
5.46 Uhr: Der Sonnenaufgang vor der Insel Mainau
Unsere Reise beginnt in den frühen Morgenstunden vor der Insel Mainau. Langsam schiebt sich hier die Sonne über die Hügelkette zwischen Uhldingen und Meersburg – und weckt eine tierische Großfamilie: Eine Entenmutter und ihre sechs Küken schwimmen vorbei. Sie nehmen ein Bad im kühlen Nass und wärmen sich dann in den ersten Sonnenstrahlen.
Doch der eigentliche Startpunkt der Reise liegt woanders: An Litzelstetten und Dingelsdorf vorbei geht es nach Wallhausen, dem am nördlichsten gelegenen Konstanzer Ortsteil am Überlinger See. Auf dem Weg dorthin tauchen Fischerboote auf. Denn am Morgen ist für sie die beste Beißzeit.
Unweit von Wallhausen spitzt das Dach des Burghofs durch die Wipfel der Bäume. Das oberhalb des Seeufers gen Bodman gelegene historische Gebäude wurde als Schenke und Biergarten wiedereröffnet und ist seither ein beliebtes Ziel für Wanderer.
Urkundliche Erwähnung fand die Burg übrigens erstmals 1187. Einsam im Wald gelegen hat der Anblick vom See aus etwas Märchenhaftes.
Die Felsformationen des Bodanrück, die den Bodensee bei Konstanz in den Untersee und den Überlinger See teilt, kommen nördlich von Wallhausen zum Vorschein. Doch der Bodanrück hinterlässt seine Spuren nicht nur gut sichtbar über dem Wasser.
Denn wer mit seinem Boot vor Seezeichen 22 zwischen Wallhausen und der Marienschlucht Halt macht, kann bei flachem Wasser den sogenannten Teufelstisch erkennen. Diese Felsnadel reicht rund 100 Meter in die Tiefe. Die Plattform an der Oberfläche ist etwa 160 Quadratmeter groß. Von der Landseite aus ist der Teufelstisch nur für Wanderer auf dem Bodensee-Rundweg zu sehen.
In der Vergangenheit hatten Taucher immer wieder versucht, den Teufelstisch auch unter Wasser zu erkunden. Viele verloren dabei ihr Leben. Denn beim vertikalen Tauchen lauern viele Gefahren. Nach zahlreichen Todesfällen herrscht nun ein Tauchverbot rund um den Teufelstisch.
9.02 Uhr: Das Leben kehrt auf den See zurück
Die Reise geht zurück in Richtung Wallhausen. Dort kreuzt die Seeperle den Weg unseres Bootes. Das kleine Schiff, Baujahr 1979, verbindet Überlingen mit dem Konstanzer Vorort Wallhausen. Angeschoben von einem 10-Zylinder-Motor mit 203 PS trägt es Touristen und Einheimische mit einer Maximalgeschwindigkeit von 23 Stundenkilometern über den See.
Etwas langsamer geht es mit unserem Boot voran. Wieder fahren wir vorbei an den Konstanzer Vororten Dingelsdorf und Litzelstetten. An Strandbädern, Segelboothäfen – und an der Blumeninsel Mainau.
Seit 1746 thront dort das Schloss der gräflichen Familie Bernadotte über dem See, heute erstrahlt es im morgendlichen Sonnenlicht. Errichtet wurde das barocke Gebäude nach den Entwürfen Johann Caspar Bagnatos.
Nach etwa fünf Minuten Fahrzeit erscheint ein weiteres interessantes Gebäude am Ufer. Es ist die Produktionsstätte der Brauerei Ruppaner, 1795 gegründete von Pfalzvogt Nikolaus.
Vor rund 150 Jahren übernahm hier die Familie Ruppaner, mittlerweile in der vierten Generation. Verschiedene Biersorten entstehen an diesem Ort. Es gibt nicht viele Brauereien in einer derart exponierten Lage.
Südlich der Brauerei wachsen die Wellen auf dem See plötzlich an. Der Grund dafür lässt sich bereits erahnen: In der Ferne kreuzt eine Fähre, deren Schiffsschraube das Wasser zum Tosen bringt.
Seit mehr als 90 Jahren besteht die Verbindung zwischen Meersburg und Konstanz – genutzt haben sie im Jahr 2018 etwa 4,2 Millionen Fahrgäste, darunter Touristen aber auch Pendler.
Das Hörnle, das in der Badesaison knapp 331.000 Gäste anlockte, erreichen die Wellen der Autofähren nicht mehr. Es ist ein Ort mit einer langen und bewegten Geschichte: 2020 feiert das Strandbad seinen 100. Geburtstag.
Vom blauen Häuschen an der äußersten Spitze des Hörnles aus überblicken die Rettungsschwimmer den Badebereich und halten Wacht über ihre Gäste. Von denen sind bereits um 9.31 Uhr einige im Wasser.
Nur einen Steinwurf entfernt vom Hörnle schmiegt sich das Schloss Seeheim an den Lorettowald. Die Villa im Stil der Neorenaissance beherbergt heute ein Restaurant.
Bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts lag das Schloss in einer kleinen Bucht mit direktem, aber privaten Zugang zum See. Infolge einer städtebaulichen Maßnahme wurde damals ein Damm aufgeschüttet und eine öffentlich zugängliche Promenade angelegt.
9.59 Uhr: Ankunft im Konstanzer Hafen
Nach rund dreieinhalb Stunden ist das Ende dieser Etappe in Sicht und der Konstanzer Hafen in unmittelbarer Reichweite.
Von Steuerbord aus grüßt bei der Einfahrt in das Hafenbecken die Imperia. Die Statue des Künstlers Peter Lenk ist mittlerweile eines der Konstanzer Wahrzeichen und damit ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen.
Im Jahr 1993 sah das noch anders aus. Da galt das Bildnis einer Kurtisane für einige Bürger als Skandal.
Auf der linken Seite des Bootes steht ein etwas älteres Bauwerk: der Konstanzer Leuchtturm auf der Südmole. Eine Tafel am Geländer grüßt alle Einfahrenden mit einem „Herzlich Willkommen“.
Dieser Inhalt, erstellt von Lukas Reinhardt, erschien erstmals im August 2019. In der nächsten Folge geht es vom Konstanzer Hafen über den Seehrein bis in das Wollmatinger Ried.