt
Eine Baulandsteuer gab es in Deutschland vor 50 Jahren sehr kurz, eine Wiederauflage als Hebel gegen das Nicht-Bauen scheitert an politischen Mehrheiten im Bund. Und wie wird dafür gesorgt, dass am Hafner alle Mietsegmente bedient werden und die gewünschte soziale Durchmischung stattfindet?
Hier muss die Stadt nicht nur klare Regeln aufstellen, sondern diese auch konsequent verfolgen. Am Vincentius ist das kaum gelungen. Schließlich wird es darum gehen, durch einen Bürgerfonds die Entstehung des Hafner nicht zu verzögern. Es stimmt: Kurzfristig hilft er nicht gegen den Wohnungsmangel. Mittelfristig aber ist er für Konstanz unersetzlich – egal, wer dort investiert oder baut.