Es bleibt dabei: Dem vorläufigen Insolvenzverwalter der Euro-Concept-Firmen geht es vordringlich darum, das Gesamtprojekt Maxx-e-motion doch noch umzusetzen. Gesamtprojekt meint: Tagungszentrum, Hotel und Parkhaus. Laut Rechtsanwalt Timo Haas, er ist beim für die Insolvenz zuständigen Büro angestellt, ist „der zuvor angekündigte Investorenprozess in die Wege geleitet worden“.

Mehrere Interessenten hätten sich gemeldet, „es wird derzeit weiterhin davon ausgegangen, dass der Investorenprozess bis Ende August abgeschlossen werden kann“, so Haas. Im Anschluss dürfte das eigentliche Insolvenzverfahren gegen drei Konstanzer Euro-Concept-Unternehmen eröffnet werden.

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Wie viel Geld ist bislang in das Maxx-e-motion-Projekt geflossen?

In einer E-Mail an Anleger vom August 2018, die der Redaktion vorliegt, gab Euro-Concept-Chef Kurt Breit mit „herzlichen und sonnigen Grüßen aus Konstanz“ Anlegern eine Wasserstandsmeldung: Circa 21 Millionen Euro seien mittlerweile in die Vorarbeiten für das Maxx-e-motion geflossen.

Wie geht es auf der Baustelle für das Maxx-e-motion in Konstanz weiter – und geht es überhaupt weiter? An einem Verkauf des ...
Wie geht es auf der Baustelle für das Maxx-e-motion in Konstanz weiter – und geht es überhaupt weiter? An einem Verkauf des Gesamtprojekts arbeitet inzwischen ein vorläufiger Insolvenzverwalter. | Bild: Lukas Ondreka

Heute muss nach SÜDKURIER-Informationen davon ausgegangen werden, dass das Projekt – unter anderem wegen des langen Baustillstands – deutlich an Wert verloren hat. Was wiederum zum Nachteil für die knapp 700 Anleger würde. Diese Zahl von Betroffenen der Unternehmenspleite nennen mehrere voneinander unabhängige Quellen.

Die Gefahr für die Gläubiger: Je weniger Geld eine Insolvenz einbringen wird, desto weniger bleibt für sie zur Deckung ihrer Forderungen. In Anlegerkreisen kursiert die Zahl von „mehr als 50 Millionen Euro“, die an Euro Concept überwiesen worden sei. Als „dummes Zeug“ und „totalen Schmarrn“ bezeichnet Kurt Breit dagegen diese Summe am Telefon. Nach monatelanger Funkstille äußert sich der Ex-Euro-Concept-Chef nun gegenüber dem SÜDKURIER. Die getätigten Investitionen beziffert er auf „etwa 18 Millionen Euro, verteilt auf mehrere Projekte“.

Gibt es juristische Schritte gegen die Euro-Concept-Führung?

Auf den Beginn der Insolvenz wartet Frank Brüning nicht. Er hat Kurt Breit angezeigt. Sein Vorwurf: Betrug in besonders schwerem Fall. Der 58-Jährige gehört nicht nur zur Hundertschaft privater Anleger, sondern steht bereits seit Jahrzehnten in enger Verbindung zum wenige Jahre älteren Breit. Der wiederum wisse von einer drohenden Strafverfolgung, fürchte aber „ganz sicher keine juristischen Konsequenzen“. Schließlich sei „jede Buchung nachvollziehbar“, um alles Weitere kümmerten sich seine Anwälte.

Frank Brüning ruft per E-Mail andere Anleger dazu auf, seinem Beispiel zur Anzeige zu folgen. Darunter sind mutmaßlich Personen, denen Brüning als Telefonberater der Schweizer Euro-Concept-Muttergesellschaft selbst noch zur Investition geraten hat.

Drohnenflug über die Baustelle für das Maxx-e-motion in Konstanz Video: Lukas Ondreka

Der Schluss liegt nahe: Den Mann treibt das schlechte Gewissen, weil er eine Rolle im Euro-Concept-Konstrukt spielt. „Nein, das nicht“, verneint er, „aber eine gewisse moralische Verpflichtung empfinde ich, ich will mich nicht aus meiner Verantwortung stehlen.“

Kurt Breit spricht dagegen davon, dass Brüning etwas persönlich gegen ihn habe. „Er hat Angst um sein Geld, er hat schließlich selbst investiert. Wie er sich verhält, ist ja irgendwie verständlich“, sagt Breit. Ihn einen Betrüger zu nennen sei jedoch nicht Okay. Diese verhielten sich ganz anders, meint er und sagt einen Satz, der schon einmal von ihm zu hören war: „Keiner hat in Konstanz jemals so um etwas gekämpft wie ich.“

Wer aber ist überhaupt Frank Brüning?

Zu dieser Geschichte, die immer mehr an einen Wirtschafts-Krimi erinnert, gehört auch Frank Brünings Vita. Als Frühpensionär lebt der 58-Jährige seit einigen Jahren in Costa Rica. Kurt Breit kenne er seit Jahrzehnten, schildert er. So gut, dass Breit von Brüning in E-Mails „Kurty“ genannt wird; dass Frank Brüning nicht nur eine berufliche Verbindung erwähnt, sondern sich bis vor kurzem auch als „engen Freund“ Breits bezeichnete. „Wir haben auch schöne Zeiten miteinander erlebt“, erklärt er. Andersherum nennt Breit Brüning unterkühlt einen „früheren Geschäftspartner“.

Was hat Brüning von seiner Anzeige?

Dem aus seiner Sicht Kriminellen will der Costa-Rica-Auswanderer nun trotz der langen gemeinsamen Geschichte das Handwerk legen. Nicht aus Wut, sondern aus Enttäuschung, wie er beteuert „und weil es endgültig ein Ende haben muss, dass so viele Menschen nichts ahnend in das offene Messer laufen und Existenzen schuldlos zerstört werden“.

So ahnungslos wie diverse Kleinanleger dürfte Brüning nicht gewesen sein. Schließlich gibt er an, vom Geschäftsgebaren seines langjährigen Freundes lange zu wissen. Dies habe ihn nicht gehindert, Breit Ende der 90er-Jahre in seiner Firma in Böblingen anzustellen. 2001 sei es wegen vermehrter Beschwerden der Kunden, die sich angelogen fühlten, zur Kündigung gekommen.

Wie ist heute das Verhältnis zwischen Frank Brüning und Kurt Breit?

Trotz der Vorgeschichte habe Frank Brüning rund eine Viertelmillion Euro in Projekte der Euro-Concept-Gruppe investiert. Aus Überzeugung und entgegen der Ratschläge seiner Familie, meint er heute. Die Räumlichkeiten in Konstanz, die Firma selbst, deren Angestellte samt Kurt Breit – „das alles schien mir durchdacht und professionell. Und Kapital hatte ich durch meinen eigenen Firmenverkauf auch“.

Inzwischen bezeichnet der 58-Jährige den Freund „Kurty“ als Lügner, der sich ein luxuriöses Privatleben – samt seiner Vorliebe für teure Autos, Motorräder, exklusive Wohnungen und einem ausschweifenden Party-Leben – auf Kosten Hunderter privater Investoren gönne. Und der ihn mittlerweile bedrohe. Kurt Breit lacht am Telefon leise über diese Vorwürfe. Die Annahme, er habe Gelder abgezogen „sei völliger Blödsinn“ und könne anhand der Buchhaltung ausgeräumt werden.

Stillstand auf der Maxx-e-motion-Baustelle herrscht bereits seit Monaten.
Stillstand auf der Maxx-e-motion-Baustelle herrscht bereits seit Monaten. | Bild: Reinhardt, Lukas

Brünings Aufruf zur Anzeige jedenfalls scheint erfolgreich. Ein Sprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg bestätigt, dass dort über ein Online-Portal für anonyme Hinweisgeber Anzeigen in dieser Sache eingingen. Das für die weitere Bearbeitung zuständige Polizeipräsidium Konstanz kann „bestätigen, dass ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche verschiedener Firmen der Euro Concept Gruppe bei der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen geführt wird“. Weitere Fragen könnten nicht beantwortet werden, da sich die Ermittlungen „noch in einem sehr frühen Stadium befinden“.

Fakt ist: Ein Tessiner Strafgericht hatte den gebürtigen Saarländer im Jahr 2009 zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, wovon 20 Monate zur Bewährung ausgesetzt wurden. Der Grund: 2003 und 2004 brachte Breit mit einer anderen früheren Investmentfirma um die 600 Schweizer Kleinanleger um ein Gesamtvermögen von 24 Millionen Franken (heutiger Gegenwert: 21,65 Millionen Euro).

Was lösen die neuerlichen Ermittlungen bei Kurt Breit aus? Er verlasse sich auf die Ergebnisse der Finanzprüfungen. Es sei nicht schön, was über ihm gesagt werde. „Aber Sie erleben mich weitgehend ruhig und relaxt.“