An der Europabrücke wird nun bald gebaut: Ein Ärztehaus, ein Jugendhostel, ein Parkhaus. Dafür müssen die kreiselnden Fahrradwege auf und von der Brücke wieder weg. Eine ganz andere Idee, wie man hier zu Fuß oder mit dem Fahrrad über den Rhein kommt, hatte schon vor Jahren der Architekt Carsten Hinrichsen. Eine Vision, die damals von der Stadt abgeschmettert wurde. „Die Reaktionen im Stadtrat waren von null bis negativ“, erinnert sich Hinrichsen. Er hatte eine Lösung, die vieles in sich vereint.

Ein Rundweg für Fußgänger

Als Hinrichsen mit seinen Kollegen Thomas Ruff und Tillmann Weber beim Wettbewerb für die Neubebauung des Heroséparks mitmachte, beschäftigte er sich auch mit den Uferwegen am Seerhein und entwarf einen Rundweg für Fußgänger: Über die Alte Rheinbrücke hinüber, zum Seerheinbad, dann weiter entlang am Herosé-Ufer bis zur Europabrücke. Dort sollte abgehängt darunter ein Fahrrad- und Fußweg hinüber zur Schänzlehalle führen und von dort am Seerhein zurück in die Stadt. Das wäre einfach zu bauen. „Das hätte damals gerade mal eine Million Euro gekostet.“ Ein Büro hatte das durchgerechnet.

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Die Europabrücke ist mehr als zehn Meter hoch, mehr als vier Meter höher als die alte Rheinbrücke. Ein gebogener Steg hätte problemlos darunter gepasst, ohne den Schiffsverkehr zu beeinträchtigen. Auf der Nordseite an der Reichenaustraße gebe es einen Zugang, den Treppenaufgang in der Mitte, dort könnte man starten, meint Hinrichsen. Auf der Brücke wäre auf den dann überflüssigen Fahrradspuren ein zusätzlicher Standstreifen für die vor dem Zoll wartenden Lkws möglich.

Für die Konstanzer würde so ein Naherholungsweg am Rande der Stadt entstehen, eine Flanier-Runde mit Möglichkeiten, einzukehren: Von den Biergärten über die Strandbar der Seezeit bis zu den Rheinterrassen neben dem Rheinstrandbad. „Es ließe sich für diesen Weg außerhalb der Badesaison am Rheinstrandbad auch ein Durchgang öffnen, sodass man noch länger direkt am See entlang gehen könnte.“ Wobei, auch das eine weitere Vision, sich im Rheinstrandbad auch ein Open-Air-Kino einrichten ließe, die Leinwand auf einem Steg im Wasser stehend, die Zuschauer auf den Betontreppen davor. Aber das nur nebenbei.

Auch Platz für Kunst wäre möglich

Jedoch: Vor mehr als 15 Jahren wollte mit diesen Plänen des Architekten niemand mitgehen. So verschwanden die Ideen und Modelle wieder in der Schublade. „Dabei könnte das großartig werden.“ Unter dem „Monsterbauwerk“ Europabrücke ließe sich zum Beispiel der Steg mit akustischen Effekten und Lichtreflexionen gestalten. Der Künstler Markus Brenner, in Konstanz bekannt für seine großformatigen Plakate, auf denen Fische angezogen zu sehen sind, hätte sich vorstellen können, das zu gestalten.

Die Kreisel müssen weg, Neues wieder hin, stattdessen einfach unten durch: Die Lösung von Carsten Hinrichsen, die aber wohl nie ...
Die Kreisel müssen weg, Neues wieder hin, stattdessen einfach unten durch: Die Lösung von Carsten Hinrichsen, die aber wohl nie verwirklicht wird. | Bild: Michael Buchmüller

Hinrichsen zeigt Bilder, wie sich bei Sonnenschein an der Betondecke das Wasser des Seerheins nicht spiegelt, aber „abbildet“. Allein das sieht schon kunstvoll aus. „Und das neue Parkhaus wäre so auch ganz einfach von der Stadt aus zu erreichen.“ Zum Beispiel mit E-Rollern oder einem dann noch einzurichtenden Transport-Service, der Kunden ihr Eingekauftes bequem zum Auto bringt. Und die Anbindung an die Radwege hüben wie drüben ließe sich leicht bewerkstelligen. Eine Finanzierung ließe sich unter Umständen über den Versuch bewerkstelligen, aus dem Topf des Agglomerationsprogrammes Konstanz-Kreuzlingen Gelder zu bekommen, eine auf 20 Jahre angelegte Initiative, die grenzübergreifend am See(-rhein) entlang „Siedlung und Verkehr“ fördert.

Vorhaben wird wohl nichts

Gründe, um sich den Vorschlag Hinrichsens noch einmal genauer anzuschauen? Nachgefragt bei der Stadt Konstanz lässt die Pressestelle verlauten: An der Europabrücke werden die alten Fahrradkreisel abgerissen, eine neue „dem Fahrbahnverlauf folgende Rampe“ plus Aufzugs- und Treppenturm gebaut. „Die Idee, eine Fuß- und Radbrücke quasi abgehängt an die Europabrücke anzusetzen, ist bekannt.“

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Diese sei des Öfteren diskutiert worden, man priorisiere aber „eine gleichmäßige Verteilung der Querungsmöglichkeiten über den Seerhein.“ Eine vierte Brücke zwischen Fahrrad- und Europabrücke ist angedacht. „Der Masterplan Mobilität und das Handlungsprogramm Radverkehr sehen eine solche vor.“ Also wohl eher wieder eine Absage.