In etwa zwei Jahren soll Konstanz um eine Attraktion reicher sein. „Ende des Jahres 2021“, sagte Wolfgang Scheidtweiler im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch, wolle er das Panorama-Projekt zum Konstanzer Konzil vom Berliner Künstler Yadegar Asisi nahe der Schänzlebrücke eröffnen.
Scheidtweiler sprach als Projektpartner. Neben seiner Pforzheimer Unternehmensgruppe gehören dazu das Hotel Halm und die Brauerei Ruppaner.
Der Künstler wünscht sich Befürwortung der Menschen in Konstanz
Asisi wünsche sich von seinem Werk, „dass die Konstanzer sagen: Das ist auch unser Projekt, es ist ein Teil der Stadt.“

Eine Aussage, die als Hinweis auf die kontroverse Diskussion um die Verwirklichung des Riesenpanoramas interpretiert werden kann. Zwischenzeitlich hatte es vor dem Aus gestanden.
Oberbürgermeister Uli Burchardt nannte sich während der Gesprächsrunde einen Befürworter des riesigen Konzil-Abbildes und bezeichnete es „als große Chance, die Zufahrt zur Stadt auch optisch deutlich aufzuwerten“.

Er rechne mit vielen staunenden Blicken, „sowohl von Konstanzern wie durch Touristen“, sagte Burchardt. Die Stadt entwickle sich deutlich in Richtung rechtsrheinisches Ufer, das Panorama sei dafür ein weiterer Ausweis.
Yadegar Asisi stellt erste Skizzen vor
Für den zur Pressekonferenz aus Berlin angereisten Künstler Yadegar Asisi sei die rund 100 Meter lange und 30 Meter hohe Arbeit, die Konstanz zur Zeit des Konzils von 1414 bis 1418 zeigen wird, der bislang fehlende Baustein zwischen zwei seiner bisher erschaffenen Panoramen: zum antiken Rom und zu Reformator Martin Luther. Auch diese beschäftigen sich mit Wegmarken der Religionsgeschichte.

„Der umspannende thematische Bogen soll im Konzil-Panorama auch erkennbar werden“, sagte Asisi. Beim Termin präsentierte er eine Skizze, die seine Vorstellungen von Konstanz zur Konzil-Zeit zeigt. Prominent darauf zu sehen: Ein Schwarm Vögel, der auf das Konzil-Gebäude zufliegt, mit dem Bodensee im Hintergrund.

Für das Konzil als Motiv hätte er sich nicht entschieden, „wenn mich nicht etwas gereizt hätte, als ich mir die Stadt und das Gebäude bei meinen Besuchen angeschaut habe“. Asisis opulente Panoramen zählen weltweit zu Besuchermagneten, die ihm eine gewisse Prominenz haben zukommen lassen.
Asisi: „Mache kein Projekt, auf das ich keine Lust habe“
„Es gehört zu den angenehmen Seiten, dass ich nicht mehr mit noch so viel Geld überzeugt werden kann, drei bis fünf Jahre Arbeit in etwas zu stecken, worauf ich keine Lust habe“, führte der 64-Jährige gebürtige Wiener mit persischen Wurzeln aus.
Geld steckt jedoch durchaus hinter dem Projekt. „Ein ordentlicher zweistelliger Millionenbetrag“ werde laut Projektpartner Wolfgang Scheidtweiler investiert. Ein wesentlicher Teil fließt in das nahe der Schänzlebrücke geplante Gebäude, welches das Asisi-Panorama beheimaten und in dem das auch ein Restaurant integriert sein soll.

Geplant wird es durch das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton. Gründer Matthias Sauerbruch stammt aus Konstanz und ging hier zur Schule. Sein Vater Hans ist vielen Bürgern der Stadt durch zahlreiche Fassadenbilder bekannt.
Projektpartner blickt kritisch auf Kontroverse zur Realisierung
Der Pforzheimer Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler und der Beliner Künstler Yadegar Asisi haben eine gemeinsame Vergangenheit: Der 72-Jährige hat im Gasometer seiner Heimatstadt bereits zwei Riesenpanoramen realisiert – zunächst zum antiken Rom, anschließend zum Great Barrier Reef.

Angesprochen auf die Frage, ob ihm die zunächst in Konstanz vorherrschenden Widerstände die Planungen eines Konzil-Panoramas verleidet hätten, fand Scheidtweiler noch einmal deutliche Worte: „Die durch die Politik geführte Diskussion war teils unterirdisch. Konstanz war als Standort im Prinzip schon gestorben.“
Es habe Gedankenspiele um einen anderen Platz am Bodensee gegeben, „aber das wäre immer eine Notlösung gewesen“, so Scheidtweiler. Dankende Worte richtete er an OB Uli Burchardt und Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, „die irgendwann Druck gemacht haben“. Für Yadegar Asisi selbst „machte es irgendwann Peng“, sagte er bei der Pressekonferenz in Konstanz. Dann sei auch klar gewesen: „Ich wollte und musste das Projekt jetzt machen.“ Die Frage nach dem Standort sei für ihn dann zweitrangig gewesen.
Arbeit für das Projekt
Auch wenn das Konzil-Panorama erst Ende 2021 eröffnen wird, befindet sich Yadegar Asisi und sein Team bereits mitten in der künstlerischen Arbeit. Dabei lässt er sich von den beiden Konstanzer Historikern Henry Gerlach und Daniel Groß beraten. Zuletzt fand auf einem Hangar in Berlin ein aufwändiges Foto-Shooting statt, bei dem 40 mittelalterlich gekleidete Komparsen Szenen des Konzils von 1414 bis 1418 nachspielten. Auch in Konstanz wurde und wird für das Projekt noch fotografiert. Asisi bezeichnet seine Form der Kunst als „Malerei mit anderen Mitteln“, die technische Umsetzung an Hochleistungs-Computern sei eine Fortsetzung des Malens, sagte er bei der Pressekonferenz.