Ein nachträglicher Persilschein für Willi Hermann war nicht zu erwarten. Zu klar schien bereits die erste Quellenlage im vergangenen Sommer: Der spätere regionale Fasnacht-Star war nicht immer der unpolitische Mann, der ein kleinbürgerliches Leben führte und als liebevoller Familienvater auftrat.

Spätestens mit dem heutigen Tag ist klar: Hermann war ein waschechter Nazi, kein willfähriger Mitläufer, der Befehle bürokratisch abarbeitete.

Willi Herrmann: Ideologe, Antisemit, Kriegsverbrecher

Er war ein aufrechter Ideologe, der nicht nur hinter den verbrecherischen Ideen der Nationalsozialisten stand, sondern sie auch frei- und bereitwillig unters Volk brachte. Juden machte er als Ursache allen Übels aus, die schadhaft für ein "erbgesundes, rassebewusstes deutsches Volk" seien, wie er an einer Stelle schrieb.

Darüber hinaus deutet vieles darauf hin, dass er direkt an der Erschießung von Kriegsgefangenen beteiligt war, diese aber mindestens beobachtet haben muss. Heute wäre das ein Fall für die Staatsanwaltschaft, die Anklage auf Beihilfe zu Mord würde sehr wahrscheinlich in einer Verurteilung münden.

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So haben Jürgen Klöcklers aufwendige Recherchen in den (Un-)tiefen der Archive direkte Auswirkungen auf die Lebenswelt der Otto-Normal-Bürger – und dies ist für Historiker selten genug.

Es steht jedem Konstanzer und jedem Stockacher frei, am Schmotzigen Dunschtig in drei Wochen munter Willi-Hermann-Lieder zu trällern – und viele werden das auch tun. Das ist moralisch falsch. Jeder noch so lahme andere Schlager taugt eher für lustige Fasnachts-Laune als das Liedgut eines Täters – nichts anderes war Willi Hermann.