Frank Brüning fährt schweres Geschütz auf. Er wirft der Staatsanwaltschaft Konstanz „absolut offensichtliches, totales Versagen und nicht zu übertreffende Inkompetenz“ vor. Brüning gehört zu den Investoren des Pleite-Projekts Maxx-e-Motion – und damit zu den von der Unternehmensführung der nun aufgelösten Euroconcept-Gruppe mutmaßlich geprellten Personen.
Er soll nach eigener Aussage knapp 100.000 Euro verloren haben. Zur Erinnerung: Brüning, der vor Jahren nach Costa Rica auswanderte, war nicht nur Anleger und organisiert heute die Kommunikation mit anderen Investoren. Er war früher auch Geschäftspartner und bezeichnet sich als einstigen Freund des Euroconcept-Chefs Kurt Breit.
Wie lauten die Vorwürfe gegenüber der Staatsanwaltschaft?
Der Grund für Brünings Wut: Die Staatsanwaltschaft ist aus seiner Sicht untätig, arbeitet zumindest nicht schnell genug. Sie lasse zu, dass Breit und seine früheren Partner nach der Pleite in Konstanz „die gleichen Firmenkonstellation mit gleichen Aktivitäten in Berlin ins Leben rufen“. Mehrere Chefs der Konstanzer Euroconcept-Firmen stehen unter Betrugsverdacht, gegen sie ermittelt laut Staatsanwaltschaft die Kriminalpolizei.
Was ist mit der „gleichen Firmenkonstellation“ gemeint?
Richtig ist: Nach Berlin wurde kürzlich ein Unternehmen namens Global Development Networking GmbH verlegt. Voriger Unternehmenssitz: Überlingen. Voriger Geschäftsführer: Igor Vidmajer, der bis heute auf der Homepage der Euroconcept-Gruppe als „Vertriebsleiter“ aufgeführt ist.
Als Geschäftsgegenstand gibt Global Development Networking im Handelsregister an: „Vorbereitung, Planung, Durchführung und Umsetzung von Bauprojekten und Bauvorhaben aller Art sowie die Beratung und Vermittlung, der Handel, Export und Import von Baumaterialien und Baumaschinen und damit in Verbindung stehendes Marketing.“ Wortgleich finden sich diese Zeilen auch für die Tätigkeiten von Euroconcept.
Pikant: Bei der Verlegung von Global Development Networking von Überlingen nach Berlin wechselte die Geschäftsführung zu Christiane Aurosio. Bei ihr handelt es sich nach SÜDKURIER-Informationen um die aktuelle Lebensgefährtin von Kurt Breit.

Wie reagiert die Staatsanwaltschaft Konstanz auf die Vorwürfe?
Der Leitende Oberstaatsanwalt aus Konstanz, Hans-Jörg Roth, bestätigt auf Anfrage des SÜDKURIER, dass eine Beschwerde „wegen angeblich nicht ausreichender Ermittlungen„ eingegangen und „Gegenstand eines laufenden Petitionsverfahrens ist“.
Roth bestätigt außerdem Durchsuchungsmaßnahmen in den mittlerweile verwaisten Euroconcept-Räumen in der Bruderturmgasse und an weiteren „unterschiedlichen Örtlichkeiten“. Schon dies spreche „nach meiner Lesart eher gegen die angebliche Untätigkeit der Strafverfolger“, teilt Roth mit.
Was haben die bisherigen Ermittlungen ergeben?
Dabei sei umfangreiches Datenmaterial gesichert worden, das derzeit ausgewertet werde. Hinzu kämen Rechtshilfeersuchen ins Ausland. Nötig dürften diese sein, weil sich der Sitz der Euroconcept-Gruppe im schweizerischen Kanton Zug befand.
Laut des Leitenden Oberstaatsanwalts erfolgten mittlerweile richterliche Entscheidungen zur vorläufigen Sicherung von Vermögenswerten der Verdächtigen, zahlreiche Anleger seien zu vernehmen. Über weitere Ergebnisse kann laut Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen und dem Schutz von Persönlichkeitsrechten – für die Verdächtigen gilt bis zu einem möglichen Urteil die Unschuldsvermutung – keine Auskunft erteilt werden.
Gibt es eine Reaktion des früheren Euroconcept-Chefs Kurt Breit?
Der frühere Euroconcept-Chef Kurt Breit ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Nachdem ihm sein einstiger Freund Frank Brüning ankündigte, er werde der Kriminalpolizei belastendes Material über seine Geschäftsmethoden liefern, schrieb Kurt Breit am 18. November eine E-Mail. Diese liegt der Redaktion vor. Darin betonte er gegenüber Brüning, er werde Erpressungen oder solchen Versuchen keine Folge leisten, „sondern nur und ausschließlich mit den zuständigen Behörden kooperieren“. Damit sei „alles gesagt“.
Ob wirklich alles gesagt ist? Darüber müssen wohl die Ermittler im laufenden Verfahren entscheiden.