Stockwerk um Stockwerk entsteht an der Reichenaustraße der Gebäudekomplex Constantia Blue. Laut Markus Wolf, Geschäftsführer des Investors Axxus Capital, sollen Hotel und Parkhaus „hoffentlich im September“ eröffnen. Im kommenden Jahr sollen ein zweites Hotel sowie Büro- und Praxisflächen im dritten Gebäudeteil folgen.
Ob die rechtliche Aufarbeitung der Pleite des früheren Investors bis dahin abgeschlossen sein wird? Unwahrscheinlich. SÜDKURIER-Recherchen haben ergeben: Inzwischen wird gegen 14 Beschuldigte der Euro-Concept-Gruppe, ein Konglomerat aus einer Schweizer AG und Konstanzer Tochterfirmen, ermittelt. Darüber hinaus ist der zuständige Insolvenzverwalter in den Fokus der Justiz gerückt.
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Warum ist die Staatsanwaltschaft aktiv?
Wann beide Angelegenheiten abgeschlossen sein werden, lässt sich laut Staatsanwaltschaft Mannheim, deren Schwerpunkt Wirtschaftskriminalität ist, nicht absehen. Staatsanwältin Isa Böhmer bestätigt, „dass zahlreiche Anzeigen im Zusammenhang mit der Euro Concept Development GmbH bei den Ermittlungsbehörden eingegangen sind“.
Hierbei gehe es um „die wirtschaftliche Lage, die Entwicklung und die Geldflüsse“ der Firmengruppe. So werde schwerpunktmäßig geprüft, wofür Euro Concept die Anlagegelder verwendet habe. Im Dunkeln bleibt, bei wem genau es sich um die mehr als ein Dutzend Beschuldigte handelt.
Warum dauert das Verfahren schon jahrelang?
Die Staatsanwaltschaft Mannheim aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und der Identifizierbarkeit keine Auskünfte zum Verbleib der Beschuldigten.
Als Grund für das langwierige Verfahren führt Staatsanwältin Böhmer an: Eine „dreistellige Zahl“ von Anlegern und deren Verträge müssten bewertet und ein Zusammenhang zu den „sich über Jahre streckenden Transaktionen mit Auslandsbezug“ hergestellt werden.
Ein Dutzend Anzeigen gegen Insolvenzverwalter
Böhmer bestätigt außerdem, dass „die Mittelverwendung der Insolvenzmasse beanstandet wird“. Hierzu würden aktuell zwölf Anzeigen geprüft.
Ein schwacher Trost, insbesondere für kleinere und mittlere unter den mehreren Hundert Anlegern. Sie vertrauten auf das üppige Zinnsatz-Versprechen von Euro Concept – fünf bis sechs Prozent – und hofften auf eine Aufstockung der Altersversorgung.
Nach der Insolvenz und dem Verkauf des Grundstücks plus bestehender Gebäudeteile für etwas mehr als 20 Millionen Euro Mitte 2019 haben sie von ihrem verlorenen Geld allerdings nichts gesehen. Knapp 500 Gläubiger meldeten bislang Ansprüche an der Insolvenzmasse der Konstanzer Euro-Concept-Töchter.
Bislang kein Geld aus Insolvenz ausbezahlt
Aus Kreisen einer Interessengemeinschaft der Anleger werden nun Anschuldigungen laut, die zu den genannten Anzeigen gegen den Insolvenzverwalter führen.
Dass gegen ihn Strafanzeigen gestellt wurden, sei Renald Metoja „zwar grundsätzlich bekannt“, erklärt er. Nachvollziehen könne der Anwalt aus Lauda-Königshofen das aber nicht, da eine Verteilung an die Gläubiger bislang nicht stattgefunden habe und hiermit auch nicht vor Abschluss des Verfahrens zu rechnen sei. Auch er als Insolvenzverwalter habe bisher keine Vergütungen oder Vorschüsse erhalten.
Kannten sich Euro-Concept-Chefs und Insolvenzverwalter?
In den Vorwürfen, die der Redaktion vorliegen, geht es zunächst um persönliche Verflechtungen zwischen Metoja und den Euro-Concept-Gesellschaftern. Einer von ihnen hätte den Anwalt überhaupt erst als Insolvenzverwalter beim Amtsgericht Konstanz vorgeschlagen und sei per Du mit ihm.
Dies weist der Insolvenzverwalter entschieden von sich: Weder zum Zeitpunkt der Insolvenz 2019 noch jetzt bestehe „eine persönliche, berufliche oder sonstige Beziehung“ zu den Euro-Concept-Gesellschaftern.
Metoja geht davon aus, dass im Internet Falschmeldungen verbreitet würden, insbesondere was seine Verbindung zur einstigen Euro-Concept-Geschäftsführung angehe. Es handle sich wohl um „die bewusste Meinungssteuerung einzelner vormals in das Konstrukt Euro Concept durchaus involvierter Personen“, mutmaßt der Insolvenzverwalter.
Wurde das Projekt unter Wert verkauft?
Ein zweiter Vorwurf: Der Insolvenzverwalter habe das Maxx-e-motion-Projekt in Konstanz unter Wert an den heutigen Eigentümer verkauft. Auch dies aufgrund freundschaftlicher Verbindungen. Sowohl Axxus Capital wie Renald Metoja selbst dementieren etwaige Bekanntschaften vor der Euro-Concept-Insolvenz.
Tatsache sei, so der Insolvenzverwalter, dass es anfangs mehr als 130 Interessenten gab. Hiervon blieben bei der entscheidenden Bieterrunde etwa zehn übrig. Metoja sagt: Das Angebot des endgültigen Käufers lag „deutlich über den Angeboten der Mitbieter“.
Constantia Blue: Was dort wann eröffnet
Warum traf sich Insolvenzverwalter vorab mit Anlegern?
Drittens werden Zweifel erhoben, dass das Projekt tatsächlich unter Zustimmung aller Gläubiger an Axxus Capital verkauft wurde. Der Vorwurf diesmal: Renald Metoja habe die Mehrzahl der Anleger vorab überredet, gar nicht erst an der Gläubigerversammlung teilzunehmen.
Falsch, sagt der Anwalt. Dass er überhaupt am Tag vor der eigentlichen Versammlung am Konstanzer Amtsgericht „an einer durch Anleger privat organisierten Gesprächsrunde“ teilnahm, sei „ein Entgegenkommen meinerseits“ zur Klärung von Verständnisfragen gewesen. Rechtlich wäre er hierzu nicht verpflichtet gewesen.
Euro-Concept-Geld landete in Luxemburg
Von einem Teil der Anleger heißt es dagegen: Metoja soll seinen vermeintlichen Freunden bei Euro Concept zuvor empfohlen haben, ihre Verträge über mehrere Millionen Euro in eine luxemburgische Firma umzuleiten. Wer das tat, war im Verfahren gegen Euro Concept somit nicht abstimmungsberechtigt.
Bestätigt wird von Metojas Kanzlei, dass es zu entsprechenden Umschichtungen gekommen sei. Diese hätten zwischen August 2018 und Mai 2019 und „selbstverständlich nicht auf Veranlassung des späteren Insolvenzverwalters“ stattgefunden, so dessen Auskunft. Die Geldströme seien durch das Insolvenzverfahren transparent dokumentiert.
Trotz der teils heftigen Vorwürfe beteuert Renald Metoja, er wolle den Anlegern „für eine entsprechende Aufklärung und Abstimmung“ weiter zur Verfügung stehen.