Monika Brumm, Leiterin des Amts für Migration und Integration im Landratsamt, ist sich sicher, dass sie und ihre Mitarbeiter alles getan haben, um für ausreichende Information zu sorgen. Die Aufgabe aber ist nicht so einfach: Über die neuen Corona-Vorschriften müssen auch die hier lebenden Flüchtlinge informiert sein – und zwar so, dass alle es verstehen.
Das stellt das Amt vor Herausforderungen. Die neuen Vorschriften sind strikt: Bei allen Gemeinschaftsunterkünften herrscht ein Besuchsverbot. Nur noch Bewohner der Unterkunft und Mitarbeiter dürfen diese betreten.
Mitarbeiter informieren die Bewohner
„Ab Anfang März haben unsere Mitarbeiter mit den Bewohnern immer wieder über die Situation gesprochen, um die Verhaltensregeln zu erläutern“, sagt Brumm. Aktuell gebe es keine Beratungen mehr, dafür Aushänge mit allen Telefonnummern – damit sich die Bewohner an die zuständigen Stellen wenden können.
Landratsamt informiert in mehreren Sprachen
Dass Informationen in deutscher Sprache nicht ausreichen, ist Monika Brumm bewusst. Am Dienstag wurden alle neu geltenden Bestimmungen – insbesondere über die Kontaktvermeidung – in verschiedene Sprachen übersetzt: Englisch, Farsi, Französisch, Türkisch und Rumänisch. Die Informationen sind auf der Homepage des Amtes abrufbar – und zwar auch als Audio-Dateien. Zusätzlich haben die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte Flugblätter bekommen, die auf die Homepage hinweisen.
Ähnlich handhabt es die Stadt: Sie hat zunächst mehrsprachige Aushänge in den Anschlussunterkünften (AU) aufhängen lassen, berichtet Pressesprecher Walter Rügert auf Anfrage. Zudem sei vor wenigen Tagen ein Infobrief an alle Bewohner der AU gegangen, in dem die Schutzmaßnahmen erläutert wurden.
Einsatz von Security
Noch ein Schritt ist aus Sicht der Behörde notwendig: Security-Mitarbeiter werden eingesetzt, um auch an den Unterkünften die Einhaltung der Regeln zu überwachen.
Die Asylbewerber reagierten sehr unterschiedlich, sagt Brumm. „Manche machen sich große Sorgen, andere kümmert es weniger.“ Sie habe aber das Gefühl, dass die Informationen nun auch angekommen seien.
Ein Asylbewerber macht sich Sorgen
Die Veränderungen spürt auch Faiz Mohamed Yousoufi, der aus Afghanistan stammt und seit vier Jahren mit seiner Familie in Konstanz wohnt, inzwischen in einer Wohnung in Dingelsdorf. „Es ist eine neue Krankheit, das ist nicht gut“, sagt er.

Dankbar für das Gesundheitssystem in Deutschland
„Wir haben ein bisschen Sorge, aber zum Glück geht es den Kindern gut“, sagt Yousoufi. Informiert sei er gut, er sehe regelmäßig Nachrichten im deutschen Fernsehen. Noch mehr Sorgen macht er sich allerdings um die Menschen in Afghanistan. Zwar gebe es dort weniger bestätigte Erkrankte, aber das werde sich vermutlich rasch ändern. Und das Gesundheitssystem in Afghanistan sei sehr schlecht ausgestattet.
Save me: Information war zu langsam
Marion Mallmann-Biehler, Vorsitzende von Save me, ist nicht ganz begeistert von dem Vorgehen der Behörden. Die Besuchsverbote in den GUs kann sie akzeptieren, sie glaubt aber, dass es wichtig gewesen wäre, die Flüchtlinge schneller zu informieren, in verschiedenen Sprachen. Im SÜDKURIER habe das Landratsamt zwar Anzeigen in mehreren Sprachen geschaltet, von Abstandsgebot und Kontaktvermeidung sei aber noch gar nicht die Rede gewesen.
Flüchtlingshilfe nur noch über Telefon
Im Moment könnten die Flüchtlingshelfer relativ wenig unternehmen, erklärt Mallmann-Biehler. Viele der ehrenamtlichen Helfer seien im Seniorenalter und wollten nun auch selbst eher Abstand halten.
Auch Sprachkurse seien im Moment vollständig ausgesetzt, sagt Monika Brumm.
Die Lage der Flüchtlinge in Griechenland
Mohamed Badawi, Stadtrat der FGL, ist im Februar noch auf eigene Initiative nach Griechenland auf die Insel Chios gereist und hat dort ein Flüchtlingslager besucht. Er appelliert an die Konstanzer, die Lage derjenigen nicht zu vergessen, die sich weder vor dem Corona-Virus noch vor Kälte und Hunger schützen können. „Die Menschen in den Flüchtlingslagern haben nichts, keine Toiletten, schlechtes Essen, es ist kalt und windig.“
Aus humanitären Gründen sei es dringend geboten, dass die EU-Staaten, die sich zur Aufnahme von Flüchtlingskindern bereit erklärt hätten, dies jetzt auch umsetzten. Die EU hat die Aufnahme des zugesagten Kontingents, Familien und unbegleitete Kinder, vorerst wegen der Corona-Krise ausgesetzt.