Die Lieder für diese letzte Feier hatte sie noch selbst ausgesucht, und sie schufen den Rahmen für einen protestantisch-nüchternen und dennoch sehr persönlichen Abschied. So erlebte die Trauergemeinde die Beisetzung von Brigitte Weyl – oder, wie sie für die meisten Weggefährten hieß: Frau Doktor Weyl – am Mittwoch auf dem Friedhof in Konstanz-Allmannsdorf. Angehörige, Freunde und Kollegen würdigten das vielschichtige Lebenswerk einer beeindruckenden Persönlichkeit.
In der Kapelle über dem See sangen sie das fromme Frühlingslied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, wie die Verstorbene es sich gewünscht hatte. Am 3. April war sie im Alter von 95 Jahren in Berg im Thurgau gestoben; auch Gemeindepräsident Thomas Bitschnau erwies ihr die letzte Ehre.
Klaus-Dieter Nikischin, evangelischer Pfarrer auf dem Bodanrück, erinnerte daran, dass bei einer Beerdigung neben der Trauer auch der Dank seinen Platz haben solle, das Sich-Freuen über Begegnungen, Leistungen, Erlebnisse; und dieser Dank gelte auch Gott. Brigitte Weyl, die Tochter der SÜDKURIER-Gründers Johannes Weyl, aufgewachsen vor und während des Weltkriegs in Berlin und promovierte Ärztin, habe immer weit über Konstanz und Südbaden hinaus gedacht und gewirkt.
Vier Generationen SÜDKURIER-Geschäftsführer waren dabei
Zur eher kleinen Trauergemeinde gehörten neben Verwandten und Freunden auch vier Generationen von SÜDKURIER-Geschäftsführern: Christian Reindl, Helmut Hauser, Rainer Wiesner und Michel Bieler-Loop ehrten Brigitte Weyl ebenso wie ihr wichtigster Geschäftspartner der letzten Jahrzehnte, Walter Engstle.
Der Geschäftsführer erinnerte daran, wie die Verlegerin bis zuletzt regen Anteil nahm an der Arbeit des Südverlags sowie des ebenfalls von ihr gegründeten Universitätsverlags UVK. Sie sei optimistisch, motivierend, aber bei sich und anderen auf Disziplin bedacht gewesen. Ihr „positiver Lebenswille“ und ihre Neugier, die sie auf alle sechs Kontinente führte, seien gute Erinnerungen.

Ein weiteres Lied, das sich Brigitte Weyl für ihre Beerdigung ausgesucht hatte, war „Der Mond ist aufgegangen“. „Eigenwillig“, nannte Pfarrer Nikischin an einem strahlenden Frühlingsvormittag diese Entscheidung, verwies aber auch auf die Strophe, in der es heißt: „So sind wohl manche Sachen / die wir getrost belachen / weil unsre Augen sie nicht sehn“.
Sie vertraute der Wissenschaft und glaubte an Gott
Brigitte Weyl war als Ärztin durch und durch der Wissenschaftlichkeit und als Verlegerin der belegbaren Erkenntnis verpflichtet; sie war aber eben auch bescheiden genug, um anzuerkennen, dass das Beweisbare vielleicht nicht alles ist.