So hört sich eine klare Absage an: „Aus unserer Sicht kommt die Einbeziehung von Teilen des Schulhofs nicht in Frage.“ Das schreibt Jürgen Kaz, Leiter des Humboldt-Gymnasiums, in einer Stellungnahme an die Stadtverwaltung. Sie liegt dem SÜDKURIER vor. Kaz bezieht sich auf Überlegungen zur Einrichtung der Baustelle für den Laubenhof in direkter Nachbarschaft zum Humboldt.

Nach dem Abriss des Vincentius-Krankenhauses will der private Investor LBBW Immobilien dort ab Mitte November mit dem Bau eines Wohnkomplexes beginnen.
Wo sollen sich die Baustellenzufahrten befinden?
Es stellt sich die Frage: Wie kommen Baustellenfahrzeuge und Lieferanten von Baumaterial dort hin und wieder von dort weg? Ausgeschlossen sei, so erklärte Bürgeramtsleiterin Anja Risse auf eine Anfrage von Stadtrat Günter Beyer-Köhler (Freie Grüne Liste) im Gemeinderat, dass die Baustellenzufahrt über die als Fahrradstraße ausgewiesene Schottenstraße verlaufe. Hierfür soll die Untere Laube genutzt werden. Zur Ausfahrt würde wohl eine Ampel benötigt.
Möglich und Gegenstand einer Überprüfung sei allerdings, in der Schottenstraße Parkplätze für Baustellenfahrzeuge zu blockieren. Der Gehweg würde dann gesperrt, Fußgänger auf die gegenüberliegende Straßenseite umgeleitet.
Warum wird die Baustelle nicht auf dem Vincentius-Grundstück eingerichtet?
Bürgeramtsleiterin Risse erklärte die Problematik: Der Baukörper reiche bis an die Grenzen des Grundstücks heran, so dass auf diesem die Baustelle nicht eingerichtet werden könne. Die beauftragten Bauunternehmen müssen daher auf öffentliche Flächen ausweichen.
Zudem sei am Humboldt-Gymnasium nachgefragt worden, ob eine kleine Teilfläche des Schulhofs genutzt werden dürfe – zum Beispiel als Wendefläche für Baustellenfahrzeuge. Nötig sei hierfür die Zustimmung der Schule, auch wenn eine Ersatzfläche geschaffen würde. Die Überlegungen der Stadtverwaltung hatten bei einer Sitzung des Elternbeirats kurz vor den Herbstferien bereits die Runde gemacht – und eine klare Ablehnung ausgelöst.
Warum eignet sich laut der Schule das Humboldt-Gelände nicht?
FGL-Stadtrat Beyer-Köhler war bis zuletzt noch Elternsprecher, seine Anfrage im Gemeinderat erfolgte also nicht grundlos. Als er hörte, wie die Laubenhof-Baustelle die Umgebung „in Beschlag“ nehmen werde, „war ich entsetzt“, sagt er.
Schulleiter Jürgen Kaz fasst im Gespräch mit dem SÜDKURIER in einem Satz zusammen, warum auch er gegen eine Einbeziehung des Schulhofs ist: „Weil dann der Schulbetrieb nicht mehr zu verantworten wäre.“

Schon jetzt reiche die Fläche des Schulhofs für die Zahl der Schüler – zuletzt waren dies rund 1200 plus etwa 150 Lehrer – nicht aus. Ein Schulbetrieb ist laut Kaz‘ schriftlicher Stellungnahme an die Stadt „seit Jahrzehnten lediglich unter Einbeziehung des Webersteigs genehmigungsfähig“. Durch die Einrichtung eines Ganztagesbereichs bräuchte der Schulhof eigentlich noch mehr Platz.
Hinzu komme, dass nach Wegfall der früheren Fahrradabstellanlage auf der Rhein-Seite vor elf Jahren ein „wesentlicher Teil des Schulhofs“ für Räder genutzt werde. „Dieser Umstand hat bei der letzten Brandschutzübung im Oktober 2019 zu bedenklichen Problemlagen geführt“, schreibt Kaz in der Stellungnahme an die Verwaltung.
Wie lang soll überhaupt gebaut werden?
Der Schulleiter geht außerdem davon aus, dass das Humboldt-Gelände während der Bauarbeiten verstärkt als Durchgangsweg genutzt werde. Denn der Frieda-Siegrist-Weg zwischen Humboldt und künftigem Laubenhof wird in diesem Zeitraum nur beschränkt verfügbar sein. Aktuell wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet, wie Jochen Pfefferle, einer der Geschäftsführer von LBBW Immobilien, zuletzt gegenüber dem SÜDKURIER sagte.
Der Appell von Jügen Kaz und von Elternvertretern lautet daher: „Wir erwarten einen Bauzaun, der verlässlich die Grundstücksgrenze einhält und mit schallisolierenden Maßnahmen verbunden ist.“
Seitens der Stadt Konstanz fand das Veto der Schule offenbar Gehör. „Das Thema Humboldt ist wohl vom Tisch“, teilt Rathaus-Sprecher Walter Rügert mit. Wie die Baustelle alternativ eingerichtet werden soll, stehe noch nicht endgültig fest. Es gebe „noch Abstimmungsbedarf bei dem einen oder anderen Punkt innerhalb der Verwaltung“, so Rügert. Der SÜDKURIER hält Sie auf dem Laufenden.