Der Bauriese i+R ist nach Informationen des SÜDKURIER aus seinem Vertrag mit der Firma Euro Concept ausgestiegen. An der Reichenaustraße zeichnet sich damit mehr und mehr ab: Statt eines Tagungszentrums, eines großen Hotels und eines Parkhauses könnte dort eine gewaltige Bauruine entstehen.
Beauftragte Baufirmen sollen telefonisch über den Ausstieg von i+R informiert worden sein
Die i+R Industrie-und Gewerbebau GmbH sollte als Generalunternehmer das Hotel und Veranstaltungshaus bauen. Den mit dem Bau beauftragten Firmen aus der Region soll nun telefonisch mitgeteilt worden sein, dass i+R die Zusammenarbeit mit der Konstanzer Euro Concept beendet hat. Die GmbH mit Sitz in der Bruderturmgasse ist eine 100-Prozent-Tocher der Schweizer Euro Concept AG aus Zug.
i+R-Geschäftsführer: Alle Baufirmen und Handwerker wurden bezahlt

Alexander Stuchly, Geschäftsführer der Wohnbau-Sparte von i+R, betont für sein Unternehmen, dass alle Baufirmen und Handwerker bezahlt worden seien. „Die einzigen, die einen wirtschaftlichen Schaden davongetragen haben, sind wir – und natürlich der Investor“, so Stuchly auf Anfrage.
Auf Nachfragen reagiert Euro Concept nicht
Kürzlich hatte Euro-Concept-Chef Kurt Breit auf eine Anfrage der SPD-Fraktion der Stadtverwaltung mitgeteilt: Wegen Verhandlungen mit Investoren komme es zu Verzögerungen beim Bau.
Nach wie vor äußern sich auf konkrete Nachfrage der Redaktion weder Breit selbst noch Philipp Webler, der von Euro Concept mit der Pressearbeit betraut ist.
Konstanz wäre nicht die erste Stadt, die ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Kurt Breits Firmenkonstrukt macht. Über die Euro Concept Development GmbH in der Konstanzer Altstadt werden mehrere Tochterfirmen zur Umsetzung von Bauprojekten geführt.
Eine AG mit vielen Töchtern: Das ist die Euro Concept
Die Euro Concept AG mit Sitz im schweizerischen Zug verfügt über ein Aktienkapital von 400.000 Schweizer Franken, die Geschäftsleitung hat der deutsche Staatsbürger Kurt Breit inne. Unternehmenszwecke sind laut Schweizer Handelregisterauszug unter anderem Projektierung, Entwicklung, Erwerb und Verkauf sowie die Vermittlung von Bauvorhaben aller Art.
Kurt Breit ist gleichzeitig Prokurist der Euro ConceptDevelopment GmbH aus Konstanz, deren Geschäftsführer ist Guido Layer. Zu dieser GmbH wiederum gehören beziehungsweise gehörten mehrere Tochterfirmen mit einem Stammkapital von jeweils 25.000 Euro. Darunter die für das in Konstanz geplante Veranstaltungszentrum zuständige Euro ConceptCar-Emotion-Center Beteiligungsgesellschaft, die Euro Concept Berlin-Motzen Beteiligungsgesellschaft für das Golfhotel oder die mittlerweile aufgelöste Euro ConceptCentroSchwelm Beteiligungsgesellschaft.
All diese Beteiligungen haben ihren Sitz in der Unternehmenssitz in der Bruderturmgasse in Konstanz.
Erstes Beispiel: Das Golfhotel-Projekt in Motzen bei Berlin
Aus Dokumenten und Gerichtsakten, die dem SÜDKURIER vorliegen, wird ersichtlich, dass die Motzener Projektpartner mittlerweile eine Zwangsversteigerung anstreben und Euro Concept mit einer Klage wegen Insolvenzverschleppung drohen. Wegen mehrfacher Zahlungsrückstände war es dort durch das Amtsgericht Konstanz bereits zum Pfändungsbeschluss gekommen.
Zweites Beispiel: Wohn- und Gewerbeprojekt in Schwelm / Westfalen
In Schwelm bei Wuppertal kündigte Euro Concept im Sommer 2014 an, auf einem bestehenden Gelände einer ehemaligen Brauerei ein bis zu 35 Millionen Euro schweres Projekt für Wohnungen und Gewerbe zu entwickeln. Gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung„ erklärte Kurt Breit damals: „Wir entwickeln, bauen und veräußern unsere Projekte, und zwar vom Plan weg.“
Wie für das Tagungszentrums-Projekt in Konstanz oder das Golfhotel in Motzen wurde auch hierfür eine Tochter der Schweizer Euro Concept AG gegründet. In Schwelm aber passierte: nichts. Über Jahre hinweg dämmerte die Baustelle vor sich hin, bis das örtliche Amtsgericht 2016 die Zwangsversteigerung anordnete. Der Grund: Die entsprechende Euro-Concept-Tochter soll nicht mehr kreditfähig gewesen sein.
Dort – wie nun in Konstanz – wiegelten Kurt Breit und der für die Konstanzer GbmH zuständige Geschäftsführer, Guido Layer, ab und versprachen eine baldige Fortsetzung des Projekts, von einer Pleite könne keine Rede sein. Gängige Begriffe gegenüber der alarmierten Schwelmer Politiker lauteten „in Kürze“, „in den nächsten Stunden, vielleicht Tagen“. Es passierte: weiter nichts, jahrelang.
Die Parallelen zu Konstanz sind unverkennbar – wird die Stadt ebenso reagieren wie in Schwelm?
Gäbe es auch eine Parallele zur Schwelmer Lösung, um doch nicht nur ein riesiges Bauloch in bester Lage entstehen zu lassen?
Denn in der kleinen Gemeinde bei Wuppertal entschlossen sich Verwaltung und Politik im April 2017 schließlich überraschend, das Gelände für knapp fünf Millionen von Euro Concept zu kaufen, noch bevor die angedrohte Zwangsversteigerung vollzogen war. Dort wird jetzt – neben Gastronomie und Gewerbe – bis Ende 2021 ein neues Rathaus gebaut.
Für das Privatgrundstück zwischen Reichenau- und Line-Eid-Straße in Konstanz soll Euro Concept einst rund sechs Millionen Euro bezahlt haben.
Die Frage, ob die Stadt Konstanz das Grundstück nun kaufen soll stelle sich laut Rathaus-Sprecher Walter Rügert nicht, da „der Bauherr erklärt, dass er den Baufortschritt aktuell drosselt, aber das Projekt nach wie vor umsetzt“.