Neugierig schleichen Passanten um das Eckhaus an der Rheingutstraße, viele werfen einen Blick auf den neuen Namenszug über der Tür. „Kiosk Konstanz 24/7“ ist dort zu lesen. Hier entstand kürzlich ein neues Angebot, das erste dieser Art in Konstanz. In einem schwarz-grau ausgekleideten Raum stehen zehn Automaten. Man könnte sagen: Konstanz hat seinen ersten Späti.

Was in Großstädten längst zur Gewohnheitssache wurde, ist hierzulande Neuland. Einen Laden, der rund um die Uhr geöffnet hat, gab es bisher nicht. Und schon gar nicht einen Raum voller Automaten, aber ohne Verkäufer. Wer im Kiosk Konstanz einkaufen will, muss selbst mit der Technik klarkommen.
Schwarz und grau ist hier aber nur der Raum, die Ware dafür umso bunter. Rund 400 Artikel werden im Kiosk Konstanz vertrieben, darunter ausgefallene Getränke aus Japan, Chips, Süßigkeiten, Zigaretten und Tabak, Bier und Longdrinks in Dosen. Auch Kaffee und Pizza kommen aus den Schränken. „Automatenkioske liegen im Trend“, sagt Saliba Günes, einer der beiden Betreiber.

Viele Vermieter tun sich schwer
Die Idee dazu hatten er und sein Freund und Geschäftspartner Servet Karaaslan schon im April 2023, bis zur Eröffnung war aber einiges zu organisieren. „Die Vermieter taten sich zunächst sehr schwer, weil sie das Konzept nicht kannten“, erzählt Servet Karaaslan, der auch das Café Antik betreibt. „Sie wollten genau wissen, was wir verkaufen und wie unser Sicherheitskonzept aussieht.“
Die beiden Gastronomen sind überzeugt davon, dass ihre Idee auf Nachfrage stoßen wird. „Wir probieren immer wieder neue Produkte aus und stellen Renner-Penner-Listen der Waren auf“, sagt Saliba Günes, der ab Freitag, 1. März 2024, gemeinsam mit Servet Karaaslan auch noch die Gastronomie „The Tonic“ übernimmt.
Preise zwischen Supermarkt und Tankstelle
So viel Plastik, Zucker und ungesunde Lebensmittel, und dann teilweise auch noch aus Japan und den USA importiert – ist das wirklich ein gutes Angebot für junge Leute? Servet Karaaslan sieht es so: „Auch im Supermarkt haben die Waren oft einen langen Weg zurückgelegt und es gibt dort ebenfalls ungesunde Sachen.“ Dennoch ergänzt er: „Wir sind im Gespräch mit weiteren Anbietern, um eventuell auch Obst und Gemüse anbieten zu können.“

Eine Gruppe Jugendlicher kommt herein, die jungen Leute schauen sich um und tippen dann ihre Wünsche in das zentrale Bestell-Terminal. „Geil“, sagt einer der Jugendlichen. Ein etwas älterer Kunde kauft sich ebenfalls etwas, murmelt aber: „Ganz schön teuer!“

Eine Packung Nachos, 92 Gramm, kostet hier 6,90 Euro. „Das ist die neue Sorte“, sagt Servet Karaaslan. „Jeder weiß, wie teuer diese Marke ist. Preislich liegen wir zwischen Einzelhandel und Tankstelle. Natürlich können wir beim Großhändler nicht dieselben Preise verhandeln wie große Supermarktketten, aber wenn der Einkaufspreis für uns sinkt, machen wir auch die Produkte im Automaten billiger.“

Rund eine Woche nach dem Start sind die beiden 36-Jährigen zufrieden mit der Resonanz. „Es kommen viele Schüler, Studenten, aber auch Pärchen, die abends noch einen Aperol oder ein Bier möchten“, sagt Saliba Günes. Aus allen Automaten sei schon Ware gekauft worden, sie müssten jeden Morgen zum Auffüllen kommen.
„Bei zwölf Lieferanten ist das viel Arbeit“, sagt Servet Karaaslan. „Es ist nicht so, dass wir nur Automaten aufstellen und das zum Selbstläufer würde.“ Am beliebtesten seien derzeit ausländische Getränke. Aber auch das spezielle Angebot aus Automat Nummer 3 sei schon genutzt worden: Auf Wunsch wird Sexspielzeug ausgeworfen.
„Viele Menschen trauen sich nicht, diese Artikel im Laden zu kaufen oder im Internet zu bestellen, ohne sie gesehen zu haben“, begründet Saliba Günes. Die beiden Freunde sind in Sachen Geschäftsidee sogar so optimistisch, dass sie bereits nach weiteren Standorten für Automatenkioske suchen.
Keine Angst vor der Konkurrenz
Und was sagen die Tankstellenbetreiber, die in Teilen ein ähnliches Sortiment führen? „Ich glaube nicht, dass wir dadurch weniger Umsatz haben“, sagt Alexander Thoms, Mitarbeiter der Eni-Tankstelle an der Reichenaustraße. „Zu uns kommen viele Pendler und Kunden aus der Schweiz.“
Ähnlich äußert sich Emily Hoffmann, Verkäuferin der Aral-Tankstelle in Konstanz: „Wir haben viele Stammkunden, die bewusst den Kontakt zu den Menschen suchen. Ich glaube nicht, dass Automaten uns Verkäufer ersetzen können. Aber für junge Leute, die in der Innenstadt unterwegs sind, ist das bestimmt ein gutes Angebot.“