Geduldig warten Roger Tscheulin und Jürgen Morgen auf dem Schulhof der Grundschule Dettingen. Darin sind sie geübt. Denn der Dettinger Ortsvorsteher Roger Tscheulin und der Verwaltungsleiter Jürgen Morgen warten schon seit fast einem Jahrzehnt auf den Baustart des Projektes in der Dettinger Ortsmitte. Geduld ist für sie also kein Fremdwort.

„Es geht um die Entwicklung und die Stärkung des Ortes“, sagt Tscheulin und zeigt auf die Rückseite des alten Schulgebäudes in der Allensbacher Straße. Dieses Haus, das 1912 errichtet wurde, wird eine zentrale Rolle in der neuen Ortsmitte einnehmen.

Wenn der Plan umgesetzt wird, wird in das Gebäude wieder neues Leben einziehen. Dann soll es ein Bürgerhaus sein, dass sowohl mit einer Gastronomie mit Biergarten aufwartet, wie auch Vereinen mehrere Räume anbietet. Doch aktuell steht es mehr oder weniger ungenutzt da.

Die Rückansicht des alten Schulhaus in Dettingen.
Die Rückansicht des alten Schulhaus in Dettingen. | Bild: Hanser, Oliver

Wobak hat sich 2019 zurückgezogen

Das könnte sich nun recht zeitnah ändern. „Es gibt einen Zeitplan, was hier passieren soll. Im März/April 2024 soll das alte Schulhaus abgerissen werden“, sagt Tscheulin. Eine Nachricht, die vielleicht den ein oder anderen Dettinger überraschen könnte. So wie Claudia Steiger. Die 71-Jährige, die mit ihrem Hund Mona an der Grundschule vorbeispaziert, sagt: „Ich finde es gut, dass die neue Ortsmitte kommt. Sie muss kommen! Ich rechne damit.“

Sie denkt dabei vor allem an die geplante Seniorenwohnanlage, die auf dem aktuellen Parkplatz bei der Kapitän-Romer-Halle und hinter der Grundschule gebaut werden könnte. Die Seniorin könnte sich sogar vorstellen, da mal einzuziehen. „Ich wohne seit 50 Jahren hier“, sagt sie zur Begründung.

Auf dem Parkplatz vor der Kapitän-Romer-Halle und hinter der Grundschule Dettingen soll eine Tiefgarage und eine Seniorenwohnanlage ...
Auf dem Parkplatz vor der Kapitän-Romer-Halle und hinter der Grundschule Dettingen soll eine Tiefgarage und eine Seniorenwohnanlage entstehen. | Bild: Steinert, Kerstin

Doch genau hier liegt eines der Probleme, wodurch das Projekt auf wackeligen Beinen steht. Eigentlich wollte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wobak den Bau der Seniorenwohnanlage und der Wohneinheiten (die Rede war mal von Reihen- und Doppelhäusern im Bereich der Brunnenhalde) übernehmen. Lange gab die Wobak dazu auch die Zusage – bis 2019. Dann hieß es von der Wobak: Wohnhäuser zu bauen, sei zu teuer und in den Hang zu schwierig. Daraufhin zog sich die Wohnungsbaugesellschaft aus dem Projekt zurück.

Doch ist die Wobak auch 2023 nicht mehr mit von der Partie? Diese Frage geht an Malte Heinrich, Referent der Geschäftsführung der Wobak. Er antwortet: „Zweck der Wobak ist es, breite Schichten der Bevölkerung mit Wohnungen zu versorgen. Um diesen sozialen Zweck zu erfüllen, muss sie wirtschaftlich handeln.“ Allerdings hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Bauens in den vergangenen Jahren deutlich verschärft.

„Was die Spezifika des Projektes Ortsmitte Dettingen angeht, so bitte ich Sie noch um etwas Geduld.“Malte Heinrich, Referent ...
„Was die Spezifika des Projektes Ortsmitte Dettingen angeht, so bitte ich Sie noch um etwas Geduld.“Malte Heinrich, Referent der Geschäftsführung Wobak | Bild: Hanser, Oliver

Die Zinsen für Bauprojekte seien gestiegen, die Baukosten ebenfalls. „Durch diese Kombination ist es gegenwärtig extrem schwer, Wohnraum im unteren und mittleren Preissegment – also dem Tätigkeitsgebiet der Wobak – zu erstellen“, schreibt Heinrich. Wie die Wobak vor Kurzem dem SÜDKURIER berichtete, werden in diesem Jahr nur zwei Projekte fertiggestellt, neue Projekte stünden erst mal nicht mehr auf dem Plan.

Was heißt diese Antwort nun bezogen auf der Projekt Dettingen Mitte? „Was die Spezifika des Projektes Ortsmitte Dettingen angeht, so bitte ich Sie noch um etwas Geduld“, schreibt Heinrich auf SÜDKURIER-Anfrage. Man wolle die nächste Sitzung des Ortschaftsrates abwarten.

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Projekt wird im Ortschaftsrat erneut vorgestellt

Es kommt offensichtlich Bewegung in das Projekt. Einen wirklichen Stillstand soll es bei dem Großprojekt aber nicht gegeben haben, sagen Ortsvorsteher Tscheulin und Verwaltungsleiter Morgen. „Es mag vielleicht still gewirkt haben. Aber wir hatten immer damit zu tun und haben es angetrieben“, sagt Tscheulin. Auch Jürgen Morgen pflichtet ihm bei. Innerhalb der Ortsverwaltung habe man das Projekt immer wieder zurück aufs Tableau gebracht.

Und wahrlich: Es geht voran. Am 20. September gibt es nun den nächsten Anlauf, um dem Projekt wieder neuen Schwung zu geben. An jenem Mittwoch werden in der Sitzung des Ortschafts in Dettingen die neuen Pläne der Architekten für die Seniorenwohnlage mit Pflege-WG und der Tiefgarage vorgestellt.

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Das bestätigt die Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Zum anderen erfolgt eine konzeptionelle Darstellung der Projektplanung Ortsmitte Dettingen sowie eine Information über den Sachstand zum Bebauungsplangebiet Brühläcker„, schreibt Elena Oliveira, Pressesprecherin der Stadt. Weitere Informationen dazu, warum es um das Projekt lange Zeit sehr still war, gibt es nicht. Man wolle der Sitzung des Ortschaftsrates nicht vorgreifen, heißt es auf der Presseabteilung.

Die Bagger könnten anrollen

Etwas offener zeigt sich Ortsvorsteher Tscheulin. „Der Startschuss muss jetzt fallen“, sagt er. Der Beschluss des Konstanzer Gemeinderats, dass das Schulhaus in ein Bürgerhaus umgewandelt werden kann, liege schon seit Jahren vor.

Nun sei die Stadt und damit der Gemeinderat am Zug. Die Bagger könnten eigentlich anrollen. Dabei soll das historische Schulgebäude aber nicht gänzlich dem Erdboden gleichgemacht werden. Die Außenfassade bleibt erhalten. Sie steht zwar nicht unter Denkmalschutz, aber sie ist „ortsbildprägend“, wie Tscheulin sagt.

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Doch etwas Geduld müssen die Dettinger, darunter auch Roger Tscheulin und Jürgen Morgen, noch haben. Immerhin bleibt auch eine Frage weiterhin offen. „Ein großes Fragezeichen bleibt die Kostenentwicklung“, sagt Tscheulin und verweist auf die jüngsten Entwicklungen im Bausektor. Durch Corona und den Ukrainekrieg sei da sehr viel Unsicherheit reingekommen.

Aktuell schätzt die Stadt die Baukosten des kompletten Projekts auf 7 Millionen Euro. Im Jahr 2017 lag die Schätzung noch bei 5,3 Millionen Euro.