So viel steht fest: Das Unternehmen „Gartenforum“ passt nicht ins Konzept der Stadt Konstanz bei der Entwicklung des neuen Stadtteils im Hafner-Gebiet und wird seinen Standort wohl kaum behalten können. Die Stadtverwaltung formuliert das zwar nicht in dieser Klarheit, gleichwohl ist die Botschaft unmissverständlich.
„Der aktuelle Standort der drei Gartenbaubetriebe wird den unmittelbaren Auftakt für die Gebietskulisse des neuen Stadtteils bilden und wird dem städtebaulichen Ziel eines gestalterischen Gebietsauftakts nicht gerecht“, so der Wortlaut der Mitteilung, die die Stadtverwaltung dem SÜDKURIER auf Anfrage zukommen ließ. Deshalb fasse „man zum jetzigen Zeitpunkt eine bezugsnahe Ausweichfläche für die Betriebe im angrenzenden Gebiet Herrengarten“ ins Auge.
Eva Eisenbarth ist die Inhaberin des Gartenforums, und dass sich ihr Unternehmen zur falschen Zeit am falschen Ort befindet, kommt ihr bekannt vor. Schlechte Erfahrungen hat die 57-Jährige bereits bei einem einstmals ebenfalls von der Stadt gepachteten Gelände beim Hauptfriedhof gemacht. „Da standen plötzlich ein paar Gemeinderäte auf dem Gelände“, berichtet sie, und das Ende vom Lied war die Aufgabe des Standorts. Eine solche Überraschung soll sich am jetzigen Sitz des Unternehmens am Ortsrand von Wollmatingen nicht wiederholen.
Allerdings verspürt Eva Eisenbarth ein Unbehagen, dass sich die Geschichte doch wiederholen könnte. „Im Prinzip bekommen ich über die Pläne zum Hafner nur etwas über den SÜDKURIER mit“, sagt sie. So weiß sie nicht, wie überhaupt die Planer vorgegangen sind. Bei ihr jedenfalls sei niemand vorstellig geworden und sie ergänzt spöttisch: „Vielleicht wurde bei der Konzeption eine Drohne eingesetzt – ich weiß es nicht.“

Zwar habe es vor zwei Jahren im Gemeindezentrum St. Martin eine Informationsveranstaltung gegeben, aber da habe sie sich nicht zu Wort melden dürfen. Eva Eisenbarth habe darüber hinaus in den Jahren 2018 und 2019 das Gespräch mit den zuständigen Mitarbeitern in der Stadtverwaltung gesucht, aber handfeste Ergebnisse seien dabei nicht herausgekommen.
Eben darum aber geht es ihr. Die Unternehmerin hat keine Zweifel an den guten Absichten der Planer, nur kollidieren dabei ihrer Einschätzung nach die Lebenswirklichkeiten von Verwaltungshandeln und Wirtschaft. Als Unternehmerin brauche sie eine belastbare Rechtsgrundlage und zwar in einem klar definierten Zeitrahmen. „Ich bezweifle nicht den guten Willen, aber das reicht nicht“, sagt sie. In ihrem Fall sieht es konkret so aus, dass sie keinerlei Anspruch auf eine Ausgleichsfläche habe, wenn die Stadt den Pachtvertrag nicht verlängert – sie fühle sich deshalb wie auf einer Abschussliste.
Umzug kostet viel Geld
Ein ebenso wichtiger Faktor ist die Zeit. Um eine Betriebsverlagerung geordnet über die Bühne zu bringen, sei ein Korridor von mindestens zwei Jahren erforderlich. Das Gartenforum müsste neue Gebäude erstellen, Lager einrichten und auch die erforderlichen Rückbauten am derzeitigen Standort erledigen sich nicht an einem Wochenende. Nicht zuletzt müsste die Finanzierung einer Standortverlagerung geklärt werden. „Da kommen schnell ein bis zwei Millionen Euro zusammen“, vermutet Eva Eisenbarth, „und dafür muss man erst einmal eine Bank finden.“
Dennoch schreckt sie die Investition selbst nicht unbedingt. Wichtig für ihren Betrieb sei die langfristige Sicherheit, und dass man nicht in kurzen Zeitabständen den Standort wechseln müsse. Diese Stabilität der Rahmenbedingungen sei nicht zuletzt für einen Familienbetrieb wie den ihren sowie wegen der Mitarbeiter nötig. Deren Zahl beläuft sich beim Gartenforum auf 22, in der Summe dürften nach Schätzung von Eva Eisenbarth in den drei von der Hafner-Entwicklung betroffenen Gartenbetrieben rund 60 Beschäftige betroffen sein.
Die Ungeduld der Unternehmerin könnte sich nach Darstellung der Stadtverwaltung im Zuge der anstehenden weiteren Verfahrensschritten abmildern. Mit den Beteiligten seien Gespräche mit dem Ziel geführt worden, allen Betrieben das weitere Bestehen zu ermöglichen. Mit den Betriebsinhabern seien der Status quo erfasst, erste Überlegungen zu möglichen Veränderungen ausgelotet und mögliche Lösungsansätze diskutiert worden.
Stadt sagt Klärung zu
„Mit dem Voranschreiten des Planungsprozesses wird es möglich werden, die besprochenen Lösungsansätze weiter zu konkretisieren und zu diskutieren“, heißt es zum weiteren Vorgehen – auch hinsichtlich der jeweiligen betrieblichen Rahmenbedingungen und zeitlich realistischer Umsetzbarkeiten. Erste Ergebnisse des Rahmenplans würden ab Ende des Jahres erwartet. Die Gespräche mit den Betriebsinhabern würden Anfang September fortgesetzt.
In einem Fall ist man laut Stadtverwaltung bereits handelseinig geworden. Das im Planungsgebiet befindliche Autohaus sei in der städtebaulichen Planung integriert und könne am Standort verbleiben. Darüber hinaus werde die Option geprüft, ob im Austausch mit dem Eigentümer eine Ergänzung des bestehenden Grundstückszuschnittes zur Umsetzung der vorgesehenen städtebaulichen Entwicklung ratsam und realisierbar sei.