Die Zeit drängt an der brachliegenden Baustelle an der Reichenaustraße. Wer weiß, wann der erste nächtliche Frost einsetzt. Er würde womöglich auch das Stückwerk der bereits bestehenden Fundamente und Gebäude des geplanten Maxx-e-motion zerstören. Zu dieser Einschätzung kamen Fachleute nach dem Baustopp im vergangenen Frühjahr.

Der Insolvenzverwalter bestätigt: Das Projekt kann weitergebaut werden
Somit hat die zwischenzeitlich erfolgte Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der deutschen Euro-Concept-Firmen etwas Positives: Das Projekt kann weitergebaut werden. Und das soll es laut Aussagen des bestellten Insolvenzverwalters Renald Metoja auch.
„Es gab vier verbindliche Investoren, die sich das Grundstück sichern wollten, und wir haben uns für den Höchstbietenden entschieden“, sagt der Rechtsanwalt aus Lauda-Königshofen gegenüber dem SÜDKURIER. Derzeit werde der Vertrag notariell ausgearbeitet, bis Ende September soll laut Metoja alles unterschrieben sein. „Dann können wir auch den Namen des neuen Investors bekannt geben“, erklärt er.
Wer wird der neue Investor für das Areal? Ein prominenter Name jedenfalls ist ausgeschlossen
Um wen es sich dabei definitiv nicht handele: Die in Konstanz ausgiebig und unter anderem bei der Entwicklung des ehemaligen Siemens-Areal tätige i+R-Gruppe. Die Firma aus Vorarlberg hatte zuvor als Generalbauunternehmen mit der nun als zahlungsunfähig und überschuldet eingestuften Euro-Concept-Gruppe zusammengearbeitet, zog sich schließlich aber wegen Vertragsbruchs – nach SÜDKURIER-Informationen ging es um Zahlungsrückstände in Millionenhöhe – zurück. Zuletzt machten sich in Konstanz Gerüchte breit, i+R würde selbst als Investor auf dem Gelände einsteigen.
Bisheriges Konzept für das Grundstück soll weiterverfolgt werden
Aus den Gesprächen mit den tatsächlichen Käufern des derzeit brachliegenden Grundstücks lässt Insolvenzverwalter Renald Metoja durchblicken, dass der Investor „das Konzept im Wesentlichen so bauen möchte, wie es bisher geplant ist“.

Das heißt: Es bliebe beim Tagungszentrum, Parkhaus und Hotel. Eine Nachricht, die nicht zuletzt wegen der anstehenden Diskussionen um die Zukunft von Konstanz als Tagungsstandort auch für die städtische Politik und Verwaltung von Interesse sein dürfte.
Gläubiger versammeln sich im November im Amtsgericht Konstanz
Gläubiger der insolventen Firmengruppe – insgesamt handelt es sich um vier Euro-Concept-Unternehmen aus Konstanz – haben nun bis Ende Oktober Zeit, ihre Forderungen schriftlich anzumelden. Bereits jetzt sei laut Renald Metoja eine Summe von rund zwei Millionen genannt worden. Eine Gläubigerversammlung ist für 6. November im Amtsgericht Konstanz terminiert.
Dann will auch Frank Brüning aus Costa Rica anreisen, der seit Sommer mit einer sogenannten Interessensgemeinschaft ein Netzwerk aus dutzenden Gläubigern – zu denen er laut eigenen Aussagen selbst zählt – geschaffen hat. Brüning war es auch, der dieses Netzwerk dazu aufgefordert hatte, Strafanzeige gegen die einstige Führungsriege der insolventen Firma zu stellen.
Der frühere Euro-Concept-Chef Kurt Breit und Brüning kennen sich aus der Zeit vor dessen Emigration nach Costa Rica. Sie waren einst nicht nur Geschäftspartner, sondern einander auch freundschaftlich verbunden.
Brüning und andere Anleger, die sich von Euro Concept geprellt fühlen, wollen beweisen, dass Breit und seine Mitgeschäftsführer sich des Betrugs schuldig gemacht haben. Unter anderem sammeln sie hierzu Grundschuldbriefe, die ihnen von Euro Concept für das Maxx-e-motion-Grundstück zur Deckung ihrer Forderungen übersandt wurden – die aber in ihrer Summe den tatsächlichen Wert des Grundstücks an der Reichenaustraße weit übersteigen.
Lange Ermittlungen erwartet
Brüning selbst spricht von „unzähligen Strafanträgen in Deutschland und der Schweiz“ und geht von langwierigen Ermittlungen aus, da nach seinen Informationen „noch alle Kontobewegungen der letzten Jahre zu kontrollieren“ seien.
Laut Auskunft der zuständigen Kriminalpolizeidirektion in Friedrichshafen ist bei der Staatsanwaltschaft Konstanz mittlerweile ein Ermittlungsverfahren anhängig. Die Staatsanwaltschaft reagiert auf schriftliche und telefonische Nachfragen zum aktuellen Stand der Ermittlungen nicht.
Frank Brüning schreibt indessen per E-Mail aus Costa Rica: „Gehen Sie davon aus, dass die Story noch lange nicht zu Ende ist, sondern eigentlich gerade erst angefangen hat.“ Der mögliche Wiederbeginn der Arbeiten an der Maxx-e-motion-Baustelle dürfte für ihn und andere geschädigte Anleger allenfalls eine Randnotiz sein.