Gerda Bahn fährt nicht gern allein Bus. Sie befürchtet, nicht rechtzeitig einsteigen zu können, weil es ihr schwerfällt, den Rollator auf die Einsriegsrampe zu heben. Wir haben sie beim Busfahren begleitet und dabei festgestellt, dass die Gehhilfe Hindernis und Hilfe zugleich sein kann.
Einmal pro Woche nutzt Gerda Bahn die Linie 5, um die Schlaganfall-Gruppe der Schmiederkliniken zu besuchen. Sie ist zwar keine Schlaganfallpatientin, leidet aber an einer Lähmung auf der linken Körperseite. Diese ist die Folge eines Gehirntumors, der 1986 operiert wurde. Die Gymnastik in der Gruppe hilft ihr, die eigene Beweglichkeit zu schulen.
Vom Paradies nach Petershausen in der Linie 5
Busfahren ist auch ein soziales Ereignis. An der Haltestelle Maria-Ellenrieder-Gymnasium kommt Gerda Bahn rasch ins Gespräch. Einsteigen werden hier auch Eva Häring und ihre drei Kinder. Alle eint ein Problem: In den Bus einzusteigen kann kompliziert werden.

Der Einstieg in den Bus ist für Gerda Bahn, 71, eine kleine Herausforderung. "Der Rollator ist relativ schwer und ich kann mich auch nicht auf das hintere Brett des Rollators stellen, weil ich sonst das Gleichgewicht verliere", erklärt sie, "deshalb fahre ich lieber Taxi". Die Fahrtkosten beim Stadtbus sind natürlich weitaus niedriger.
Im Bus ergibt sich dann das nächste Problem: Einen der Sitze herunterzukappen, die für Personen mit Behinderung zur Verfügung stehen, fällt ihr schwer. Ihr fehlt wegen der Lähmung die Kraft. Gerda Bahn ist erleichtert, als sie sitzt, und entspannt sich.
Von der Rosenau bis zu den Schmiederkliniken
Andere, die mit Rollator einsteigen, haben weniger Probleme. Eine Seniorin, die ihren Namen nicht nennen möchte, berichtet, dass sie seit sechs Jahren mit Rollator unterwegs sei. "Ich komme gut zurecht, auch gut aus dem Bus heraus", sagt sie und ergänzt, bevor sie an der Rosenau aussteigt, dass die anderen Mitfahrenden oft sehr hilfsbereit seien. "Wenn ich einsteige, müssen die Busfahrer eigentlich warten, bis ich sitze. Viele tun das auch, aber nicht alle".
- Das sagen die Stadtwerke dazu: Die Busfahrer seien angehalten, möglichst zu warten, bis die Person einen Sitzplatz eingenommen habe, schreibt Christopher Pape, Pressereferent der Stadtwerke. Eine Verpflichtung besteht aber nicht.

An den Schmiederkliniken steigt Gerda Bahn aus. Wenn Senioren mit Rollator oder Rollstuhlfahrer aussteigen wollen, drücken sie den blauen Knopf, nicht den weißen, um den Haltewunsch anzuzeigen. Somit weiß der Fahrer, dass er an dieser Haltestelle etwas länger anhalten muss.
- Das sagen die Stadtwerke dazu: Mit dem Drücken des Knopfes signalisiere der Passagier dem Fahrer, dass eine Person mit eingeschränkter Mobilität aussteigen möchte, schreibt Pape. Oft helfen Fahrgäste aus eigenem Antrieb beim Ausstieg. Dies sei der Idealfall. Wenn nicht, sollte der Busfahrer helfen.

Als der Bus hält, dreht sie sich um, hält sich am Rollator fest und steigt vorsichtig rückwärts aus. Das dauert einen Moment. Ohne Hektik funktioniert es aber gut.
Von den Schmiederkliniken geht's in die Innenstadt
Beim Rückweg ist erneut Geduld beim Einsteigen gefragt. An diesem Nachmittag ist im Bus und an der Haltestelle wenig los. "Im Hochsommer, wenn viele Leute vom Baden am Hörnle kommen, kann es im Bus aber sehr eng werden", sagt Gerda Bahn.
- Das sagen die Stadtwerke dazu: Auch wenn viel los ist und der Bus Verspätung hat, stehe das Wohl des Fahrgastes an erster Stelle, so Pape in einer E-Mail. Der Fahrer müsse warten, bis alle ausgestiegen sind. Eine Verpätung, die so entstehe, müsse man in Kauf nehmen.
Die Rückfahrt dauert deutlich länger, weil die Linie 5 über den Hauptbahnhof und die Bodanstraße zurück ins Paradies führt. Am Hauptbahnhof steigen die Konstanzerinnen Renate Grabs und Margarete Burger zu, auch sie nutzen beide einen Rollator.

Probleme gebe es allenfalls bei den Ein- und Ausstiegen, sagt Renate Grabs. "Wenn der Bus abgesenkt wird, geht es. Oft hält der Bus aber zu weit entfernt vom Randstein", dann sei es schwierig, die Lücke zu überbrücken. Beide bestätigen aber, dass die Mitfahrenden hilfsbereit seien und meist auch die Fahrer.
- Das sagen die Stadtwerke dazu: Der Fahrer sollte so nah wie möglich an den Bordstein heranfahren. Das funktioniere aber nicht immer, zum Beispiel wegen parkender Autos dicht vor der Bushaltestelle.

Wenige Minuten später kommt Gerda Bahn an der Haltestelle Maria-Ellenrieder-Gymnasium an. Ein wenig erleichtert ist sie immer, wenn sie eine Busfahrt alleine bewältigt hat. Lieber ist ihr, wenn ihre Freundin mitfährt. Sie assistiert beim Ein- und Aussteigen und wenn es schnell gehen muss. Außerdem sei sie eine angenehme Begleitung, wenn Gerda Bahn etwas unternehmen will.