Es habe wohl schon am Tag der Wahl Zweifel gegeben. So berichteten es zumindest Angehörige der Konstanzer Hochschule für Wirtschaft und Gestaltung, die bei der öffentlichen Wahlveranstaltung Ende November anwesend gewesen waren. Markus Rhomberg, der neu gewählte Präsident der HTWG, habe seine Pläne für die Zukunft der HTWG nicht vorgestellt, das irritierte wohl einige. Außerdem wurde im Nachhinein bekannt, dass Rhomberg noch eine Bewerbung bei der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen offen hat. 

„Zweite Bewerbung ist völlig normal“

Letzteres sei völlig normal, die zweite Bewerbung habe Markus Rhomberg auch transparent gehandhabt, sagt Stefan Keh, Hochschulratsvorsitzender der HTWG, auf Rückfrage des SÜDKURIER. Keh steht nun vor einem mittleren Scherbenhaufen: Nach der erfolgreichen Wahl Markus Rhombergs zum neuen HTWG-Präsidenten durch Hochschulrat und -senat trat Stefan Keh zunächst mit Rhomberg in konkrete Verhandlungen – die dann kurz darauf scheiterten.

An den Qualifikationen scheitert es nicht

Der Hochschulratsvorsitzende will eines klarstellen: „Es scheiterte nicht an Markus Rhombergs Qualifikationen“. Der 40-Jährige habe zwar wenig Leitungserfahrung, sei in der Breite aber sehr gut mit anderen Hochschulen vernetzt, hatte Keh in einem früheren Gespräch mit dem SÜDKURIER gesagt. Dies bestätigte er nun.

Keine Einigung beim Funktionszuschlag

Vielmehr sei der Vertragsabschluss an zwei Punkten gescheitert. Zum einen an den Gehaltsvorstellungen. Als Hochschulprofessor mit Leitungsfunktion wäre Rhomberg in der Besoldungsgruppe W 3 eingestuft worden – das entspricht einem Grundgehalt von etwa 7000 Euro monatlich. Auch dies sei kein Diskussionspunkt gewesen, so Keh, wohl aber der variable Funktionszuschlag, der „bei einem Präsidenten einen signifikanten Unterschied ausmacht“, wie Keh erläutert.

Verhandlungen enden ohne Ergebnis

Der zweite strittige Punkt sei der Termin gewesen, zu dem Rhomberg sein Amt hätte antreten sollen. Laut Ausschreibung war dieser auf Mitte April festgesetzt – „und das haben wir auch erwartet“, so Keh. Weder beim Funktionszuschlag noch beim Antrittstermin sei man schließlich zu einer Einigung gekommen. Da dies entscheidende Inhalte der Ausschreibung gewesen seien, habe man die Verhandlungen schließlich ohne Ergebnis beenden müssen, erläutert Keh.

Außerdem betont er: „Der Amtsantritt ist nicht an Kleinigkeiten wie Regelungen zum Wohnort oder zur Möglichkeit, Home-Office zu nutzen, gescheitert.“

Wie es jetzt weitergeht

Stefan Keh hat kurz vor Weihnachten die Mitarbeiter der Hochschule in einer E-Mail über das Scheitern der Verhandlungen mit Rhomberg informiert. „Dass dies schiefgegangen ist, bedauere ich sehr“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Nun werde man eine neue Findungskommission installieren müssen. Die erste Senatssitzung sei Mitte Januar, dann brauche es Zeit , dass sich Bewerber auf die Ausschreibung melden können. Beim ersten Mal gab es 30 Bewerbungen. Keh rechnet damit, dass es frühestens im Juni zu einer neuen Wahl kommen kann. „Das ist überaus unerfreulich“, betont Keh.

Keine Auswirkungen auf Lehre und Forschung

Auf das Funktionieren von Lehre und Forschung habe die erneute Ausschreibung allerdings wenig Auswirkungen, glaubt Keh. Bis ein neuer Präsident gewählt ist, braucht die HTWG eine Interimsleitung. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder übernimmt der amtierende Präsident, Carsten Manz, die Leitung weiterhin oder ein Professor aus dem Präsidium wird zum Interimspräsidenten gewählt.

„Hoffen, den richtigen Menschen zu finden“

In jedem Fall werde man sich bemühen, das Auswahlverfahren auch dieses Mal sehr transparent und nachvollziehbar zu gestalten, verspricht Keh, „und wir hoffen, den richtigen Menschen zu finden“. Es klingt, als habe er keinerlei Interesse an einer Wiederholung des aktuellen Debakels bei der Auswahl der Hochschulleitung.

Markus Rhomberg war trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme gegenüber dem SÜDKURIER nicht zu erreichen.