Die Emotionen gingen im Technischen und Umweltausschuss (TUA) des Konstanzer Gemeinderats im Frühjahr hoch, als über ein sogenanntes Standortkonzept beraten wurde, mit dem die Hotelentwicklungen in Konstanz besser gesteuert werden sollen. Über die damals hitzig geführte Debatte hatte der SÜDKURIER berichtet. Vor kurzem ist das Standortkonzept nun vom Gesamtgemeinderat verabschiedet worden, mit 26 Ja- und fünf Nein-Stimmen, bei sechs Enthaltungen.
Was sieht das Hotel-Konzept vor?
Das Standortkonzept soll die planungsrechtlichen Grundlage liefern, um insbesondere zu verhindern, dass Hotels in den Gewerbearealen der Stadt die „klassischen Gewerbenutzungen“ verdrängen, wie aus der Beschlussvorlage des Gemeinderats hervorgeht.
Das Konzept orientiert sich dabei an einem Gutachten des Beratungsunternehmens Project M mit Sitz in Hamburg und München, das geeignete Standorte für künftige Hotelprojekte in Konstanz aufzeigen sollte. Außerhalb dieser Standorte sollen bis 2026 keine weiteren Hotelprojekte realisiert werden, die ein 2018 vom Gemeinderat festgelegtes Kontingent überschreiten.
Damals wurde entschieden, dass in Konstanz bis 2026 maximal 900 zusätzliche Betten in maximal vier Hotels entstehen sollen – davon ausgenommen sind die 2017 bereits bekannten Bau- und Erweiterungsvorhaben in der Hotellerie.

Das neue Standortkonzept sieht zudem ein als „Ausschlussbereich“ bezeichnetes Gebiet vor, das einen großen Teil des Industriegebiets sowie kleine Teile Peterhausen-Wests umfasst, in dem künftig zu den bereits geplanten gar keine zusätzlichen Hotels mehr gebaut werden sollen – Ausnahme: die von Project M als geeignet erachteten Standorte.
Wo können künftig noch Hotels entstehen?
Doch von den im Gutachten vorgeschlagenen Standorten haben sowieso zwei die Debatte im TUA nicht überlebt: Auf dem Grundstück „Horn Tennisplätze“ in der Nähe der Bodensee-Therme sowie der angrenzenden Eselwiese sollen künftig ebenso wenig Hotels entstehen, wie auf der Fläche neben dem Bodenseeforum, wo sich derzeit noch ein Corona-Testzentrum befindet.
Das hat der Gesamtgemeinderat nun auch abschließend beschlossen. Auf den folgenden von den Gutachtern untersuchten Standorten (Stand: März 2021), könnten künftig noch Hotels gebaut werden.

- Grundstück neben dem B&B-Hotel in der Line-Eid-Straße im Industriegebiet: Hier ist laut Gutachtern der Neubau eines Hotels mit insgesamt 208 Doppelzimmern (voraussichtlich 444 Betten) geplant, das ab 2022/23 in Betrieb gehen soll.
- Grundstück auf dem Gelände des Projekts Constantia Blue an der Reichenaustraße (ehemals Maxx-e-motion): Dort wäre Platz für ein zweites Hotel, neben dem, das derzeit fertiggestellt wird. „Nach vorläufigem Kenntnisstand“, so die Gutachter, ist geplant, dass das zweite Hotel zur Marke The Nui gehören sowie Platz für bis zu 380 Betten bieten wird und 2022/23 eröffnen könnte.
- Grundstück „Brückenkopf Nord“ neben der Schänzlebrücke/Neuen Rheinbrücke, gegenüber dem Bodenseeforum. Hier ist noch gar nichts geplant, aber die Gutachter sehen das Gebiet als geeigneten Standort für ein Tagungshotel der 4-Sterne-Kategorie mit rund 240 Betten. Damit solle auch das Bodenseeforum als Tagungs- und Veranstaltungsstätte gestärkt werden. Allerdings äußern die Gutachter ihre Bedenken über die „Entwicklungsverzögerung des Quartiers Brückenkopf Nord“ und rechnen damit, dass ein mögliches Hotel an diesem Standort erst ab 2026 entstehen könnte.
Das bedeutet aber nicht, dass in Konstanz in den kommenden Jahren nur an diesen Standorten neue Hotels gebaut oder eröffnet werden. Die Gutachter von Project M nennen in einem Überblick zu bereits vorgesehenen Konstanzer Hotelprojekten (Stand: Februar 2021) unter anderem das geplante Boutique Hotel im umgebauten Sparkassengebäude an der Markstätte oder das Hotelprojekt im Büdingen Park.