Christin Löhner ist eine Quereinsteigerin. Und das passt aus ihrer Sicht auch ganz gut zu ihr – schließlich sei eines ihrer Ziele, queere Politik voranzubringen, sich für die Regenbogen-Community von Lesben, Schwulen, Transsexuellen und Transgender-Personen einzusetzen.

Ihre Biographie auch als politischer Leitfaden

„Ich bin eine Frau mit transsexueller Vergangenheit und in einem männlichen Körper geboren“, sagt Löhner. Sie weiß, was es bedeutet, für ihre Rechte kämpfen zu müssen.

Beim Transsexuellengesetz ansetzen

Löhner verbirgt nicht, dass sie mit ihrer Kandidatur für das Oberbürgermeisteramt auch diese Themen voranbringen will: etwa Änderungen beim Transsexuellengesetz. Bis vor Kurzem sah das Gesetz beispielsweise noch eine Zwangssterilisation vor, wenn ein transsexueller Mensch eine geschlechtsangleichende Operation vornehmen lassen wollte. Auch Konversionstherapien seien ein Thema – sie fordert ein Verbot solcher Therapien bei Transsexuellen.

Dass die Kommunalpolitik vielleicht nicht die richtige Ebene ist, um diese Themen wirksam voranzubringen, ist Löhner wohl bewusst. „Aber es ist ja der Einstieg in meine politische Karriere“, sagt sie.

Straßenverkehr als eines der brennendsten Themen

Für Konstanz und dessen Probleme hat die 47-Jährige einige Ansätze. Von hoher Priorität in der größten Stadt am Bodensee scheint ihr das Thema Verkehr. „Ich war zum Beispiel bei der Gründung des Verkehrswendebündnisses dabei. Mich würde interessieren, wie der Amtsinhaber Burchardt das Bündnis sieht. Will er dessen Ziele unterstützen?“

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Weniger Autoverkehr

Das Verkehrswendebündnis will den Autoverkehr um 25 Prozent reduzieren. Ihr Ziel sei es, dem Bündnis zuzuhören und auf dessen Vorschläge zu reagieren. Überhaupt scheint ihr, dass die Stadtverwaltung im Moment keine ausreichende Antwort auf die Überlastung der Innenstadt durch den Verkehr habe.

„Ich gehe nicht so weit, eine autofreie Innenstadt zu fordern“, sagt Löhner, „aber den motorisierten Verkehr müssen wir deutlich reduzieren.“

Keinen Leerstand dulden

Bezahlbaren Wohnraum zu finden sieht sie wie ihre Konkurrenten als eines der größten Probleme in Konstanz. Ähnlich wie Luigi Pantisano plädiert Löhner dafür, den Leerstand zu reduzieren. Ein Haus dürfe nicht länger als sechs Monate leerstehen – dagegen müsse man strikt vorgehen – nötigenfalls auch juristisch. Zudem falle in Konstanz auf, wie viele Wohnblöcke saniert würden. Im Anschluss würden die Mietpreise erhöht. „Das kann nicht sein, es gibt sicher einen Hebel, um dort anzusetzen“, sagt Löhner.

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Sozialwohnungen statt Shows

Die Existenzberechtigung des Bodenseeforums erschließt sich Löhner nicht. „Es schreibt seit Jahren rote Zahlen und kostet nur Geld“, sagt sie. Sie wolle, sollte sie Oberbürgermeisterin werden, ein Ultimatum stellen: Wenn das Veranstaltungshaus in fünf Jahren keine schwarzen Zahlen schreibt, sollte man dort lieber Sozialwohnungen bauen – so sieht Löhner es.

Sicherer Hafen für Flüchtlinge

Die Stockacherin will weitere Themen stärker in den Mittelpunkt stellen. So ist ihr Konstanz als sicherer Hafen für Flüchtlinge ein Anliegen. Sie möchte, dass Flüchtlinge, die durch die Seenotrettung im Mittelmeer aufgegriffen werden, in künftig in Konstanz aufgenommen werden können – wie es der Gemeinderatsbeschluss vorsieht.

„Eine Mischung als links, grün und Piraterie“

Wie ist Christin Löhner politisch einzuordnen? Das ist sogar für sie selbst eine spannende Frage. Unterstützt werde sie von der Allianz für Menschenrechte, Natur und Tierschutz – doch auch mit dieser Partei können wenige etwas anfangen. „Ich würde mich als eine Mischung von links, sozialdemokratisch, ein wenig Piraterie und grün beschreiben“, antwortet Löhner auf die Frage des SÜDKURIER und gibt sich damit als das zu erkennen, was sie zweifellos ist: bunt und unkonventionell. Sie selbst schätzt ihre Chancen als „gar nicht so schlecht ein“. Sie sei – schon aufgrund ihrer Biographie – eine Person, die provoziere, die unterschiedliche Meinungen hervorrufe. „Das ist etwas Neues“.

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Zweifellos. Werden die Bürger davon ausgehen, dass die Kandidatin die Konstanzer Themen genügend beleuchtet oder ihr unterstellen, die Agenda einer Randgruppe zu verfolgen? Das wird sich zeigen. Es steht ein spannender Wahlkampf bevor.

Näheres über die Kandidatin auf ihrer Homepage: www.vdge.org