In der Seestraße in Konstanz wohnen nun nicht nur Menschen. Auf einem Dach hat ein Storch sein Nest. Für Konstanz ist das eine Besonderheit, wie Lisa Maier sagt, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Ornithologie und Schutzgebietsbetreuung des Bodenseezentrums des Naturschutzbundes (Nabu). Auf dem nahen Büdingen-Areal brüteten schon Weißstörche, während dort ein Luxushotel gebaut wurde.

Grundsätzlich suchen Störche gern den Bodensee auf. Lisa Maier erklärt: „Der Bodensee mit seinen umliegenden Ried- und Feuchtgebieten eignet sich sehr gut.“ Die Vögel fänden auf den Wiesen ausreichend Nahrung. Nur im bebauten Zentrum waren sie bisher selten zu sehen. „Tatsächlich gibt es im Konstanzer Stadtgebiet noch nicht sehr lange Storchenbruten, deshalb ist es für Konstanz schon eine Besonderheit.

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Allerdings hatten die Störche nach und nach alle umliegenden Gemeinden besiedelt, sodass es nur eine Frage der Zeit war.“ Eine Hochburg der Vögel ist in der Region die Gemeinde Böhringen. Hier ist eine besonders große Zahl an Storchennestern bekannt, sagt Lisa Maier. „Im naheliegenden Radolfzeller Aachried und den angrenzenden Wiesen kann man sie oft bei der Nahrungssuche beobachten.“

Und was fressen die hochgewachsenen Tiere? Störchen kommen Kleinsäuger in den Schnabel wie Mäuse, Wühlmäuse oder Maulwürfe, aber auch Amphibien wie Frösche und Kröten. Störche fressen auch Reptilien wie Eidechsen und Schlangen. Manchmal begnügen sie sich mit Insekten wie Regenwürmer, Heuschrecken oder anderen großen Insekten, und ganz gelegentlich schnappen sie nach Fischen. Jungstörche ernähren sich in den ersten Lebenswochen fast ausschließlich von Regenwürmern.

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So ein Storch pickt nicht nur ein bisschen nach Nahrung. Er muss schon ordentlich fressen. Bei einem ausgewachsenen Storch sind es täglich 500 bis 700 Gramm, also etwa 16 Mäuse oder 700 Regenwürmer. Ein Jungstorch benötigt in der Wachstumsphase bis 1200 Gramm an Nahrung. Naturschützer freuen sich über die Großvögel.

Lisa Maier sagt: „Der Storch ist eine Erfolgsgeschichte des Natur- und Artenschutzes. Die Art war fast vollständig aus Baden-Württemberg verschwunden und konnte sich durch gezielte Schutzmaßnahmen wieder verbreiten. Mittlerweile geht es den Störchen in der Region gut, und die Population reguliert sich selbst.“ Zur Natur gehören auch schlechte Jahre, in denen Jungvögel kaum Überlebenschancen haben, etwa bei starken Niederschlägen im Frühjahr. Im vergangenen Jahr gab es diese.

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Wer den Störchen etwas Gutes tun will, hilft, Feuchtwiesen zu erhalten, die sich naturnah entwickeln können. Denn dort finden Störche ausreichend Nahrung. „Diese Wiesen zu fördern ist deshalb auch von Vorteil für die Störche sowie für viele andere Arten“, so Maier.