Digitalfunk und digitale Alarmierung
Letztendlich geht es nur um eine neue Technik, aber es treibt alle Hilfsorganisationen im Landkreis um. Es geht darum, dass Polizei, Technisches Hilfswerk, Feuerwehr und die anderen Hilfsorganisationen abhör- und ausfallsicher miteinander kommunizieren können. Dazu soll der Digitalfunk dienen – die Technik ist zeitgemäß und notwendig. Die integrierte Leitstelle in Radolfzell, die die Rettungseinsätze im Kreis koordiniert, werde derzeit digital ausgerüstet, berichtet Timo Ketterer aus dem Amt für Brand- und Katastrophenschutz.
Alle Einsatzkräfte werden künftig digital alarmiert
Außerdem wird die Alarmierung der Einsatzkräfte verändert, die bisher analog erfolgte. Warum ist die Umstellung auf digitale Alarmierung wichtig? „Wir haben bisher analog alarmiert, das funktioniert“, erläutert Ketterer. Mithilfe der Digitaltechnik aber könne man auch Patientendaten übertragen, da sie in einem eigenen Netz geschützt seien.
Was ist das Problem?
Die Geräte, die jede Organisation anschaffen muss, sind teuer. Im Landkreis Konstanz setzt man auf eine Sammelbestellung von 4390 digitalen Funkmeldeempfängern, damit das Angebot letztlich günstiger ausfalle, erläutert Ketterer. Dennoch koste ein Gerät etwa 230 Euro, sagt Staatssekretär Klenk, nicht gerade wenig.
Die Feuerwehr bekommt die Geräte gestellt
Während die Mitglieder der Feuerwehr ihre Meldeempfänger zu 100 Prozent vom Land gefördert bekommen, gilt das für die übrigen Organisationen nicht. Die DLRG erhält eine Förderung von immerhin 90 Prozent pro Gerät, ebenso der Regelrettungsdienst von DRK und Maltesern. Die Mitglieder des Katastrophenschutzes innerhalb von DRK oder Maltesern aber müssen für ihre Geräte selbst aufkommen.
Die Krux mit der Gerechtigkeit
Vertreter von DRK, Malteser und auch DLRG verweisen darauf, dass es bei der Behandlung der Organisationen nicht gerecht zugehe. Michael Norgauer von den Maltesern führt als Beispiel an, dass der Ortsverband 73 Funkmeldeempänger für den Katastrophenschutz selbst finanzieren müsse.
Normen Küttner, Beisitzer im Vorstand des DRK Konstanz, sieht noch ein weiteres Problem: Die Arbeitgeber von Feuerwehrleuten bekommen einen finanziellen Ersatz für die Zeiten, in denen ihre Mitarbeiter ausfallen, weil sie im Einsatz sind. „Das ist bei einem Ehrenamtlichen des DRK nicht der Fall“, sagt Küttner.

Dadurch aber seien viele Arbeitgeber wenig gewillt, ihren Mitarbeiter einen Einsatz fürs DRK während der Arbeitszeit zu erlauben. „Hier gibt es zwei unterschiedliche Regelungen, das ist nicht gut“, sagt Küttner. Gleichgestellt mit der Feuerwehr seien die anderen Hilfsorganisationen nur im Katastrophenfall, den der Landrat ausrufe. De facto sei es immer schwieriger, DRK-Mitglieder zu Einsätzen zu mobilisieren, die an Werktagen stattfinden. „Oft fehlen uns dann ein bis zwei Personen bis zur geforderten Ausrückstärke.“
Das sind die Schwierigkeiten für die DLRG
Auch die DLRG hat mit schwierigen Umständen zu kämpfen. Die DLRG-Rettungskräfte sind sehr häufig auf dem See im Einsatz, gesetzlich gilt die Gesellschaft als Sonderrettungsdienst. Wenn ein Rettungsschwimmer einen erschöpften Schwimmer aus dem See rettet und ihn dann dem Rettungsdienst übergibt, dann werde dieser Einsatz mit etwa 280 Euro vergütet, berichtet Clemens Menge, DLRG-Vorsitzender in Konstanz. „Wenn wir aber am Seerhein mit vier Booten und 20 Rettern unterwegs sind, bekommen wir denselben Betrag.“ Noch schlimmer: Wenn der vermeintlich Ertrinkende gar nicht gefunden wird, gibt es keine Vergütung.

Eine Herausforderung sei es für die DLRG, ihren Fuhrpark zu erhalten. Fahrzeuge und Boote sind teuer. Immer wieder unterstütze die Stadt Konstanz die Ortsgruppe mit einer größeren Summe, wie 2013 bei der Beschaffung eines neuen Boots für 39 000 Euro. Trotzdem reiche das nicht. Die DLRG Konstanz löst das Problem, indem sie die Boote in Eigenarbeit ausbaut, das bedeute viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit. „Manchmal wissen wir nicht, ob es gut ist, unseren Mitgliedern das zuzumuten“, erklärt Menge mit Blick auf die Motivation der Mitglieder.
Malteser klagen über veraltete Fahrzeuge
Auch die Malteser haben Schwierigkeiten mit der Infrastruktur. Die Pauschale des Landes für den Unterhalt eines Fahrzeugs betrage 930 Euro. Damit seien alle Kosten für Unterbringung, Kundendienst und Reparaturen enthalten. Die Pauschalen seien an die gestiegenen Kosten nicht angepasst worden, so Norgauer. Organisationseigene Fahrzeuge, die im Katastrophenschutz genutzt würden, müssten durch eigene Mittel finanziert werden. „Unser ältestes Fahrzeug in diesem Bereich ist 40 Jahre alt“, sagt Norgauer.
Auch das DRK bekommt kaum Vergütung für Einsätze
Ein ähnliches Problem mit der Vergütung für Einsätze wie die DLRG nennt auch das DRK. Der DRK Ortsverein könne bei einer Alarmierung durch den Oberbürgermeister oder den Einsatzleiter der Feuerwehr für seine Helfer einen Betrag von elf Euro pro Stunde in Rechnung stellen, berichtet Normen Küttner. Die Vergütung gelte aber ausschließlich für die Zwei-Personen-Besatzung des Krankenwagens. Bei größeren Unglücken wie einem Großbrand, bei dem deutlich mehr Helfer im Einsatz seien, gebe es keine Möglichkeit der Vergütung.
Anerkennung wäre ein erster Schritt
Andere Wünsche wären ganz ohne Geld zu erfüllen: „Ich glaube, dass ein Großteil der Bevölkerung gar nicht weiß, was wir leisten und dass das alles ehrenamtlich ist“, sagt Clemens Menge. Dadurch sei es auch sehr schwierig, etwa durch Spenden Geld zu akquirieren. Mehr Anerkennung durch ihre Mitbürger ist ein Wunsch, den viele Ehrenamtliche hegen, nicht nur bei der DLRG.