Wenn zu Ende geplant ist, kommen erst einmal die Abrissbagger: Der Abbau der raumgreifenden Fahrrad-Auffahrt auf die Schänzlebrücke gegenüber vom Bodenseeforum dürfte für viele Konstanzer der erste Vorbote für die große Neubebauung werden.
Denn die bereits in den 1970er-Jahren errichtete, auffällige Spindel steht dem geplanten Gebäuderiegel aus Günstig-Hotel und Ärztezentrum im Weg. Stattdessen soll der Radweg auf einer neuen Brücke parallel zur Auto-Rampe in Richtung Stadtwerke geführt werden, sagte jüngst Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn dem SÜDKURIER.

Für eine Übergangszeit gibt es dann aber auf der Schänzlebrücke nur noch auf der Westseite (also rheinabwärts) einen Radweg. Allerdings ist die Verbindung von Radlern deutlich weniger befahren als die beiden anderen Rhein-Querungen.
Die Spindel aus den 1970er-Jahren ist im Weg
Die Spindel wurde mit der ganzen Schänzlebrücke erstellt – und damit lange bevor die Pläne für das Grundstück konkret wurden. Zur Erinnerung: Ganz früher befand sich an der Stelle die alte Auffahr-Rampe auf die Schänzlebrücke, was eine andere Nutzung des rund 30.000 Quadratmeter großen Areals auszuschließen schien. Ein Luftbild aus dem Jahr 1980 zeigt deutlich, wie es damals aussah und wie die Weiterführung der B33 einst vorgesehen war.

Nun fließt der Verkehr über die Brücke auf neuen Wegen und ein zentral am Seerhein gelegenes Areal wurde plötzlich wieder verfügbar. Der Möbelriese XXXLutz hatte zeitweise Interesse, vor zehn Jahren war der Neubau der Münzhandelsfirma Gavia im Gespräch, die Stadt lobte einen Wettbewerb aus – und auf einem der letzten Filetgrundstücke der Stadt befindet sich noch immer ein eher provisorisch wirkender Bahnhof.
Busbahnhof nimmt Formen an. Und was ist mit dem Hotel?
Während beim neuen Zentralen Busbahnhof die Arbeiten erkennbar in die Schlussphase gehen, ist der nächste Nutzungsschritt noch in Planung: Gemeinsam wollen die Firma DQuadrat aus Ludwigsburg ein günstiges Hotel vom Typ Hostel für Radler, Familien und andere preisbewusste Gäste und die Firma Reisch aus Ravensburg ein Ärztehaus errichten.
Eine Hürde hat das Projekt aber genommen – der Gemeinderat hat den Weg für den Verkauf von 2000 Quadratmetern Grund an die beiden Investoren freigemacht. Bei den Arztpraxen werde es sich eher um Verlagerungen als um neue Angebote handeln, sagt einer, der sich auskennt: Frank Hoffmann, FDP-Stadtrat und selbst niedergelassener Arzt, weist darauf hin, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Konstanz bis auf wenige Ausnahmen bei den Arztsitzen als besetzt ansieht.
Schädlich müsse das nicht sein, so der CDU-Fraktionschef Roger Tscheulin: Man müsse „die Bevölkerung versorgen und nicht einzelne Praxen schützen“ – damit bezieht er sich unter anderem auf das Medizinische Versorgungszentrum am Klinikum. Die Spitalstiftung hatte es über die Jahre mühsam und teuer errichtet, wie sich Jan Welsch von der SPD erinnert.
Entsteht hier Konkurrenz für bestehende Arztpraxen?
Am Ende soll das Nutzungskonzept für das Ärztehaus „mit der Stadt abgestimmt sein“, das wird laut Christoph Sigg von der Stadtverwaltung Teil des Kaufvertrags. Aber auch veränderte Rahmenbedingungen im derzeit sehr dynamischen Gesundheitswesen können noch aufgenommen werden, hieß es. Bis zum 31. Dezember 2025 müssen die Investoren eine Baugenehmigung und einen Finanzierungsnachweis vorlegen, sonst verfällt die Option zum Kauf. Rund zwei Millionen Euro soll das Grundstück für Ärztehaus und Hostel kosten.
Für den Fall der Fälle sichert sich die Stadt über einen Ratsbeschluss auch noch das Recht auf einen ersten Zugriff, falls die Investoren das bebaute Grundstück später verkaufen – was allerdings laut Christoph Sigg dann wegen der Gebäude teuer werden dürfte.
Die Räte beruhigt die Option aber, denn Teile des Gemeinderats hätten den Grund und Boden lieber in städtischem Besitz gehalten, wie es auch Anne Mühlhäußer (Freie Grüne Liste) sagt. Das aber hatten die Investoren abgelehnt, auch aus Gründen der Finanzierung für ihr Projekt.
Über das nächste neue Hotel regt sich im Rat niemand mehr auf
Kein Thema mehr war im Gemeinderat übrigens der neuerliche Hotel-Neubau in Konstanz. Laut der halb-städtischen MTK (Marketing und Tourismus Konstanz GmbH) schließt das Hostel eine Lücke im bestehenden Konstanzer Angebot, zumal direkt beim Busbahnhof und in Fußgänger-Entfernung zur Innenstadt. 33 Stadträte stimmten am Ende dafür, dass die Investoren die Option auf den Grundstückskauf bekommen, fünf waren dagegen.