Der Helikopter in den Konstanzer Stadtfarben zog die Blicke auf sich. Doch das schmale Fluggerät mit den ungewöhnlich platzierten Rotoren kommt nicht aus der Konzilstadt, sondern aus Kägiswil im Schweizer Kanton Obwalden und gehört der Rotex Helicopter AG. Am Dienstag und Mittwoch, 30./31. Januar, schleppte es ganze Baumstämme und riesige Äste durch die Luft. Zunächst am Seerhein im Bereich Grenzbachmündung, tags darauf in Allmannsdorf.
Dort sägten Mitarbeiter des Unternehmens am Mittwochnachmittag bei blauem Himmel zehn Bäume in dem Steilhanggebiet oberhalb der Ruppaner-Brauerei ab und brachten sie mit dem Hubschrauber auf einen Platz vor der Jugendherberge, um sie dort weiter zu zerkleinern. Der Flugeinsatz dauerte nur anderthalb Stunden, wie Konstantin Mauz von der Gärtnerei und Baumpflegefirma Naturlieb dem SÜDKURIER sagte.
Mauz hatte die fliegenden Schweizer engagiert, weil die in Rekordzeit und damit preiswerter schaffen, was sonst eine Woche Arbeit und einen riesigen Technikaufwand erfordern und den Wald drumherum zusätzlich schädigen würde. „Wir mussten zehn Bäume entfernen. Es handelte sich hauptsächlich um kranke Eschen, deren Standsicherheit beeinträchtigt war“, erklärte Mauz. Sie drohten, im ungünstigsten Fall auf Privathäuser oder die Brauerei zu fallen.
Eine Buche wurde ebenfalls abgesägt und trat dann an einer langen, am Helikopter hängenden Leine ihre letzte Reise an. „Sie war vom Brandkrustenpilz befallen“, sagte Mauz. Auch eine Eiche entfernten die Mitarbeiter. Laut Mauz hatte sie frei an der Hangkante gestanden und stellte damit eine Gefahr dar.
Alexander Gebauer von der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad (BAS) kritisierte die Fällaktion. Die Eichen seien geschützt, die Fällungen am Steilhang empfinde er als beunruhigend, sagte der BAS-Ehrenvorsitzende. Er fühle sich an eine Abholzung im März 2001 erinnert. Damals seien dort im Ruppaner-Wald am Hohenegg auch wertvolle gesunde Bäume entfernt worden, die überhaupt kein Sicherheitsrisiko darstellten.
Brauereichef Karl-Bernhard Ruppaner versuchte, die Bedenken auf SÜDKURIER-Anfrage zu zerstreuen. Es handele sich um reine Waldpflegearbeiten ohne wirtschaftliche Interessen. Im Gegenteil. „Die paar Stämme, die da jetzt aufgestapelt sind, bringen vielleicht ein paar hundert Euro, bei den Kosten für den Helikopter-Einsatz sind wir im fünfstelligen Bereich – und da haben wir es schon kostengünstiger bekommen, weil wir uns an den anderen Einsatz in Konstanz mit drangehängt haben.“

Bei der Entfernung der Bäume sei es vielmehr ausschließlich darum gegangen, Gefahren für Leib und Leben sowie für Gebäude zu beseitigen, betonte Ruppaner. „Geplant ist, wegen der Hanglage langfristig eher einen Niederwald zu entwickeln. Die großen Oschis müssen da wegen des Sicherheitsrisikos raus.“ Es gebe keine Bestrebungen, dort später etwas zu bauen.
Pappeln mussten eingekürzt werden
Am Dienstag waren zunächst Pflegearbeiten an vier Pappeln an der Deutsch-Schweizer Grenze vorgenommen worden. „Diese wurden um bis zu 60 Prozent eingekürzt“, so Baumpfleger Mauz. Laut Jörg Schweizer von der gleichnamigen Tägerwiler Gartenbaufirma, der mit am Abtransport des Holzes beteiligt war, handelte es sich um sturmgeschädigte Baumteile, die herunterzufallen drohten. Sie seien mit dem Heli weggebracht worden.
Bei der eingesetzten Maschine, die einen eigenen Tankwagen dabei hatte, handelt es sich um einen Helikopter vom Typ Kaman K-Max K-1200, von denen die Firma Rotex drei besitzt. Konstruiert wurde er ausschließlich für Außenlastransporte. Die Kabine ist gerade einmal so breit, um dem Piloten Platz zu bieten. Dadurch hat dieser zu beiden Seiten des Cockpits eine gute Sicht auf das transportierte Gut.
Die Maschine verfügt über zwei nebeneinanderliegende, über ein Getriebe gekoppelte Rotoren, die sich entgegensetzt drehen und deren Rotorblätter ineinandergreifen. Durch dieses Konstruktionsprinzip braucht der Heli keinen Heckrotor. Zudem ist er zwar relativ langsam, kann mit einem Eigengewicht von 2300 Kilogramm und einer Nutzlast von 2722 Kilogramm allerdings mehr zuladen als er selbst wiegt.
Dank der speziellen Konstruktion der Rotoren sei der K-1200 auch relativ leise und erzeuge wenig Abwind, heißt es auf der Internetseite der Schweizer Außenlastspezialisten. Zugleich sei er sehr wendig.