Im Gemeinderat wurde es Euro Concept lange nicht einfach gemacht, auf dem knapp 6000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Reichenau- und Line-Eid-Straße tätig zu werden. Obwohl dessen Geschäftsführer Kurt Breit dort viel versprochen hatte.
Und zwar was?
Mitte Mai 2014 zum Beispiel, dass mehrere Firmen aus der IT- und Software-Branche bereits Interesse an einer Anmietung signalisiert hätten; dass mit der Tuttlinger Großbäckerei Schneckenburger „eine Produktionsstätte als Schaubäckerei integrieren“ und den „Bistrobetrieb im Erdgeschoss übernehmen“ wolle. Weil mit „einer Rendite von 6,9 Prozent“ zu rechnen sei, versicherte Breit, „könnten genügend Investoren gewonnen werden“.
Zwei Jahre zuvor, so schilderte Breit es damals, habe er bereits „mit der Entwicklung dieses Zentrums der Mobilitätskultur“ begonnen. Fast lesen sich seine Ausführungen in früheren Protokollen wie die Geschichte vom barmherzigen Samariter, wenigstens aber wie ein Hilferuf seitens der Stadt.
Und das wurde einfach so akzeptiert?
Auf kritische Nachfragen der Fraktionen zur Wirtschaftlichkeit seiner Firmengruppe sagte Kurt Breit, er sei „nach Konstanz gerufen und gebeten worden, das Grundstück zu entwickeln“. Vorgelegt worden seien ihm „unvollständige, nicht durchdachte Planungen“, weshalb er „verzweifelt versucht“ habe, mit Firmen in Kontakt zu kommen, die sich auf dem Grundstück ansiedeln wollten.

Bei allem Argwohn, der trotz der wohltätig klingenden Worte verblieb, waren der Konstanzer Verwaltung und Politik die Hände gebunden. Euro Concept hatte das Grundstück von einem privaten Eigentümer gekauft – für rund sechs Millionen Euro – und in Zusammenarbeit mit dem Konstanzer Architekturbüro D‘Aloisio einen letztlich erfolgreichen Bauantrag gestellt.
Aber jetzt hat sich doch eine ganz neue Lage entwickelt, oder?
Auch heute wollen Kommunalpolitiker und Verwaltung nicht tatenlos dabei zusehen, wenn an prominenter Stelle eine Bauruine entstehen sollte. Eine neuerliche Anfrage der SPD-Fraktion zeigt mehr denn je das Dilemma, in dem sich beide Seiten befinden.
Schon dass die Verwaltung kürzlich eine Stellungnahme Kurt Breits zum Stillstand der Arbeiten öffentlich gemacht hatte, soll bei diesem nicht gut angekommen sein.
Nun stellten die Sozialdemokraten eine kurzfristige Anfrage an Oberbürgermeister Uli Burchardt zur wirtschaftlichen Lage der Euro Concept AG. Unter anderem wollte die SPD hierüber informiert werden: Welche Instrumente hat die Stadt, um eine jahrelange Bauruine zu verhindern?

Auch ob im Falle einer möglichen Insolvenz des Bauherrn ein Vorkaufsrecht durch die Stadt bestehe, wollte die SPD wissen.
Insolvenz, was hat es denn damit auf sich?
Der Anlass ist, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) Kurt Breit bereits 2018 die Zeichnungsberechtigung für den Kopf seiner Euro-Concept-Gruppe, die Aktiengesellschaft im schweizerischen Zug, entzogen und einen Untersuchungsbeauftragten eingesetzt hatte.
Diese vorsorgliche Maßnahme sorgte dafür, dass Breit sowie Mitgeschäftsführer Guido Layer seit Herbst 2018 nicht mehr ohne Zustimmung dieses Untersuchungsbeauftragten für die Euro Concept AG rechtlich tätig sein dürfen.
Ein Blick ins zentrale Firmenverzeichnis der Schweiz zeigt: Dieser Status hat bis heute Gültigkeit.
Die Stadtverwaltung selbst wollte die Fragen der SPD im Gemeinderat nur im nichtöffentlichen Teil beantworten. Wie man von dort jedoch hört, war ihr das Eingreifen der Schweizer Finanzaufsicht nicht bekannt. Selbst wenn, es hätte wohl keine Auswirkungen, denn Maxx-e-motion, Hotel und Parkhaus in Konstanz werden vom deutschen Tochter-Unternehmen der Schweizer AG umgesetzt.
Was also bleiben Verwaltung und Stadträten übrig?
Darauf hoffen, dass die jüngsten Ankündigungen von Euro Concept, man sei in finalen Verhandlungen mit neuen Investoren, wahr sind. Denn, die Frage, ob die Firma Interesse an einem Verkauf des Grundstücks hätte, beantwortet ihr Sprecher mit einem Wort: „Nein.“
Die Kräne ziehen bereits ab, wie geht es jetzt weiter?
Laut Euro Concept bestehe „an der endgültigen Fertigstellung des Maxx-e-motion Ensembles weiterhin kein Zweifel“. Dies erklärt der für die Pressearbeit zuständige Philipp Webler auf eine neuerliche SÜDKURIER-Anfrage. Drei Monate sollen Verhandlungen mit „drei in Frage kommenden neuen Teilinvestoren“ andauern. Wie äußern sich andere Projektbeteiligte?
- Für das Konstanzer Architekturbüro D‘Aloisio ist das Projekt bereits beendet. Wie Fredi D‘Alosio auf Anfrage mitteilt, bestand mit Euro Concept lediglich eine Zusammenarbeit im Rahmen eines Entwurfs des Gebäudekomplexes, um eine Baugenehmigung zu erwirken. „Seither haben wir mit Euro Concept keine weitere Zusammenarbeit“, erklärt der Architekt.
- Vom Generalunternehmer i+R war D‘Aloisio mit der Ausführungsplanung für das Tagungszentrum und Hotel beauftragt worden. Fredi D‘Aloisio bezeichnet diese Zusammenarbeit als „sehr partnerschaftlich“. Ein wirtschaftlicher Schaden sei ihm nicht entstanden. Anders als i+R selbst, wie ein Geschäftsführer des österreichischen Bauunternehmens erklärte, als bekannt wurde, dass die Verträge mit Euro Concept gekündigt worden waren.
- Der Hotel-Betreiber Hilton gibt sich über die Zusammenarbeit mit Euro Concept bedeckt. Aus der Europa-Firmenzentrale in England heißt es freundlich, aber schmallippig: „Es tut uns leid, dass wir in dieser Sache keinen Kommentar abgeben können.“ Fragen hierzu könnten nur von Euro Concept beantwortet werden. Laut deren Sprecher Philipp Webler „existieren keine rechtlichen Schritte des Unternehmens Hilton gegenüber der Euro Concept Group oder anderen Beteiligten“.
- Euro Concept selbst erklärt die Unterbrechungen an der Baustelle mit dem Ausfall von zwei Teilinvestoren nacheinander. Laut Webler seien diese „entweder in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten oder haben sich als schlussendlich wenig seriös herausgestellt“. Die Auswahl von drei neuen Teilinvestoren dauerten demnach „bis zu drei Monate an“. Erst wenn die ausgeschiedenen Investoren ersetzt worden sind, könne man „ein solches Projekt seriös fortführen“, ergänzt Webler. „Und auch die
Öffentlichkeit weiß heutzutage, wie stark sich Großprojekte im Bau verzögern können.“