Noch sind Sommerferien. Trotzdem herrscht an diesem Dienstagnachmittag aufgeregtes Gedränge in der Aula der Konstanzer Geschwister-Scholl-Schule (GSS). Grund dafür ist ein seltener und außergewöhnlicher Besuch: Königin Silvia von Schweden betritt den Saal, kurze Zeit später steht sie auf der Bühne.

Dort spricht sie vor rund hundert Menschen darüber, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu stärken – und warnt vor der Verharmlosung von Drogen. „Die Welle der Legalisierung„, sagt die Monarchin, bereite ihr Sorge.

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Wenige Stunden zuvor, gleicher Ort. Oberbürgermeister Uli Burchardt, Schulleiter Thomas Adam und Bettina Gräfin Bernadotte eröffnen den Youth Summit (übersetzt: Jugendgipfel) der Mentor Stiftung Deutschland. Es ist der Anlass, warum Konstanz an diesem Tag den königlichen Besuch erwartet. Denn gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation ist Ihre Majestät Gründerin der internationalen Initiative, die sich dem Wohl junger Menschen widmet. 25 Jahre ist das nun her. Das soll an diesem Tag gefeiert werden, inklusive Ehrengast.

Thomas Adam, Schulleiter der GSS, Bettina Gräfin Bernadotte (links) und Moderatorin Johanna Lohrer eröffnen den Mentor Youth Summit. Am ...
Thomas Adam, Schulleiter der GSS, Bettina Gräfin Bernadotte (links) und Moderatorin Johanna Lohrer eröffnen den Mentor Youth Summit. Am Nachmittag tritt dann Königin Silvia auf. | Bild: Reinhardt, Lukas

Verwandtschaft in direkter Linie zur Insel Mainau

In Deutschland ist Bettina Gräfin Bernadotte Stiftungsvorsitzende. Geworden ist sie das auch auf königliche Bitte: „Dadurch, dass es verwandtschaftliche Verbindungen gibt, trifft man sich immer wieder und bespricht Herzensthemen“, erzählt die Gräfin am Rande der Veranstaltung. Tatsächlich ist die Grafenfamilie Bernadotte in direkter Linie mit dem schwedischen Königshaus verwandt. Vor drei Jahren übernahm die Gräfin also das Amt, der Geschäftssitz befindet sich seither auf der Insel Mainau.

Mittlerweile ist die Stiftung deutschlandweit an 12 Standorten aktiv. Einer dieser Standorte liegt in Konstanz, genauer: an der GSS, wo an diesem Dienstag die Veranstaltung stattfindet.

„Dieser Tag heute ist sehr wichtig für uns“, sagt Bettina Gräfin Bernadotte. Die Aufmerksamkeit verhelfe dem Anliegen und der Idee der Stiftung, junge Menschen zu fördern und in ihrer Entwicklung zu unterstützen, zu einer größeren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. „Es ist toll, wenn jemand mit der Ausstrahlung wie Königin Silvia sie besitzt, sich solcher Themen annimmt.“

Für die Anwesenden ist der königliche Besuch zwar Höhepunkt, nicht aber der einzige Programmpunkt. Denn der Jugendgipfel will mit Workshops und Impulsvorträgen Kinder und Eltern für das Thema der Stiftung sensibilisieren: Ein Mann etwa erzählt davon, wie er in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geriet, wie er sieben Jahre ins Gefängnis kam und welche Lehren er daraus zog. Ein weiterer Redner spricht über die Schwierigkeiten der Kommunikation zwischen Jung und Alt. Und warum daraus immer wieder Konflikte entstehen, die die Persönlichkeitsentwicklung entscheidend prägen.

Oliver Wnuk tritt als Gastredner auf

Unter den Gastrednern ist aber auch ein weiteres bekanntes Konstanzer Gesicht: Oliver Wnuk, Schauspieler, Autor und ehemaliger Schüler der GSS, spricht vor Erwachsenen und Jugendlichen in zwanzig Minuten über „den Sinn des Lebens“ – und wie es ihn einst auf die Schultheaterbühne zog. Am Rande der Veranstaltung erzählt Wnuk, warum er das Thema so wichtig findet. „Jugendliche haben heute weniger Zeit, eine Persönlichkeit zu entwickeln, als wir damals“, erzählt der 43-jährige Familienvater. „Es gibt zu viele Einflüsse durch die sozialen Netzwerke.“ Zum royalen Besuch gefragt, sagt er: „Ich finde ihr Engagement toll. Es ist spannend, Königin Silvia jetzt kennenzulernen.“

Schauspieler Oliver Wnuk ist Gastredner beim Jugendgipfel der Stiftung in der GSS.
Schauspieler Oliver Wnuk ist Gastredner beim Jugendgipfel der Stiftung in der GSS. | Bild: Reinhardt, Lukas

Unter den Jugendlichen, um die es an diesem Tag in erster Linie geht, kommt die royale Begegnung ebenfalls gut an. „Ich bin schon sehr stolz, dass die Königin heute an meine Schule gekommen ist“, sagt Samuel Fischer.

Bild 3: Königin Silvia warnt bei ihrem Besuch an der Geschwister-Scholl-Schule vor der Legalisierung von Drogen
Bild: Reinhardt, Lukas

Der Zwölfjährige, der schon bald die sechste Klasse der GSS besucht, bedauert nur eines: „Ich habe mein Handy vergessen und deshalb leider kein Bild gemacht.“ Doch der Ärger darüber, sagt er, sei mittlerweile schon wieder verflogen.

„Ich habe schon die Königin von Dänemark getroffen“

Für Felicitas Grünzig gab es an diesem Tag keinen Grund für Frust: „Es war richtig cool, die Königin zu treffen“, sagt die Schülerin. Die erste Begegnung dieser Art war es für die Elfjährige aber nicht, die extra aus Radolfzell nach Konstanz kam.

Bild 4: Königin Silvia warnt bei ihrem Besuch an der Geschwister-Scholl-Schule vor der Legalisierung von Drogen
Bild: Reinhardt, Lukas

„Ich habe schon die Königin von Dänemark getroffen“, erzählt sie stolz, „heute war die Königin von Schweden dran.“ Was dem Tag die Krone aufsetzt? „In unserem Workshop haben wir Muffins gebacken, die essen wir jetzt noch“, sagt sie voller Vorfreude.

Davin Papenfuß hat sich einen anderen Workshop ausgesucht. Der Zehnjährige, der heute mit Mutter Melanie in die Geschwister-Scholl-Schule kam, interessiert sich für das Thema Achtsamkeit. „Das finde ich wichtig und spannend“, sagt er. Königin Silvia von Schweden hat Davin Papenfuß bisher nur auf Fotos gesehen, „natürlich ist es spannend, dass sich das heute ändert“, sagt er.

Das Treffen in der GSS ist dabei nur der Auftakt der Feierlichkeiten, die an diesem Dienstag stattfinden. Denn nach rund einer Stunde geht es für die Königin von Schweden auf die Insel Mainau, wo weitere Fans warten.