Miriam und Uwe Burger sind glücklich. Sie haben eine von 45 Wohnungen bezogen, die an der Steinstraße neu gebaut wurden. Ein paar kleine Baumängel würden noch beseitigt, sagt das Paar. „Ansonsten sind wir hier sehr zufrieden“, so Miriam Burger. Den beiden gefällt vor allem die große, ebenerdige Dusche, „in die man einfach hineingehen kann“.

Das Paar zählt zu den Ersten, die die Schlüssel zum neuen Zuhause überreicht bekamen. Beim Umzug mussten die Burgers ihre Möbel und Kartons nicht weit transportieren: Zuvor hatten sie in einem der drei parallel stehenden Riegel gelebt, die demnächst abgerissen werden, weil sie einem neuen Quartier weichen müssen.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Bauherrin taufte das neue Gebäude an der Steinstraße Haus D. Die drei querstehenden Gebäude dahinter sind die Häuser A bis C. Viele ehemalige Mieter dieser Riegel wechselten zum 1. Februar 2025 in den Neubau, andere hatten sich schon vorher eine neue Bleibe gesucht.„Sieben Wohnungen waren noch frei und konnten innerhalb der Wohnungsfürsorge vergeben werden“, teilt die Pressestelle der BImA auf Nachfrage mit.

So sieht das neue Haus D an der Steinstraße von außen aus. Es wurde im Februar 2025 bezogen.
So sieht das neue Haus D an der Steinstraße von außen aus. Es wurde im Februar 2025 bezogen. | Bild: Kirsten Astor

Was heißt das? Die Bundesanstalt vermietet ihre Wohnungen vorrangig an Bedienstete des Bundes. Dazu zählen nicht nur Beamte, sondern sämtliche Angestellte des Bundes, vom Hausmeister über den Berufskraftfahrer bis zu Bundeswehrsoldaten und Zöllnern. Sollte sich innerhalb von vier Wochen niemand aus diesem Personenkreis für eine BImA-Wohnung interessieren, werden sie auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten – und zwar zu günstigen Konditionen.

Denn die Mieten bei der BImA sind für Bundesangestellte und Mieter aus dem freien Wohnungsmarkt gleich hoch beziehungsweise niedrig. „Der Mietpreis für die neuen Wohnungen in den Gebäuden Steinstraße 6a bis 10a (Haus D) beträgt zehn Euro pro Quadratmeter kalt“, so die Pressestelle. Zum Vergleich: Auf Immobilienportalen wird derzeit für Wohnungen in Konstanz eine durchschnittliche Monatsmiete von rund 16 Euro angegeben.

(Archivbild) So sah der Neubau, Haus D, beim Richtfest im Juni 2024 aus der Luft betrachtet aus. Er wurde quer zu den drei Riegeln A bis ...
(Archivbild) So sah der Neubau, Haus D, beim Richtfest im Juni 2024 aus der Luft betrachtet aus. Er wurde quer zu den drei Riegeln A bis C errichtet, die zeitnah abgerissen werden sollen. | Bild: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Alte Häuser stehen trotzdem nicht leer

Obwohl die Mieterinnen und Mieter der 80 Wohnungen an der Steinstraße 6 bis 10 (Häuser A bis C) nun alle ausgezogen sind, stehen die Gebäude dennoch nicht leer. Vor einem der Gebäude liegen alte Matratzen, ausrangierte Möbel und Einrichtungsgegenstände herum. Wer lebt dort jetzt?

„In diesen Häusern wohnen derzeit noch Personen, die die Stadt Konstanz temporär ordnungsrechtlich unterzubringen hat“, gibt die BImA Auskunft. Das seien Personen, denen es nicht gelingt, sich selbst auf dem engen Konstanzer Markt mit Wohnraum zu versorgen. „Zum einen handelt es sich um Geflüchtete in Anschlussunterbringung, zum anderen um Personen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind.“

Vor einem der alten Häuser an der Steinstraße stapeln sich Möbel, Matratzen und Einrichtungsgegenstände.
Vor einem der alten Häuser an der Steinstraße stapeln sich Möbel, Matratzen und Einrichtungsgegenstände. | Bild: Kirsten Astor

Lange kann diese Personengruppe dort allerdings nicht mehr leben: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben möchte die drei Riegel „zeitnah“ abreißen. Wann genau, ist derzeit noch unklar. „Wir können der Stadt die Nutzung der Gebäude für mehrere Monate anbieten. Ob das für die Verwaltung in Frage kommt, ist gerade in Abstimmung“, teilt die Pressestelle mit.

Im Hintergrund laufen die Planungen für das neue Quartier weiter, das hier entstehen soll. An der Stein- und Gottfried-Keller-Straße sollen kompakt erstellte Häuser aus Holz und Recycle-Stahl mit Laubengängen gebaut werden, die locker auf einer rechteckigen Fläche angeordnet sind und in der Mitte einen begrünten Innenhof mit Gemeinschafts-Gewächshaus bieten.

(Archivfoto) Drei- bis fünfgeschossige Quader in Stahl- und Holzbauweise sollen drei Gebäuderiegel an der Stein- und ...
(Archivfoto) Drei- bis fünfgeschossige Quader in Stahl- und Holzbauweise sollen drei Gebäuderiegel an der Stein- und Gottfried-Keller-Straße ersetzen. | Bild: Steimle Architekten BDA / Visualisierung: Filippo Bolognese Images

Ein Regenwasserkonzept, begrünte Dächer und viele Pflanzen sollen das Stadtklima verbessern. Zudem soll Raum für nachbarschaftliche Aktivitäten und ein Café sein. Die etwa 70 Jahre alten Gebäuderiegel sollen durch rund 110 neue Wohnungen ersetzt werden. An diesem Konzept, das bereits vor zwei Jahren vorgestellt wurde, habe sich nichts Gravierendes geändert, teilt die BImA mit.

Und weiter: „Wir befinden uns gerade in der Entwurfsplanung. Bislang gab es wenige, untergeordnete Änderungen an den Grundrissen oder der Nutzung der Dachflächen. Die grundlegende Planung, zum Beispiel die Holzbauweise, ist nicht verändert worden.“ Das neue Quartier in Petershausen soll nach aktuellen Plänen 2029 fertig sein.

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Die Unsicherheiten, die seit vielen Jahren fast alle Bauvorhaben treffen, machen selbst vor einer Bundesanstalt nicht Halt. So kam es beim Bau von Haus D wegen des Kriegs in der Ukraine zeitweise zu Verzögerungen, und es scheint auch nicht selbstverständlich zu sein, dass das neue Viertel tatsächlich entsteht.

Jedenfalls formuliert die Bundesanstalt auf Nachfrage recht vorsichtig: „Wie jeder andere Bauherr steht auch die BImA als Bauherrin vor der Herausforderung, trotz gestiegener Baupreise die Wirtschaftlichkeit des Projektes zu erreichen. Dieser Aufgabe stellt sich aktuell das gesamte Planungsteam mit intensiven Optimierungsbemühungen und ist daher optimistisch, die Maßnahme umsetzen zu können.“

(Archivfoto) Bauleiter Mateo Cifuentes steht beim Richtfest im Juni 2024 in einer der neuen Wohnungen von Haus D an der Steinstraße. ...
(Archivfoto) Bauleiter Mateo Cifuentes steht beim Richtfest im Juni 2024 in einer der neuen Wohnungen von Haus D an der Steinstraße. Inzwischen sind die Räume bewohnt. | Bild: Kirsten Astor

Zuvor hatte es angesichts der Planungen immer wieder Irritationen unter den bisherigen Bewohnern der Häuser gegeben, die demnächst abgerissen werden sollen. Sie fürchteten um ihr Zuhause und hatten Angst, dass ihre neuen Wohnungen viel teurer vermietet werden. Die BImA beruhigte stets, sie habe sich verpflichtet, am unteren Rand der ortsüblichen Vergleichsmieten zu bleiben.