Er oder sie besprüht in Konstanz Verteilerkästen, Parkbänke oder Fassaden mit einer Signatur. Immer mehr Menschen in der Stadt fragen: „Wer ist ‚CREP‘?“
Diese vier Buchstaben – oder Tag, wie die Signaturkürzel als Pseudonym in der Graffiti-Szene heißen – findet sich inzwischen vermehrt über das gesamte Stadtbild verteilt. Der künstlerische Mehrwert ist, anders als zahlreiche legale Graffiti auf den Freiflächen der Stadt, beschränkt.
Die Polizei hat bereits wegen „CREP“ ermittelt – bislang erfolglos
Andreas Mathy, Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, bestätigt registrierte Vorkommen des Schriftzugs „im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz“, der den hiesigen Landkreis sowie den Bodenseekreis und die Kreise Ravensburg und Sigmaringen umfasst.
In Konstanz selbst ermittelte die Polizei spätestens seit einer Aktion von „CREP“ Ende April 2019, tappt aber bei ihrer Suche nach dem Urheber im Dunkeln. Damals hatte es einen Zeugenaufruf gegeben, da der Dachaufbau eines denkmalgeschützten Gebäudes der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) mit der Buchstabenkombination besprüht wurde. Die Polizei Konstanz vermutete, dass der Tatverdächtige über ein Baugerüst aufs Dach gelangte.
Staatsanwaltschaft betont: Illegale Graffiti sind eine Straftat
„Die Ermittlungen wurden eingestellt, weil der Täter nicht gefunden wurde“, sagt Staatsanwaltschaftssprecher Andreas Mathy auf Anfrage. Es werde derzeit auch – trotz der auffälligen Zahl der „CREP“-Sprühereien – nicht weiter ermittelt.
Mathy betont, dass bei illegalen Spray-Aktionen der Straftatbestand der Sachbeschädigung vorliegt. Im Jahr 2005 wurde der entsprechende Paragraf 303 im Strafgesetzbuch dahingehend geschärft, dass auch eine nicht nur unerhebliche oder vorübergehende Veränderung eine Beschädigung darstellt. Die Gesetzesänderung zielte ausdrücklich auf die Erfassung illegaler Graffiti.
CREP soll mit der legal aktiven Street-Art-Szene nichts zu zun haben
Damit nichts zu tun haben will Emin Hasirci.
Der Kommunikationsdesigner ist Teil der Agentur Urban Art Konstanz und arbeitet unter seinem Graffiti-Künstler-Alias RUSL seit Längerem mit der Stadt zusammen, unter anderem an den Unterführungen an der Alten Rheinbrücke oder am Winterersteig.

Aktuell plant Hasirci in Konstanz ein über den Zeitraum eines Jahres ausgedehntes Street-Art-Event für 2020. „Wir sind sehr darum bemüht, mit Graffiti einen freundlichen und wertvollen Beitrag im Stadtbild zu leisten“, sagt Hasirci über sich und seine Mitstreiter. Auch ihm seien die „CREP“-Signaturen aufgefallen, er kenne den Urheber allerdings nicht persönlich.
Hasirci: „Im Vergleich zu anderen Städten wird wenig illegal gesprüht“
„Eine Szene in Konstanz gibt es nicht, und wenn ja, dann ist sie sehr klein“, schätzt er. Wenn, dann seien Graffiti-Künstler eher legal unterwegs. „Im Vergleich zu anderen Städten wird hier sehr wenig illegal gesprüht“, fasst Hasirci zusammen.
Was eine Stadt mit zwei Hochschulen mit sich bringe: Eine Vielzahl an jungen Zugezogenen, die zum Studium nach Konstanz kommen und bereits davor mit Graffiti in Berührung kamen. Was auffällt: Rund um die HTWG und im Wohngebiet Paradies finden sich besonders viele der illegalen CREP-Tags. Für Experten wie Emin Hasirci sind neue Akteure an der Handschrift oder an neuen Graffiti im Stadtbild zu erkennen. „Die wenigen Zugezogenen, die aktiv sind, nutzen dann ab und an mal den öffentlichen Raum, um sich mitzuteilen“, erklärt er.
Ob es sich bei „CREP“ um einen dieser mitteilungsfreudigen Zugezogenen handelt, muss vorerst offen bleiben – eine etwas kreativere Bildsprache wäre ihm allerdings zu wünschen.