Eine Randnotiz vom Fasnachts-Auftakt der Narrengesellschaft Niederburg: Jungtalent Enea von Stechow warf auf der Bühne seinen Ring in den Hut für die Wahl zum Konstanzer Oberbürgermeister. Was dem Schüler noch ein Scherz wert ist, entwickelt sich immer mehr zum Stadtgespräch: Wer kandidiert im kommenden Jahr gegen Amtsinhaber Uli Burchardt?

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Die Gerüchteküche brodelt – vor allem wegen einer möglichen gemeinsamen Empfehlung eines Bündnisses aus Freier Grüner Liste, SPD, Jungem Forum Konstanz und Linker Liste Konstanz. Gute Aussichten als überfraktioneller Kandidat soll Luigi Pantisano gehabt haben, wie aus Kreisen des Gemeinderats zu hören ist.

Bild 1: Wer tritt gegen Uli Burchardt an? Die Gerüchteküche über einen Kandidaten eines grün-linken Bündnisses brodelt
Bild: privat

Heute ist der 40-Jährige Stadtrat in Stuttgart. Doch er hat eine Konstanzer Vergangenheit: Vor zehn Jahren wurde er Quartiersmanager für die Gebiete Berchen und Öhmdwiesen. Dort sollte er während seiner knapp dreijährigen Tätigkeit die Identifikation der Menschen mit ihrem Viertel und den Ruf des als problematisch geltenden Gebiets zu verbessern.

Pantisano hat sich beworben – ein gemeinsamer Kandidat wird er aber wohl nicht

Wie zu hören ist, haben Vertreter der vier Fraktionen Gespräche mit Pantisano geführt. Der Architekt und Stadtplaner bestätigt auf Anfrage des SÜDKURIER, dass er sich als gemeinsamer Kandidat der vier Fraktionen beworben hatte. Empfohlen wird jedoch offenbar jemand anders. Pantisano hat jedenfalls keine Zusage erhalten.

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Was sagen Vertreter der gemeinsamen Findungskommission zur Bewerbung?

Freie Grüne Liste, SPD, Junges Forum und Linke Liste suchen bereits seit Monaten einen geeigneten Kandidaten, den sie gemeinsam ins Rennen schicken wollen. Eine entsprechende Findungskommission ist paritätisch mit jeweils zwei Mitgliedern pro Partei oder Gruppe besetzt. Moderiert und koordiniert werden die unregelmäßig stattfindenden Treffen von Ex-FGL-Stadtrat Stephan Kühnle.

Angesprochen auf eine Bewerbung durch Luigi Pantisano sagt Kühnle: „Es wurden mehrere, zum Teil sehr gute Gespräche geführt. Leider kann ich keine Auskunft zu den beteiligten Personen und Ergebnissen der Gespräche geben.“ Der Prozess der Kandidatensuche dauere noch an. „Somit gilt weiterhin maximale Vertraulichkeit gegenüber den Gesprächspartnern“, sagt Kühnle.

Warum will Luigi Pantisano Oberbürgermeister in Konstanz werden?

„Ich hätte mich nicht in jeder x-beliebigen Stadt für das Amt des Oberbürgermeisters interessiert“, sagt Luigi Pantisano über seine Bewerbung. Ihm liege Konstanz noch immer am Herzen. Außerdem hält er es für ein „spannendes politisches Projekt“, als gemeinsamer Kandidat mehrerer Fraktionen anzutreten. Bereits zu seiner Zeit als Quartiersmanager für das Berchengebiet von 2009 bis März 2012 habe er sich „als eine Art Stadtteilbürgermeister verstanden“.

Bei Uli Burchardt vermisse er Entscheidungswillen. „In den wichtigen Bereichen Soziales oder Verkehr hat sich nicht viel bewegt seit seiner Wahl“, sagt Pantisano, während dessen Konstanzer Zeit Horst Frank noch Oberbürgermeister war.

Woran ist die gemeinsame Empfehlung gescheitert?

Dass der Stuttgarter es doch noch versucht mit einer Kandidatur in Konstanz – auch ohne überfraktionellen Auftrag – ist nicht ausgeschlossen. Zumal inzwischen durchsickerte, dass er zunächst eine große Mehrheit in der Findungskommission hinter sich versammeln konnte. Er habe nach seiner Bewerbung viel Zuspruch von Menschen erhalten, mit denen er in Konstanz vernetzt sei, sagt der 40-Jährige dazu nur. „Ich halte mir deshalb eine Kandidatur nach möglichen Gesprächen mit den Basen der Parteien und Gruppen offen.“

Gemunkelt wird, dass seine klar linke Ausrichtung hinderlich bei der Kandidatur war. „Ich habe das jedenfalls nie hinter dem Hof gehalten“, sagt Pantisano auf Nachfrage. Aus der Kommission selbst gibt es auch hierzu keinen Kommentar.

Für welche Partei ist Pantisano in der Stuttgarter Kommunalpolitik aktiv?

In der Landeshauptstadt sitzt Pantisano seit 2016 für Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) im Gemeinderat. Die Gruppe bildet gemeinsam mit der Linken, den Piraten und der Tierschutzpartei die drittgrößte Fraktion nach Grünen und CDU. Für Bernd Riexinger, Bundestagsabgeordneter der Linken, arbeitet der zweifache Vater als Referent im Wahlkreis Stuttgart.

Für Aufsehen über Stuttgart hinaus sorgen wiederkehrende Drohungen mutmaßlich rechtsextremer Kreise gegen den 40-Jährigen. Unter anderem wurde Pantisano in Briefen als „linkes kommunistisches italienisches Dreckschwein“ bezeichnet. Auslöser dürften nicht nur die Wurzeln in Italien, sondern sein Einsatz für Geflüchtete und gegen Rassismus sein. Ermittlungen der Polizei führten zunächst zu keinem Ergebnis.