Christof Vögele, Prokurist bei Bodenseeimmo, erkennt eine kontinuierliche Entwicklung auf dem Konstanzer Immobilienmarkt seit etwa 2010. Die Preise seien erst nach der Finanzkrise 2008 so stark angestiegen, die Bauzinsen sind seitdem immer stärker rückläufig.

Die steigende Nachfrage am Wohnungsmarkt wiederum führe zu höheren Baupreisen, auf die sich auch die höheren Anforderungen der Energieeinsparverordnung sowie der Fachkräftemangel auswirkten, erläutert Vögele. Im Moment werde aber nicht mehr alles zu Höchstpreisen verkauft. Dennoch sei das Kaufinteresse ungebrochen. „In Konstanz werden realistisch eingeschätzte Gebrauchtimmobilien in der Regel in drei bis sechs Monaten vermarktet“, so Vögele.

Besteht in Konstanz die Gefahr, dass der Immobilienmarkt überhitzt?

Das glaubt Christof Vögele nicht – auch wenn man in Konstanz weiter mit steigenden Preisen rechnen muss. „Die Gefahr einer Blase sehe ich gar nicht“, sagt Vögele. Der Grund: Die Finanzierungszinsen erreichten Tiefststände. Schlecht wäre es für den Immobilienmarkt erst, wenn die Zinsen wieder stiegen. Wer dann das Problem hätte, seinen Kredit mit höheren Zinsen zu bedienen, wäre eventuell gezwungen zu verkaufen. „Erst dann würden die Preise fallen.“

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Derselben Meinung ist Jürgen Maus, Geschäftsführer beim Immobilienbüro Maus und Werner. „Konstanz ist nicht Berlin, sondern ein schöner Fleck Erde“ – so drückt er es aus. „Es geht den Menschen hier unten recht gut und daran wird sich so schnell nichts ändern“, glaubt er. In Baden-Württemberg sei der Schuldenstand bei Privatpersonen extrem niedrig.

Welche Wohnungen werden vor allem nachgefragt?

Am beliebtesten seien Zwei-Zimmer-Wohnungen, „der Kassenschlager überhaupt“, sagt Christof Vögele. Der Trend gehe außerdem zu Single-Wohnungen. Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen wiederum seien schnell mal 100 Quadratmeter groß und entsprechend deutlich teurer, sie kosten bis 600 000 Euro. Das könnten sich viele Familien nicht leisten.

Bild 1: Hohe Mieten, hohe Kaufpreise: Wie lange werden die Preise am Immobilienmarkt noch steigen? Wir haben zwei Immobilienunternehmer um Beurteilung gebeten
Bild: Müller Cornelia

Wer sich für den Immobilienkauf interessiert

Bei den Kaufinteressenten differenziert Christof Vögele. Für Häuser im Neubau interessierten sich seiner Erfahrung nach vor allem Kunden, die nicht aus Konstanz stammen. Zum Teil seien es ältere Kunden, die die Wohnung erst vermieten, später selbst einziehen wollten. Auch Deutsche, die in der Schweiz leben, seien unter den Interessenten. Zudem interessieren sich relativ viele Schweizer für die Objekte als Kapitalanlage. Jürgen Maus hat andere Erfahrungen gemacht: „Unsere Kunden sind bunt gemischt. Darunter sind nur sehr wenige Schweizer“, sagt er. In erster Linie habe er es mit jungen Kunden aus der nahen Umgebung zu tun, die entweder geerbt oder ein gut laufendes Geschäft hätten. „Auch viele Akademiker wenden sich an uns“, berichtet er, manche könnten eine Immobilie „aus der Portokasse bezahlen“. Es gebe auch viele Rückkehrer, die sich wieder in Konstanz ansiedeln wollen.

Wie es gelingen könnte, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen

Dass Konstanz nicht endlos auf Fläche zurückgreifen kann, bestätigen die Makler. So sei es für weniger Wohlhabende schwierig, sich hier eine Wohnung zu leisten.

Bild 2: Hohe Mieten, hohe Kaufpreise: Wie lange werden die Preise am Immobilienmarkt noch steigen? Wir haben zwei Immobilienunternehmer um Beurteilung gebeten
Bild: Müller, Cornelia

Jürgen Maus kritisiert aber auch die Stadtverwaltung für ihre Fehler in der Wohnbaupolitik. „Man müsste aus meiner Sicht viel mehr zulassen, vor allem in der Nachverdichtung“, sagt der Unternehmer. Er meint damit, dass man beispielsweise auch mal einen höheren Bau zulassen könne – sofern sich das Gebäude in die Umgebung einfüge.

Häuser und Wohnungen in Reih und Glied – auch diese braucht es in Konstanz, wenn die Stadt alle Personen, die hier wohnen möchten, ...
Häuser und Wohnungen in Reih und Glied – auch diese braucht es in Konstanz, wenn die Stadt alle Personen, die hier wohnen möchten, unterbringen will. | Bild: Lukas Ondreka

Sehr oft erlebe er, dass ein Neubau dreigeschossig geplant werde und dann ohne viel Aufhebens ein weiteres Geschoss „nachbeantragt“ werde. Zudem sieht Maus auch weiteres Potenzial an Freifläche – beispielsweise in Wollmatingen, südlich der Radolfzeller Straße. Viele Grundstücke dort seien zwar nicht in städtischem Besitz – Potenzial als Bauland besäßen sie trotzdem.

Kritik am Handlungsprogramm Wohnen

Wenig Verständnis hat Maus für das Handlungsprogramm Wohnen. Er nimmt es als zu restriktiv wahr. Bei jenen Bauprojekten, die er realisiert habe und in denen gefordert gewesen sei, preisgedämpften Wohnraum anzubieten, habe er schlechte Erfahrungen gemacht. Investoren seien davon wenig begeistert. „Das sind Wohnungen, bei denen man 20 Jahre lang die Miete nicht erhöhen darf. Das macht kein Vermieter mit“, sagt Maus. Grundsätzlich sei sein Rat an die Stadt: „Mehr zulassen, dann wird auch mehr gebaut.“