Wenn Michael Haiser interessierten Kunden sein Produkt vorstellt, dann geht er in der Regel diplomatisch vor. „Wir sagen Stahlbaumodul. Dann zeigen wir zuerst, wie es aussieht“, erklärt er.

Die meisten Leute seien von den holzverkleideten Häusern beeindruckt. „Und erst dann sagen wir: Das ist übrigens ein Container“, fährt der 47-Jährige fort.

„In Deutschland haben wir ein bisschen ein Problem mit dem Wort Container.“

„Jeder denkt gleich an die Flüchtlingswelle von 2015.“ Dabei, das weiß der Stuttgarter mit Zweitwohnsitz in Dingelsdorf selbst, wären er und sein Partner Ivan Mallinowski längst steinreich, wenn sie ihre Idee nur ein paar Jahre früher gehabt hätten.

Das Musterhaus in Mailand.
Das Musterhaus in Mailand. | Bild: Stefan Hohloch

Das Start-up der beiden Gründer heißt – trotz der negativen Konnotation – Containerwerk, und ihre Idee besteht darin, gebrauchte und ausrangierte Überseecontainer in kleine Wohneinheiten, auch Tiny Houses genannt, zu verwandeln.

„Es ist zwar eine Nische und wird nie das Wohnen komplett ablösen“, sagt Haiser auf seiner Terrasse mit herrlichem Blick auf den Überlinger See, doch die Containerhäuser könnten „das Wohnleid lindern und das eine oder andere Wohnproblem interimsweise lösen“, sagt er.

Wie eben vor knapp vier Jahren, als für viele Flüchtlinge händeringend Unterkünfte aus dem Boden gestampft werden mussten.

Eine realistische Option für die Stadt Konstanz?

Gerade in einer Stadt wie Konstanz, wo das Wohnen immer teurer wird, wo Studenten oder Lehrlinge kein bezahlbares Dach über dem Kopf mehr finden, wo Menschen auf Baustellen leben, weil während Renovierungsarbeiten kaum freie Zimmer zu finden sind, könnten Haisers Container „ein Problemlöser sein“, wie er findet – weil sie einfach auf Brachflächen aufgestellt werden können.

Die Gründer von Containerwerk: Michael Haiser (links) und Ivan Mallinowski.
Die Gründer von Containerwerk: Michael Haiser (links) und Ivan Mallinowski. | Bild: Containerwerk

Die Module „erfüllen alle nötigen bauphysikalischen Voraussetzungen in punkto Brandschutz oder Akustik“, sagt Ivan Mallinowski, und Haiser ergänzt: „Ein ganz normaler Bauantrag ist nötig. Da unsere Container reversibel sind, ist es aber einfacher, eine Genehmigung zu bekommen.“ Ganz günstig sind die Häuser allerdings nicht.

Ein isolierter Container im Rohbau kostet 33.000 Euro, komplett fertig mit Innenausstattung zwischen 40.000 und 45.000 Euro.

Derzeit sind die 25 Quadratmeter großen Elemente, die stapel- und kombinierbar sind, zumeist als Boardinghäuser für Wohnen auf Zeit, Freizeitanlagen, Studentenwohnheime, Mitarbeiterwohnungen oder Hotels im Einsatz.

In Hamburg entsteht im Rahmen eines Sozialprojekts für straffällige Jugendliche ein größerer Komplex. „Im Prinzip kann jeder unsere Container kaufen, sie sind aber als industrielles Serienprodukt gedacht“, sagt Mallinowski. Für Privatpersonen kommen sie als Hausersatz frühestens 2020 infrage.

Das Musterhaus in Mailand.
Das Musterhaus in Mailand. | Bild: Stefan Hohloch

Ganz neu ist der Gedanke nicht, Frachtcontainer in Wohnraum zu verwandeln. „Das machen viele, aber keiner außer uns industriell und maschinell“, erklärt Michael Haiser.

„Der Vorgang der Innenisolierung dauert pro Container zwei Stunden und ist aus einem Guss, sodass keine Kälte- und Wärmebrücken entstehen. Dies macht unsere Container so interessant für serielles Bauen.“

Hinzu kommt, dass die Containerwerk-Häuser weniger Platz für die Dämmung benötigen und so auf 2,20 Meter Wohnbreite kommen.

Eines ist den beiden Gründern besonders wichtig: Die Container sind nachhaltig.

„Wir wollen nicht den schnellen Erfolg“, sagt Mallinowski, „wir wollen ein Konzept, das für Dauerlösungen gedacht ist.“ Daher werden auch ausschließlich gebrauchte Seecontainer verwendet, die andernfalls verschrottet würden. „Wir führen einen Überschuss durch Veredelung einer sinnvollen Nutzung zu“, nennt Mallinowski es.

So sieht es in einem umgebauten Container aus.
So sieht es in einem umgebauten Container aus. | Bild: Stefan Hohloch

Momentan stehen Musterhäuser in Berlin, Stuttgart und Karlsruhe, gerade erst ist eines in Costa Rica angekommen. „Wir verteilen die Showrooms weltweit, weil wir mit Interessenten am liebsten Termine in den Containern abmachen“, sagt Haiser, der sich auch an seinem Zweitwohnsitz am Bodensee ein Muster wünschen würde.

Es wäre ein Blick auf „ganz neue Wege“, so Michael Haiser. Denn für Ivan Mallinowski sind die Container „das Wohnen der Zukunft. Da wird noch ganz viel passieren.“