Radfahren boomt seit Beginn der Pandemie? Nicht, wenn man sich die Zahlen der Fahrrad-Zählstelle am Herosé-Park in Konstanz anschaut. Denn die Daten zeigen, dass 2019 mehr Radfahrer unterwegs waren als 2020. Und auch dieses Jahr sind weniger Menschen über die Fahrradbrücke geradelt als noch 2019, wie unsere Auswertung zeigt:
2019 fuhren noch fast 3,5 Millionen Fahrradfahrer an der Zählstelle vorbei, ein Jahr später waren es nur noch knapp drei Millionen. Ein deutlicher Knick zeigt sich im März 2020, als der erste Lockdown begann. Im Mai und August 2021 fiel die Anlage für mehrere Tage aus und zählte keine Radler, was sich in der Grafik widerspiegelt.
Weiterer Rückgang zeichnet sich ab
Das Jahr 2021 ist noch nicht vorbei, aber die Grafik zeigt, dass im Sommer weniger Räder an der Zählstelle vorbeigefahren sind als in den Vorjahren. Im August und September diesen Jahres ist die Anlage zwar mehrere Tage lang ausgefallen und hat keine Fahrräder gezählt. Geht man allerdings für diese und die noch kommenden Monate von ähnlich vielen Rädern wie in den vergangenen Jahren aus, werden 2021 insgesamt weniger Radler unterwegs sein als in den Vorjahren.
Weniger Radfahrer wegen geschlossenen Schulen und Hochschulen
Gregor Gaffga, der Radverkehrsbeauftragte der Stadt Konstanz, erklärt sich den Rückgang mit der Corona-Pandemie: „Durch die Beschränkungen des öffentlichen Lebens waren die Schulen und die Hochschulen länger geschlossen. Schüler*innen und Studierende machen einen erheblichen Teil der Radfahrenden an der Dauerzählstelle im Herosé-Park aus.“
Der Tag, an dem die Zählstelle dieses Jahr die meisten Drahtesel registriert hat, war auch ein Schultag. Am 20. Juli zählte die Anlage insgesamt 15.779 Radfahrer:
Die meisten Radfahrer wurden morgens zwischen 7.30 Uhr und 7.45 Uhr gezählt, also kurz vor Schulbeginn. Ein Großteil davon fuhr stadteinwärts, ein Drittel war in Richtung stadtauswärts unterwegs. An vielen Tagen zeigt sich ein ähnliches Bild, oft gibt es gegen 17 Uhr nochmals eine Häufung der Radfahrer, diesmal stadtauswärts.
Die Zahl der Fahrräder wird nicht ohne Grund registriert. Laut dem Radverkehrsbeauftragten werden aus den Daten Konsequenzen für die Verkehrsplanung abgeleitet. „Radverkehrszahlen werden zum Beispiel für die Einrichtung von Fahrradstraßen oder zur Abschätzung der Verträglichkeit von Fuß- und Radverkehr auf gemeinsamen Flächen benötigt“, so Gaffga.
Durch die Anzeige in der Anlage soll außerdem gezeigt werden, wie viele Konstanzer bereits mit dem Fahrrad fahren. Gaffga erhofft sich davon, dass andere Konstanzer dadurch motiviert werden auch selbst öfter auf den Drahtesel umzusteigen.
Weitere Zählstellen sind geplant
Bis jetzt zählt nur die Anlage am Herosé-Park dauerhaft die vorbeifahrenden Radfahrer, aber das soll nicht so bleiben. „Die Zählstelle an der Fahrradbrücke ist ein erster Schritt der Stadt Konstanz auf dem Weg zu einem ganzen Netz von festen und mobilen Zählstellen für den Radverkehr“, so Gaffga. In ein Förderprogramm haben es die neuen Zählstellen laut Gaffga allerdings noch nicht geschafft.