Ab und an fährt ein Streifenwagen im Schritttempo am Haus des Roger Simon an der Ecke Hoheneggstraße/Staader Straße vorbei. Das Sicherheitsgefühl der Anwohner soll gesteigert werden, ebenfalls die Abschreckung potenzieller Täter.

Das Signal: Die Polizei ist wachsam, hat ein Auge auf die Villa des Bordellbesitzers. In der Nacht auf Samstag drangen drei Männer ins Haus ein, warteten, bis der Eigentümer gegen 1.40 Uhr heimkam, verpassten ihm Tritte und Schläge und hielten ihn drei Stunden gefesselt im Keller gefangen. Als ein Mitarbeiter des Bordells im Industriegebiet gegen 4.30 Uhr zur Kontrolle ins Haus kam, nahmen die Einbrecher Reißaus; zwei wurden schnell festgenommen, der dritte ist seither auf der Flucht.

Kein Schutz: Die von den Tätern zerstörte Terrassentür.
Kein Schutz: Die von den Tätern zerstörte Terrassentür. | Bild: Schuler, Andreas

Polizeisprecher Markus Sauter bestätigt die Ausführungen Roger Simons, wonach sowohl er als auch die Polizei seit längerer Zeit mit dem Raubüberfall rechneten: „Die Polizei hat vor mehreren Wochen Informationen darüber erhalten, dass Täter aus Moldawien einen Einbruch in Konstanz durchführen wollten. Dieser Hinweis wurde von der Kriminalpolizei als ernstzunehmend eingestuft und deshalb der Eigentümer des potenziellen Objekts entsprechend sensibilisiert.

Darüber hinaus wurden polizeiliche sowie private Schutz- und Überwachungsmaßnahmen abgestimmt.“ Roger Simon zeigte dem SÜDKURIER installierte Kameras auf seinem Grundstück, die jede Bewegung aufzeichnen. Allerdings konnte der brutale Überfall mit der Geiselnahme nicht verhindert werden. „Das waren Profis“, sagt er. „Meine Türen sind Hochsicherheitstüren, die ich extra habe einbauen lassen.“

Nächster Überfall? „Ich bin bereit“

Roger Simon ist sich sicher: „Die werden wieder kommen“, sagt der 71-Jährige. „Die ersten drei haben es nicht geschafft. Also kommen die nächsten drei. Ich bin bereit.“ Er geht nach wie vor davon aus, dass die Straftat kein Zufall war. Er ist überzeugt, dass die Täter auf ihn angesetzt wurden, da er nicht bereit ist, sein Bordell an einen Geschäftsmann aus der Republik Moldau zu verkaufen.

„Sie dachten, dass ich viel Bargeld im Haus habe, was aber nicht stimmt.“ Außerdem könne er die Konzession für seinen Club Imperia nicht verkaufen, das verbiete ihm der Vertrag mit der Stadt Konstanz, die die Sperrbezirke ausgewiesen hat. Die Polizei möchte zu einer eventuellen weiteren Gefährdung des Franzosen nichts sagen.

Sprecher Markus Sauter: „Zu möglichen Einsatzmaßnahmen äußert sich die Polizei aus nachvollziehbaren Gründen nicht.“ Der Bordellbesitzer hat zur Sicherheit Frau und Kind bereits vor Wochen in Sicherheit gebracht. „Wir wissen, wo sie sich aufhalten“, heißt es vonseiten der Polizei. Roger Simon zeigt keine Angst: „In meinem Beruf muss ich mit allem rechnen“, berichtet er. „Ich bin aber schon mit anderen Typen fertig geworden.“

Als Roger Simon durch diese Tür ins sein Haus kam, wurde er brutal zusammen geschlagen.
Als Roger Simon durch diese Tür ins sein Haus kam, wurde er brutal zusammen geschlagen. | Bild: Schuler, Andreas

Bei den 36 und 39 Jahre alten Männern handelt es sich laut Polizei um moldauische Staatsbürger. „Die Fahndung nach der dritten Person läuft. Auch Schweizer Behörden sind verständigt“, so die Polizei. Nähere Infos gibt es nicht. Die Festgenommenen sind keine unbeschriebenen Blätter.

„Die Polizei kennt sie“, bestätigt Sprecher Markus Sauter. „Ob sie vorher bereits Straftaten begangen haben, müssen Ermittlungen zeigen.“ Das Amtsgericht Konstanz hat gegen sie Haftbefehl wegen schweren Raubes, erpresserischen Menschenraubes und gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Erpresserischer Menschenraub ist in Paragraf 239a, Strafgesetzbuch geregelt: „Wer einen Menschen entführt oder sich eines Menschen bemächtigt, um die Sorge des Opfers um sein Wohl oder die Sorge eines Dritten um das Wohl des Opfers zu einer Erpressung auszunutzen ... wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.“ Der Polizei liegen keine Erkenntnisse vor, nach denen verstärkt Personen aus Moldawien ins Konstanzer Rotlichtmilieu drängen würden.