„Es fehlen einfach Flächen“, brachte die Leiterin der Konstanzer Wirtschaftsförderung, Beate Behrens, die Situation in der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Gemeinderats auf den Punkt. Auf Antrag der CDU-Fraktion hatte die Wirtschaftsförderung Stellung zur Entwicklung von Gewerbeflächen in der Konzilstadt bezogen.
Kern der Anfrage war: Wo stehen Gewerbeflächen derzeit zur Verfügung, und können mittelfristig weitere Flächen entwickelt werden? Antworten darauf finden sich nicht nur in der Stellungnahme der Wirtschaftsförderung, sondern auch in ihrem Bericht zu Gewerbeflächenanfragen im vergangenen und im laufenden Jahr, der dem SÜDKURIER vorliegt.
Trotz Corona: Bedarf an Gewerbeflächen steigt
„Es besteht nach wie vor ein hoher Bedarf an Flächen“, stellte Beate Behrens Stellvertreter Bernd Stephan im Wirtschaftsausschuss fest. Das zeigen auch die Grundstücks- und Immobilienanfragen, die bei der Wirtschaftsförderung im vergangenen Jahr und im ersten Halbjahr 2021 eingegangen sind. 2020 – im Jahr, als die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm – waren es 104 Anfragen, und damit 13 Prozent mehr als noch 2019.

Im laufenden Jahr sind es bisher 51, was hochgerechnet etwa dem Vorjahreswert entspricht. Vor allem der Bedarf an Lager- und Produktionsflächen ist groß. In dieser Branche sei mit 25 Anfragen im vergangenen und 18 neuen Anfragen in der ersten Hälfte des laufenden Jahres ein neuer Höchststand erreicht worden. Auf den ersten Blick überraschend ist, dass es im Vergleich zur Entwicklung zwischen 2014 und 2019 während der Corona-Krise zu einer erhöhten Nachfrage an Flächen für den Einzelhandel gekommen ist.
So haben sich die Anfragen für Handelsflächen von acht im Jahr 2019 auf 19 im Corona-Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Die Wirtschaftsförderung führt dies zum einen primär darauf zurück, dass Inhaber ihre Läden in Gebiete mit höherer Kundenfrequenz innerhalb von Konstanz verlagern wollen. Zum anderen kämen 42 Prozent der Anfragen aus dem Nahrungsmittelsegment – der Branche also, die von den mit der Corona-Pandemie einhergehenden Maßnahmen am wenigsten betroffen waren.
Und schließlich wurde auch bei den Büro- und Praxisflächen mit 31 Anfragen im Jahr 2020 ein neuer Höchststand erreicht. Allerdings verzeichnete die Wirtschaftsförderung im vergangenen Jahr bei den Büroimmobilien auch erstmals einen leicht höheren Leerstand als im Vorjahr. Zudem würden in den kommenden Jahren dank verschiedener privater Bauvorhaben, vor allem entlang der Reichenaustraße, weitere Angebote für Dienstleistungsunternehmen geschaffen, bilanziert die Wirtschaftsförderung.
Freie Flächen sind knapp und werden nur zaghaft mehr
Doch trotz hoher Nachfrage: Viele freie Flächen, die noch gewerblich entwickelt werden können, stehen nicht zur Verfügung. „Das gewerbliche Flächenangebot wird überwiegend durch den Bestand geprägt“, heißt es im Bericht der Wirtschaftsförderung. Und weiter: „Es besteht ein Mangel an verfügbaren und vermarktbaren Gewebeflächen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.“
Kurzfristig gäbe es nur zwei städtische Flächen für eine gewerbliche Entwicklung. Zum einen ein Grundstück in der Line-Eid-Straße neben dem Bauprojekt Constantia Blue. Dort soll eine neue Bezirks-Geschäftsstelle des Malteser Hilfsdienstes inklusive Tagespflege und Seniorenwohngemeinschaft entstehen. Die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans wird laut Stellungnahme der Wirtschaftsförderung derzeit vorbereitet. Und schließlich sollen im geplanten Brückenquartier auf rechtsrheinischer Seite neben der Schänzlebrücke auch Gewerbeflächen entstehen.
Neben den beiden Standorten auf städtischen Flächen seien der Wirtschaftsförderung aktuell insgesamt 4,2 Hektar bestehende und bereits bebaute private Flächen bekannt, die sich für eine gewerbliche Nachnutzung anbieten würden. Diese privaten Flächen befänden sich entlang der Reichenaustraße, im Gewerbegebiet Stromeyersdorf, im Bereich Unterlohn/August-Borsig-Straße sowie entlang der Byk-Gulden-Straße.
Hinzu kämen unbebaute, insgesamt rund 1,9 Hektar umfassende, private Flächen entlang der Reichenaustraße, im Unterlohn und an der Byk-Gulden-Straße. Ob und wann diese Grundstücke gewerblich genutzt werden könnten, sei nicht vorhersehbar.
Mittelfristig stünden daher keine größeren Flächen für eine gewerbliche Entwicklung vonseiten der Stadt zur Verfügung – mit Ausnahme der Projekte am Flugplatz und auf dem Gebiet Hafner. Die Entwicklung von Gewerbeflächen auf dem Hafner ist dabei für den Zeitraum 2027 bis 2028 vorgesehen.
Eine frühere Erschließung werde derzeit geprüft, heißt es in der Stellungnahme der Wirtschaftsförderung für den Wirtschaftsausschuss. In dessen Sitzung erklärte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, er schätze, dass die Bauplanung des Projekts am Flugplatz „zeitlich auf den Hafner zuläuft“.