Fadenscheinig ist ein hartes Wort. Es ist wohl auch übertrieben. Gleichwohl treffen die Argumente der Freien Grünen Liste in der Sache einen Nerv bei vielen Anwohnern in Petershausen: Warum soll hier bei uns nicht funktionieren, was anderswo wunderbar und ohne schwere Unfälle funktioniert? Hier muss nicht einmal in andere Städte geblickt werden, in denen sich Busse, Fahrradfahrer und Fußgänger selbst in Fußgängerzonen problemlos begegnen.
Die Straßen gemeinsam zu nutzen, kann funktionieren – das zeigt sich anderswo auch schon in Konstanz
Shared Space nennt sich das, geteilter Raum – und das ist wiederum ein sehr schönes Wort. In Konstanz nutzt man ein noch viel schöneres: Begegnungszone. Eine solche gibt es bereits vor dem Hauptbahnhof, wenn auch noch einige Zeit nur als Provisorium. Von einer schwelenden Unfallgefahr ist dort bei allem Gewusel und aller Hektik nichts zu hören und zu lesen.
Gehen wir davon aus, dass wie von den Stadtwerken beteuert, nur die Verkehrssicherheit (und nicht die zugeparkte, enge Markgrafenstraße) der Grund für die Verlegung der Linie 6 ist: Wie kommt es, dass Busfahrer an der Reichenau- und der Petershauser Straße von "extrem kritischen Situationen" berichten?
Liegt es an mangelnder Aufmerksamkeit der Radler, liegt es an der Kraft des PS-Protzes Roter Arnold oder an den eklatant unterschiedlichen Knautschzonen beider Verkehrsmittel? Es ist eine Kombination aller drei – und wohl noch weiterer – Faktoren. Geahnt werden hätte das Problem bereits vor den Planungen der neuen Fahrradstraße ab der Radbrücke bis zum Zähringerplatz.
Dieses Thema wird nicht das letzte Mal aufgetaucht sein
Und es wird angesichts weiterer geplanter Fahrradstraßen im Stadtgebiet künftig auch andernorts auftauchen. Für den Einzelfall mag nun die Verlegung der Buslinie 6 zwar schmerzhaft für Anwohner, aber gangbar im Sinne der Stadtentwicklung sein.
Will die Stadt allerdings mehr Menschen vom Auto auf umwelt- und ressourcenschonendere Verkehrsmittel bringen (und das will sie erklärtermaßen), so geht das nur mit der Vereinbarung aller verfügbaren Alternativen – und nicht, indem Interessen von Bus- und Radfahrern gegeneinander ausgespielt werden.